Skip to main content English

MedUni Wien reicht erste multizentrische klinische Studie erfolgreich in europäisches CTIS-Meldesystem ein

Alle News
Copyright (c) 2019 Aquarius Studio/Shutterstock

(Wien, 12-09-2022) Die MedUni Wien hat im Rahmen des EU-Horizon-2020-Projekts „TTV GUIDE TX“ als erste akademische Institution in Österreich eine klinische Studie in der neuen europäischen harmonisierten Clinical Trials Regulation (Verordnung (EU) 536/2014) in das Meldesystem Clinical Trials Information System (CTIS) eingebracht. Untersucht wird die Steuerung der immunsuppressiven Therapie nach Nierentransplantation mittels Messung des TT-Virusspiegels.

Die Verordnung über klinische Prüfungen (Clinical Trials Regulation, CTR) harmonisiert seit 2022 die Verfahren zur Bewertung und Überwachung klinischer Prüfungen auf multinationalem Level im EU-Raum. Online-Anträge für die Genehmigung zur Durchführung einer klinischen Prüfung in mehreren europäischen Ländern werden über eine einzige Online-Plattform namens Clinical Trials Information System (CTIS) eingereicht, wodurch die Durchführung solcher multinationalen Prüfungen effizienter wird.

TT-Virus als Gradmesser für Immunsuppressiva
Das Projekt TTV GUIDE TX wurde entwickelt, um die Steuerung der immunsuppressiven Therapie zu optimieren. Empfänger:innen einer Nierentransplantation benötigen Immunsuppressiva, um das Risiko einer Organabstoßung zu verringern. Das geschwächte Immunsystem bedingt jedoch ein erhöhtes Risiko für Infektionen. Immunsuppressiva, vor allem Calcineurininhibitoren, werden derzeit vor allem nach Medikamentenspiegel im Blut dosiert, wobei diese Messung die Stärke der Immunsuppression nicht ausreichend widerspiegelt.

Mittels Quantifizierung des unschädlichen und in den meisten Menschen vorkommenden Torque-Teno-Virus (TTV) sollen in diesem Projekt die Immunsuppression nach Nierentransplantation optimiert und so Organabstoßung und Infektionen reduziert werden. TTV kommt natürlicherweise im Blut von gesunden Personen und Empfänger:innen einer Nierentransplantation vor, verursacht aber keine Krankheit. Wenn das Immunsystem der Patient:innen stark ist, ist die TTV-Belastung gering; dies weist auf ein Risiko für eine Organabstoßung hin. Bei schwachem Immunsystem ist die TTV-Belastung hoch; dies weist auf ein Infektionsrisiko hin.

Dafür wird TTV im Blut der Empfänger:innen eines Nierentransplantats mittels PCR quantifiziert. In Vorarbeiten der Arbeitsgruppe von Gregor Bond (Klinische Abteilung für Nephrologie und Dialyse) konnte in Kooperation mit dem Zentrum für Virologie der MedUni Wien (Elisabeth Puchhammer-Stöckl) und der Virologie des Klinischen Instituts für Labormedizin (Robert Strassl) eine TTV-Range definiert werden, die eine optimale Immunsuppression darstellt. Grundlegende Vorarbeit wurde auch von der Universitätsklinik für Thoraxchirugie (Peter Jaksch) geleistet.

Im Rahmen des TTV GUIDE TX Projekts erhalten in einer klinischen Studie über 260 Empfänger:innen eines Nierentransplantats von 13 Zentren aus sechs Ländern randomisiert die immunsuppressive Therapie entweder nach konventioneller – Calcineurininhibitor Talspiegel basierter – Strategie oder nach TTV-Menge im Blut gesteuert. Das Projekt wird durch den Horizon-2020-Health-Call (Projektnummer 896932) der Europäischen Union mit einer Summe von über sechs Millionen Euro für fünf Jahre gefördert. Gregor Bond von der Klinischen Abteilung für Nephrologie und Dialyse der MedUni Wien ist Chief Investigator und Koordinator des Projekts mit insgesamt 19 Partnern aus sieben europäischen Ländern.

Über die Clinical Trials Regulation (CTR)
Die Verordnung über klinische Prüfungen harmonisiert seit 2022 die Verfahren zur Bewertung und Überwachung klinischer Prüfungen auf multinationalem Level im EU-Raum. Die Bewertung, Genehmigung und Überwachung klinischer Prüfungen liegen in der Verantwortung der EU-Mitgliedstaaten und der Länder des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR). Vor dieser Verordnung mussten Antragsteller klinischer Studien Anträge für klinische Studien separat bei den zuständigen nationalen Behörden und Ethikkommissionen in jedem Land einreichen, um die behördliche Genehmigung zur Durchführung einer klinischen Studie zu erhalten. Die Verordnung ermöglicht es Antragstellern, einen Online-Antrag über eine einzige Online-Plattform namens Clinical Trials Information System (CTIS) für die Genehmigung zur Durchführung einer klinischen Prüfung in mehreren europäischen Ländern einzureichen, wodurch die Durchführung solcher multinationalen Prüfungen effizienter wird. Die Verordnung macht es für die EU-Mitgliedstaaten auch effizienter, solche Anträge über das Informationssystem für klinische Prüfungen gemeinsam zu bewerten und zu genehmigen.

Der Zweck besteht darin, Innovation und Forschung in der EU zu fördern und die Durchführung größerer klinischer Studien in mehreren EU-Mitgliedstaaten/EWR-Ländern zu erleichtern. In Österreich wird die Einreichung von der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) im Auftrag des Bundesamts für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) gemeinsam mit der zuständigen Ethikkommission bewertet und genehmigt.

Dieses war die erste klinische Prüfung, die Österreich als verfahrensführender Mitgliedsstaat (oder "Reporting Member State, RMS") betreut hat. Der RMS hat die besondere Aufgabe, alle gesetzlich geforderten Gutachten zu erstellen, die dann von den anderen beteiligten Staaten nur mehr kommentiert werden müssen. Österreich wurde vom Sponsor der multinationalen Studie gewählt, da die AGES mit dem TTV Guide TX Projekt bereits aus Innovationsgesprächen zu Förderung neuartiger Studienansätze vertraut war. Diese Vorbereitung hat Österreich nicht nur als RMS qualifiziert, sondern hat es auch ermöglicht, die Begutachtung effizient und ohne kritische Mängel oder Verzögerungen abzuschließen.