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Veronika-Fialka-Moser-Diversitäts-Preis 2021 an herausragende Beiträge zur Vielfalt

Auszeichnungen für Projekte der MedUni Wien honorieren Leistungen zur Diversität und machen Vielfalt sichtbar
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Vizerektorin Michaela Fritz überreichte die Urkunden an die PreisträgerInnen der Kategorie Forschung

(Wien, 12-03-2021) Die MedUni Wien zeichnete die diesjährigen PreisträgerInnen der Veronika-Fialka-Moser-Diversitäts-Preise aus. Im Rahmen des Tages der Medizinischen Universität Wien wurden die PreisträgerInnen verkündet.

Um die bewusste Auseinandersetzung mit Diversität an der Medizinischen Universität Wien gezielt zu fördern, vergibt die MedUni Wien den Veronika-Fialka-Moser-Diversitäts-Preis. Damit sollen Leistungen in diesem Bereich honoriert und Vielfalt sichtbar gemacht werden. Der Preis ist nach Veronika Fialka-Moser, Professorin für Physikalische Medizin, benannt, um ihre langjährigen Verdienste im Bereich Diversity Management an der MedUni Wien zu würdigen.

Heuer wurden mit dem Preis herausragende Beiträge in den Kategorien Forschung und Lehre ausgezeichnet. Pro Kategorie wird ein Preisgeld in Höhe von 2.000 Euro verliehen. MitarbeiterInnen als auch AbsolventInnen und Studierende der MedUni Wien konnten Beiträge einreichen.

PreisträgerInnen Kategorie Forschung

Erster Platz: Sebastian Schnaubelt
 

Basic life support courses for refugees are feasible and induce awareness and commitment towards lay rescuer resuscitation in a new population group

Dieses Forschungsprojekt hatte das Planen, Etablieren und Durchführen von Basic-Life-Support-Kursen (Basis-Wiederbelebungskurse) für geflüchtete Menschen und deren wissenschaftliche Begleitung und Auswertung zum Inhalt. Es wurden ein Verein gegründet, Mitglieder angeworben und geschult, der Kontakt zu den jeweiligen (politischen oder anderen) Entscheidungsträgern gesucht, und ein wissenschaftliches Konzept erarbeitet. Schließlich wurden etwa 200 geflüchtete Menschen (der Großteil in Unterbringungszentren) geschult und wissenschaftlich beleuchtet. Durch die Gewinnung von Native Speakers der unterschiedlichen Sprachen und Beratern für die unterschiedlichen Kulturkreise und Heimatländer konnte eine Vermittlung der Inhalte und eine korrekte Auswertung von Fragebögen und Interviews für die wissenschaftliche Begleitung sichergestellt werden. Das Abbilden einer Machbarkeit von Reanimationskursen einerseits, und deren nachhaltiger Impact auf die Bevölkerungsgruppe der Geflüchteten im Speziellen und auf die Gesamtbevölkerung im Allgemeinen waren die Hauptziele der Forschungsarbeit. Durch die geplante Publikation der Ergebnisse soll Entscheidungsträgern jeglicher Ebene eine Basis geboten werden, die Vermittlung von Gesundheitsfragen (und insbesondere die wichtige Kenntnis der Wiederbelebung) in der Gruppe der Geflüchteten und MigrantInnen zu etablieren. Hier kann sowohl der Gruppe als solcher zu mehr Selbstvertrauen und Problemlösungskompetenz verholfen werden, als auch deren Integration in die Gesamtbevölkerung gestärkt werden (Stichwort Flüchtling rettet einem zusammengebrochenen Passanten das Leben).  

 

Zweiter Platz ex aequo: Galateja Jordakieva, Lovro Markovic, Sebastian Jensen, Maren Jeleff-Entscheff, Ruth Kutalek, Richard Crevenna

Risikofaktoren und Arbeitssituation von Gesundheitspersonal in der COVID-19-Epidemie

