Skip to main content English

Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Menschen mit Schizophrenie

Forscher:innen stellten fest, dass die Pandemie bedeutsame Auswirkungen auf das Leben und die Behandlung von Menschen mit Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis hatte
Alle News
(c) 2016 Feng Yu/Shutterstock

(Wien, 03-03-2023) Eine Forschungsgruppe rund um Matthäus Fellinger von der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der MedUni Wien untersuchte, wie sich die Corona-Pandemie auf das Leben und die Behandlung von Menschen mit Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis auswirkt. Die Studie wurde im renommierten International Journal of Social Psychiatry veröffentlicht.

Im Rahmen der Studie wurden Schizophrenie-Betroffene in ambulanten, tagesklinischen sowie stationären Betreuungssettings mittels speziell entwickelter qualitativer Tiefeninterviews zu ihren persönlichen Erfahrungen in der Pandemie befragt. Dabei stellten die Forscher:innen fest, dass die Pandemie und damit einhergehende Präventionsmaßnahmen zu einer für die psychische Gesundheit der Studienteilnehmer signifikanten Einschränkung der Alltagsaktivitäten und zwischenmenschlichen Interaktionen führte. Außerdem wurde die Pandemie-Situation in einer Atmosphäre des Fremdseins und der Bedrohung erlebt. Hinzu kam, dass relevante bio-psycho-soziale Unterstützungssysteme ihre Dienste entweder vorübergehend einstellten oder Alternativen (z.B. Tele-Betreuung) anboten, die als wenig hilfreich empfunden wurden. Der Wegfall von Interaktion, Tagesstruktur und Betreuung war für Proband:innen vor allem dann kritisch, wenn sie für die Aufrechterhaltung der psychischen Gesundheit wesentlich waren. Vorerfahrungen in der Bewältigung von persönlichen Krisen, insbesondere auch im Zusammenhang mit einer psychischen Erkrankung, wurden von den Interview-Partner:innen als hilfreich in der Bewältigung der täglichen Herausforderungen im Rahmen der Pandemie gesehen.

„Die Studie zeigt, dass die psychiatrische Versorgung von Menschen mit Erkrankungen aus dem schizophrenen Formenkreis auch während einer Pandemie Priorität haben und bestmöglich aufrechterhalten werden muss. Klarerweise braucht es hierbei eine differenzierte Einschätzung des individuellen Unterstützungs- und Behandlungsbedarfs und die Bereitstellung der benötigten bio-psycho-sozialen Betreuung“, sagt Studienleiter Matthäus Fellinger.

Publikation: International Journal of Social Psychiatry
How does the COVID-19 pandemic affect the personal lives and care realities of people with a schizophrenia spectrum disorder? A qualitative interview study
Alexander Kaltenboeck, Filipe Portela Millinger, Sarah Stadtmann, Christine Schmid, Michaela Amering, Susanne Vogl, Matthäus Fellinger.

DOI: 10.1177/00207640231156833