Skip to main content English

Neurodermitis: Krankheitsgedächtnis der Haut

Bestimmte Gedächtniszellen in der Haut könnten die Ursache dafür sein, warum Neurodermitis immer wieder zurückkehrt
Alle News

(Wien, 29-01-2021) ForscherInnen der Meduni Wien und des CeMM konnten zeigen, dass sich bestimmte Populationen von Immunzellen in der Haut von Neurodermitis-Betroffenen festsetzen und auch nach einjähriger erfolgreicher Therapie noch vorhanden sind. Diese Zellen aus der Gruppe der dendritischen Zellen und T Helferzellen sind durch die Produktion bestimmter Entzündungsbotenstoffe charakterisiert, welche die Aktivität der Neurodermitis befeuern.

Die atopische Dermatitis, auch Neurodermitis oder atopisches Ekzem genannt, stellt derzeit die häufigste chronisch-entzündliche Hautkrankheit des Menschen dar. Sie beginnt üblicherweise im frühen Kindesalter und kann mit Nahrungsmittelallergien, Heuschnupfen und allergischem Asthma einhergehen. Zwar verschwindet die Erkrankung bei vielen Betroffenen bereits wieder im späten Kindes- oder frühen Erwachsenenalter, ein nicht unbeträchtlicher Anteil jedoch leidet ein Leben lang an dieser stark juckenden Hautkrankheit. Bei diesen PatientInnen gibt es zwar eine Reihe von Therapiemöglichkeiten, um die Hautsymptome zu lindern oder auch zur Abheilung zu bringen, jedoch kehrt die atopische Dermatitis üblicherweise sehr bald nach Therapieende wieder zurück.

ForscherInnen der Universitätsklinik für Dermatologie der MedUni Wien (Erstautorin: Christine Bangert, Projektleiter: Patrick M. Brunner) konnten in Zusammenarbeit mit Thomas Krausgruber und Christoph Bock vom CeMM zeigen, dass sich bestimmte Populationen von Immunzellen in der Haut von NeurodermitikerInnen festsetzen, und diese auch nach einjähriger erfolgreicher Therapie nicht eliminiert werden.
Diese Zellen, die zur Gruppe der dendritischen Zellen und T Helferzellen gehören, sind durch die Produktion bestimmter Entzündungsbotenstoffe charakterisiert, wodurch die Aktivität der Neurodermitis befeuert wird.

In der nun im Top-Journal Science Immunology veröffentlichten Studie untersuchten die AutorInnen Hautproben von PatientInnen, deren Hautveränderungen unter einer Therapie mit dem monoklonalen Antikörper Dupilumab, der den Interleukin-4 Rezeptor blockiert, komplett abgeheilt waren. Trotz der erfolgreichen Therapie waren bestimmte Entzündungszellen, nämlich die genannten dendritischen und T-Helfer Gedächtniszellen, noch immer nachweisbar. Interessanterweise waren diese Zellen bei gesunden ProbandInnen nicht zu finden.

„Der Umstand, dass diese Zellen in gesunder Haut offenbar nicht vorkommen, macht diese zu einem attraktiven Ziel für neue Therapieansätze, die möglicherweise über die aktive Therapie hinaus zu einer längerfristigen Abheilung dieser Hautkrankheit führen könnten,“ erklärt Patrick Brunner. Besonders die sogenannten Th2A-Zellen, die auch bei AllergikerInnen im Blut auftreten und welche nach erfolgreicher Immuntherapie verschwinden, sind hier von besonderem Interesse. Diese Zellen tragen bestimmte Rezeptoren an ihrer Oberfläche, die es ihnen ermöglichen, rasch auf Entzündungsreize zu reagieren, die für Krankheiten des sogenannten atopischen Formenkreises (atopische Dermatitis, Asthma, allergische Rhinitis) typisch sind. Diese Zellen könnten auch dazu beitragen, warum die atopische Dermatitis bei einem Teil der PatientInnen während der Adoleszenz spontan verschwindet, bei anderen jedoch ein Leben lang bestehen bleibt.

Interessanterweise waren erhöhte Entzündungssignale nicht nur in der Haut, sondern auch im Blut von erfolgreich behandelten PatientInnen nachweisbar. „Dieses Resultat zeigt uns, dass Patienten mit schwerer Neurodermitis trotz Erscheinungsfreiheit aufgrund erfolgreicher Therapie auch eine systemische Beteiligung aufweisen,“ ergänzt Christine Bangert.


Service: Science Immunology
„Persistence of mature dendritic cells, Th2A and Tc2 cells characterize clinically resolved atopic dermatitis under IL-4R-alpha blockade“ Christine Bangert, Katharina Rindler, Thomas Krausgruber, Natalia Alkon, Felix M. Thaler, Harald Kurz, Tanya Ayub, Denis Demirtas, Nikolaus Fortelny, Vera Vorstandlechner, Wolfgang M. Bauer, Tamara Quint, Michael Mildner, Constanze Jonak, Adelheid Elbe-Bürger, Johannes Griss, Christoph Bock, Patrick M. Brunner
Science Immunology, January 22, 2021, DOI: 10.1126/sciimmunol.abe2749