Dieses Projekt konzentriert sich auf „weniger sichtbare“ Health Care Workers (HCW), die im Gesundheitswesen bzw. in Betrieben, die COVID-19-PatientInnen behandeln, arbeiten und Grunderkrankungen (z. B. Herz-Kreislauf-, Atemwegserkrankungen, Diabetes) aufweisen, die als Risikofaktoren für einen schwereren Erkrankungsverlauf identifiziert wurden. Besonders haben dabei HausarbeiterInnen, z.B. Reinigungspersonal und ServiceassistentInnen, als „weniger sichtbares“ Personal im klinischen Umfeld Berücksichtigung gefunden. Diese sind ein klassisches Beispiel für einen "blinden Fleck" im Gesundheitswesen, wie auch während der COVID-19-Pandemie. Sprachbarrieren und mangelnder Zugang zu digitalen Kommunikationsmöglichkeiten am Arbeitsplatz (in der Regel kein Computer- oder Internetzugang, keine persönliche Arbeits-E-Mail usw.) machen es schwierig, diese wichtige Kohorte zu erreichen.  Die ersten Erkenntnisse der Studie legen nahe, dass MitarbeiterInnen des Reinigungs- und Servicepersonals im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung kein wesentlich erhöhtes Risiko für eine SARS-CoV-2 Infektion haben, sofern keine direkte Arbeit an PatientInnen getätigt werden musste bzw. die Einhaltung der empfohlenen Schutzmaßnahmen befolgt wurde. Dennoch zeigten bestehende Fehlinformationen in Bezug auf SARS-CoV-2 und COVID-19 v.a. zu Beginn der Pandemie die Notwendigkeit für arbeitsmedizinisches bzw. ärztliches Schulungsangebot auf. Dieses Angebot würde HausarbeiterInnen nicht nur ihre wichtige Funktion im Klinikbetrieb entsprechend vermitteln, ihr Infektionsrisiko und Adhärenz zur empfohlenen Schutzausrüstung (durch besseres Verständnis für richtiges An/Ablegen und ihren genauen Zweck) weiter positiv beeinflussen, sondern auch etwaige Ängste und Fehlinformationen reduzieren, welche sie in ihren privaten Bereich weiter vermitteln können und damit in einzelnen Fällen zur Weiterbildung schwerer zu erreichender (Bildungs)schichten beitragen.
Ein wichtiger Aspekt für das Studienteam war es auch, diesen TeilnehmerInnen, besonders in den unsicheren Zeiten während der ersten Monate der COVID-19 Pandemie, die Möglichkeit zu bieten mit ärztlichen MitarbeiterInnen über ihre Ängste und offene Fragen in Bezug auf SARS-CoV-2 und COVID-19 zu sprechen.

 

Zweiter Platz ex aequo: Stefan Riedl

Klinische Versorgung und Begleitforschung bei Jugendlichen mit Geschlechtsdysphorie

Stefan Riedl leitet seit über 10 Jahren die Ambulanz für Varianten der Geschlechtsentwicklung an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde. Die Betreuung der PatientInnen erfolgt in Kooperation mit einem „Gender-Team“, bestehend aus JugendpsychiaterInnen, PsychologInnen und PsychotherapeutInnen, die die Diagnose „Geschlechtsdysphorie“ abklären sowie gegebenenfalls die Indikation zur Hormontherapie stellen. Regelmäßig finden gemeinsame Fallkonferenzen/Board-Meetings statt, um individuelle PatientInnen interdisziplinär zu besprechen. Dazu besteht eine enge Kooperation mit der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, die psychotherapeutische Begleitung findet großteils extramural in Zusammenarbeit mit erfahrenen TherapeutInnen statt. Die PatientInnen werden in wissenschaftliche Studien eingeschlossen. Die laufende klinische Versorgung von Jugendlichen mit Geschlechtsdysphorie bedeutet eine große Erleichterung für die Betroffenen und trägt in gesamtgesellschaftlicher Hinsicht zur Sichtbarmachung/Akzeptanz von Diversität in der Bevölkerung bei. Die Begleitforschungsprojekte können zur Optimierung der individuellen PatientInnenversorgung wie auch zum besseren Verständnis von Transidentität als Basis zum Abbau von Vorurteilen und Diskriminierung beitragen.

