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MedUni Wien trauert um Alfred Kratochwil

Pionier der Ultraschalldiagnostik im 95. Lebensjahr verstorben
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Zum Angedenken an den im 95. Lebensjahr verstorbenen Prof. Alfred Kratochwil erlauben wir uns, einen Nachruf auf die wissenschaftliche und bahnbrechend innovative Leistung von Herrn Prof. Kratochwil zu veröffentlichen.

Nachdem Alfred Kratochwil 1953 zum Doktor der Medizin promovierte, war Kratochwil in den frühen 60er Jahren an der II. Universitätsfrauenklinik in Wien tätig. Schon 1964 war er beauftragt, Studien zur Lage des Mutterkuchens in Utero durchzuführen. Die damals verwendeten röntgenstrahlbasierten Untersuchungsmethoden waren ungenügend. Durch die Arbeiten eines Wiener Augenarztes, welcher am Augapfel Ultraschalltechnik anwendete, war Kratochwil ermutigt, diese Technik in der Frauenheilkunde und Geburtshilfe anzuwenden. Schon in den frühen 60er Jahren untersuchte Prof. Kratochwil schwangere Patientinnen und konnte vor Kaiserschnittentbindungen in über 90% aller Fälle eine positive Korrelation zwischen der Lage des Mutterkuchens und der wirklichen Situation in der unmittelbar darauf durchgeführten Kaiserschnittentbindung verzeichnen. Der Beweis für die Anwendbarkeit dieser neuen Technik im Bereich der Frauenheilkunde war somit erbracht. Durch seine bahnrechenden Arbeiten zur Anwendung des Ultraschalls bei der Schwangeren war Kratochwil eine Leitfigur der Ultraschallanwendung in Frauenheilkunde und Geburtshilfe und seine Arbeiten haben maßgebend zur Entwicklung und Forschung in diesem Fachgebiet beigetragen. Durch seine Alleinstellung in der Anwendung der Ultraschalltechnik hat er auch fachübergreifend in chirurgischen und internen Fächern die Ultraschalltechnik zur Anwendung gebracht, sodass eine große Vielzahl von wissenschaftlichen Arbeiten publiziert wurden. So wurden von ihm mehr als 300 wissenschaftliche Arbeiten in deutscher Sprache veröffentlicht. Ebenso war Kratochwil Herausgeber von maßgeblichen Lehrbüchern, wie z.B. das 1986 erschienene Lehrbuch „Ultraschalldiagnostik in Geburtshilfe und Gynäkologie“. Die Arbeiten, die von Kratochwil durchgeführt wurden, beschäftigten sich mit Ultraschall in Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Er war Gründungsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Ultraschall und auch Gründungsmitglied sowie Präsident (1978-1981) der Europäischen Gesellschaft und Weltgesellschaft für Ultraschall in Medizin und Biologie und hatte die interimistische Leitung der 2. Frauenklinik im Jahr 1979 inne. Seine intensive Zusammenarbeit mit der Firma KretztechnikAG, wo er forschend und beratend tätig war, ermöglichten ihm, am Puls der Zeit mit den neuesten technischen Entwicklungen zu sein. Als Ausdruck der Wertschätzung seines wissenschaftlichen Lebenswerkes war er der Erste, dem die Ian-Donald-Goldmedaille der Internationalen Gesellschaft für Ultraschall in Geburtshilfe und Frauenheilkunde im Jahre 1991 überreicht wurde. Insgesamt reichen diese Zeilen nicht aus, um das Gesamtlebenswerk von Herrn Prof. Dr. Alfred Kratochwil entsprechend zu würdigen. Eine Vielzahl von Büchern, seine intensive Lehrtätigkeit, die auch weit nach seiner Versetzung in den Ruhestand angehalten hat, zeigen, dass Prof. Dr. Alfred Kratochwil Zeit seines Lebens an Forschung, Lehre und Weitergabe seines wertvollen Wissens interessiert gewesen ist.

Mit Prof. Kratochwil haben wir einen der bedeutendsten Pioniere der Ultraschalldiagnostik verloren. Sein bescheidener Charakter gepaart mit höchster wissenschaftlicher Kompetenz wird uns stets in Erinnerung bleiben.

Dieter Bettelheim
Universitätsklinik für Frauenheilkunde