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Lehrende der MedUni Wien bei Ars Docendi-Verleihung mit Anerkennungspreis ausgezeichnet

Wahlpflichtfach "Einstieg in die klinische Praxis" fördert mittels Peer Teaching die klinische Handlungskompetenz
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Foto: BMBWF/Martin Lusser
(v.l.n.r.:) Paul Supper, Iris Acker, Florian Simon Linke, Patric Kienast und Anahit Anvari-Pirsch

(Wien, 24-09-2021) Ein Lehrprojekt der MedUni Wien wurde im Zuge der Vergabe der Ars Docendi Staatspreise mit einem Anerkennungspreis in der Kategorie „Lernergebnisorientierte Lehr- und Prüfungskultur“ ausgezeichnet. Das Team bestehend aus Paul Supper, Iris Acker, Patric Kienast, Florian Simon Linke, Andrea Praschinger und Anahit Anvari-Pirsch wurde für das Projekt „Einstieg in die klinische Praxis mit dreistufigen Peer-Teaching Key-Feature Fällen“ ausgezeichnet. Es handelt sich um ein Wahlpflichtfach im 5. Studienjahr des Medizinstudiums an der MedUni Wien.

Um den Übergang von der Theorie in die Praxis zu begleiten, haben die MitarbeiterInnen der MedUni Wien ein dreistufiges Peer-Teaching Format entwickelt, dessen Lernergebnis die Stärkung der klinischen Handlungskompetenz ist und folgende Stufen umfasst:
1. interaktive Key-Feature Fälle: zur Simulation klinischer Handlungskompetenz mit Reflexion
2. Remote Background: eine Hintergrundpräsentation offizieller Lernunterlagen, relevanter Leitlinien und Publikationen, gefolgt von einem Selbstassessment mit Anregung zur eigenständigen Vertiefung
3. interaktive Falldiskussion: ein Live-Webinar mit Diskussion und Reflexion mit Schwerpunkt auf der klinischen Entscheidungsfindung

Die Peers, studentische Lehrende mit medizindidaktischer Schulung, hatten bereits Erfahrung mit den Herausforderungen des klinischen Übergangs und waren in der Lehrendenrolle durch Schulungen und Vorerfahrungen vorbereitet. Der Fallentwicklungsprozess wurde durch klinische Expertinnen und Experten approbiert, sowie durch Feedbackschleifen qualitätskontrolliert und laufend verbessert.

Dieses dreistufige Peer-Teaching Format thematisiert Herausforderungen des Einstiegs in die klinische Praxis aus der Perspektive der Studierenden und fördert die klinische Entscheidungsfindung durch hohe studentische Aktivierung, Auffrischung bisheriger Lernunterlagen, Förderung des quervernetzten Denkens und Anwendung evidenzbasierter Medizin. Es ist auf andere medizinische Universitäten anwendbar und adressiert die Herausforderungen beim Erklimmen der Miller-Pyramide.

Würdigung der Jury:
Immer schon haben Peers eine große Rolle im Studium gespielt. Wenn dieses Thema in den letzten Jahren in universitätsdidaktischen Diskussionen eine stetig wachsende Rolle spielt, dann ist das der Einsicht geschuldet, dass gewisse Lernziele im Peer Teaching durch fortgeschrittene Studierende am besten erreicht werden können – und dass der Gewinn auf beiden Seiten gleichermaßen liegt. Deswegen ist es keinesfalls ökonomischen Überlegungen geschuldet, wenn die Jury das umfangreiche Peer-Teaching-Projekt „Einstieg in die klinische Praxis“ der Medizinischen Universität Wien (Dr. Paul Supper und Team: Dr.in Iris Acker, Dr. Patric Kienast, Dr. Florian Simon Linke, Mag.a Dr.in Andrea Praschinger, Ao. Univ.-Prof.in Dr.in Anahit Anvari-Pirsch) auszeichnet. Dieses als Wahlpflichtfach angelegte Projekt versucht, einer großen Gruppe von Studierenden der Humanmedizin den Einstieg in die klinische Phase des Studiums (5. Studienjahr) zu erleichtern. Dies geschieht durch ein breites Programm der Unterstützung durch fortgeschrittene und medizindidaktisch geschulte Studierende. Dabei sollen bereits erworbene Kenntnisse im Hinblick auf ihre Anwendung vertieft und reflektiert werden. Im Hinblick auf klinische Entscheidungsfindungen werden Eigenständigkeit, vernetztes Denken und evidenzbasierte Medizin geübt. Die Peers fördern dies durch Aufbereitung selbst erlebter klinischer Fälle, die sowohl in Präsenz wie online behandelt werden. In der ersten Stufe werden entsprechende Videos zur Verfügung gestellt und individualisierte Handlungsoptionen entwickelt; die zweite, ebenfalls videogestützte Phase dient der Wiederholung von Lernelementen aus dem Studium und dem Self-Assessment, die dritte findet als Live-Webinar statt, in dem unterschiedliche Aspekte vertieft und Fragen erörtert werden. Nicht zuletzt werden auch Erfahrungen aus dem Arzt/Patienten-Kontakt thematisiert. Die Qualitätssicherung wird durch eine Überprüfung der Beispiele durch klinische Fachexpertinnen und Fachexperten sowie ein systematisches Feedback durch die Studierenden geleistet.

Die Jury hat es überzeugt, wie hier an der Schwelle zur Klinik das Engagement von erfahreneren Kommilitoninnen und Kommilitonen mit ihren Erfahrungen produktiv eingesetzt wird. Es wurde ein innovatives Konzept erarbeitet, das in dieser Form einen großen Ressourcenaufwand benötigt, das aber ein hohes Potenzial für die Übertragung auf andere Hochschulen und Kontexte birgt.

Zum Ars Docendi Staatspreis
Um einerseits die große Bedeutung der Lehre im Wissenschaftssystem und andererseits die notwendige Kooperation im tertiären Bildungssektor entsprechend hervorzuheben, sowie die damit verbundene Qualitätsentwicklung in der Hochschullehre insgesamt zu unterstützen, wurde  gemeinsam mit der Universitätenkonferenz, der Fachhochschul-Konferenz, der Österreichischen Privatuniversitäten Konferenz, der  Rektorinnen- und Rektorenkonferenz der österreichischen Pädagogischen Hochschulen und der Österreichischen Hochschüler/innenschaft der „Ars Docendi-Staatspreis für exzellente Lehre“ bereits zum neunten Mal ausgeschrieben. Der Preis wurde in den fünf thematischen Kategorien vergeben und dazu gab es elf Akerkennungspreise. Insgesamt gab es diesmal 191 Einreichungen mit 444 nominierten Personen aus 56 verschiedenen Hochschulen.