 

PreisträgerInnen Kategorie Lehre

 

Erster Platz: Igor Grabovac

Block 22/23 – Public Health – Diversity Konzepterstellung

Block 22/23 - „Public Health“ ist Teil des Pflichtcurriculums für Studierende im siebten Semester des Studienganges Humanmedizin an der Medizinischen Universität Wien. Mit Themen, die von Gesundheitssystemen bis zur Präventivmedizin reichen, ist das Hauptziel des neuen Diversity-Konzepts in "Public Health" den Studierenden mehr Informationen über Schlüsselkonzepte der Vielfalt zu geben und zu erarbeiten wie diese die Gesundheit beeinflussen, welche Rolle die Vielfalt bei der Behandlung und Pflege von PatientInnen spielt und welche Rolle ÄrztInnen in ihren Communities spielen. Der Block zielt darauf ab den Studierenden Werkzeuge zur Verfügung zu stellen, mit denen sie Probleme identifizieren können, die mit Vielfalt verbunden sind. Weiters soll den Studierenden gezeigt werden, wie sie beispielsweise Stigma und Diskriminierung in ihrer eigenen täglichen Praxis und auch auf größeren gesellschaftlichen Ebene bekämpfen können.

 

Zweiter Platz: Andrea Berzlanovich

Interdisziplinäre Ringvorlesung „Eine von fünf“

Die interdisziplinäre Ringvorlesung „Eine von fünf“ wird nun mehr seit 11 Jahren – mit wechselnden Schwerpunkten – am Zentrum für Gerichtsmedizin der Medizinischen Universität Wien gemeinsam mit dem Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) und seit 2016 auch in Kooperation mit der Volksanwaltschaft abgehalten. Hauptziele dieser Lehrveranstaltung sind die Sensibilisierung und Information über die tabuisierte Thematik „Geschlechterspezifische Gewalt“ sowie Antworten auf die Fragen „Wie erkenne ich Gewalt?“, „Wie spreche ich Gewalt an?“, „Wie dokumentiere ich Gewaltfolgen gerichtsverwertbar?“ und „Wie kann ich dazu beitragen, dass weitere Gewalttaten verhindert werden?“ zu geben. – Fragen, die nicht nur für die fachgerechte medizinische Betreuung der Betroffenen unerlässlich sind, sondern ebenso für die Prävention künftiger Gewaltdelikte. Darüber hinaus sollen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Ringvorlesung dafür gewonnen werden, sich im wissenschaftlichen Kontext mit Gewalt und den daraus resultierenden gesundheitlichen Problemen auseinanderzusetzen. Zielgruppen sind einerseits zukünftige Medizinerinnen und Mediziner, andererseits auch Studierende und im Beruf Stehende anderer Fachrichtungen wie Psychologie, Pädagogik, Rechts- und Pflegewissenschaften, Soziologie und Internationale Entwicklung.

 

Dritter Platz: Natalija Frank, Andreas Ronge

Universitätslehrgang Study Management MSc

Die Medizinische Universität Wien startete im Herbst 2018 den Universitätslehrgang Study Management MSc. MitarbeiterInnen in der klinischen Forschung, die von den (Principal) Investigators betreute Studien selbständig und zu großen Teilen eigenverantwortlich durchführen, werden als „Studienpersonal“ bezeichnet. Bis zum heutigen Zeitpunkt gibt und gab es keine bzw. kaum staatlich anerkannte Ausbildungen auf diesem Gebiet und deshalb Unsicherheit in den Anstellungsverhältnissen, meist zu geringe Bezahlung und häufige Überforderung der MitarbeiterInnen durch unklar definierte Aufgabenbereiche. Großteils - aber nicht ausschließlich - rekrutieren sich Study Nurses (m/w) aus dem pflegerischen Bereich und auch aufgrund dessen, handelt es sich hier um ein stark von Frauen dominiertes Berufsfeld. Der Lehrgang bietet allen in diesem Bereich Tätigen einen Zugang zu akademischer und staatlich abgesicherter Ausbildung und leistet so einen Beitrag zur (Selbst)Ermächtigung der MitarbeiterInnen. Mit dem Lehrgang werden sowohl kurzfristige und für die einzelnen TeilnehmerInnen direkt vorteilhafte, aber auch längerfristige, eher die Struktur betreffende Ziele verfolgt. Auf der „Individuellen Ebene“ erhalten die Studierenden einen wissenschaftlich fundierten Background und sowohl hard skills als auch soft skills, um in der Welt der klinischen Forschung (argumentativ) bestehen zu können. Längerfristig und mehr auf der „strukturellen Ebene“ angesiedelt, soll der Beruf der Study Coordinators sichtbarer gemacht und Rechte und Pflichten klar definiert werden.