
(Wien, 10-07-2023) Inga Koneczny, Neurowissenschafterin an der Abteilung für Neuropathologie und Neurochemie der Universitätsklinik für Neurologie, MedUni Wien, hat erfolgreich einen hochdotierten Grant der European Research Executive Agency der EU eingeworben. Das Projekt IgG4-TREAT bildet ein Ausbildungsprogramm für Doktorand:innen auf dem Gebiet der Erforschung von spezifischen Autoimmunerkrankungen. Inga Koneczny hat als „Consortium coordinator“ Koordination und Projektleitung inne.
Das Projekt umfasst ein internationales Konsortium, es arbeiten Forscher:innen aus Österreich, Frankreich, Niederlanden, Deutschland, Griechenland, Türkei und Italien zusammen. Die Fördersumme beträgt 2,6 Mio. Euro, davon gehen 0,54 Mio. Euro an die MedUni Wien.
IgG4-Autoimmunerkrankungen (IgG4-AID) sind selten, stellen aber insgesamt eine bedeutende Gruppe schwerer Krankheiten dar, die viele verschiedene Organe betreffen, z.B. Haut, Gehirn, Nerven und Nieren bei Patient:innen, die häufig nicht auf aktuelle Behandlungen ansprechen. Beispiele für IgG4-AID sind Myasthenia gravis mit MuSK-Antikörpern, Pemphigus vulgaris, Thrombotisch-thrombozytopenische Purpura oder bestimmte Formen von Autoimmunenzephalitiden. IgG4-AID weisen Gemeinsamkeiten auf, die auf eine gemeinsame zugrunde liegende Immunpathogenese hinweisen, die einen gemeinsamen Ansatz zur Identifizierung neuer therapeutischer Ziele und zum Testen neuer Behandlungsstrategien möglich und notwendig machen.
Inga Koneczny und ihre Kolleg:innen gehen davon aus, dass genetische Risikofaktoren und eine gestörte Immunantwort zu einer erhöhten Anfälligkeit für die Produktion von Antikörpern gegen körpereigene Proteine führen können. Diese gehören zu einer speziellen Unterklasse namens IgG4, die normalerweise harmlos ist, bei diesen Patient:innen jedoch Krankheiten verursachen kann, indem sie die normalen Funktionen im Körper beeinträchtigen.
„Wir sind das erste Konsortium, das sich zum Ziel gesetzt hat, IgG4-AID, einschließlich pathogenem IgG4, sowie die Zellen, Moleküle und Mechanismen, die an der Produktion von IgG4-Autoantikörpern beteiligt sind, vergleichend zu untersuchen. Dabei nutzen wir einen explorativen Multi-Omics-Ansatz in Kombination mit modernsten Methoden der Zell- und Molekularbiologie“, erklärt Inga Koneczny. Dazu werden die Forscher:innen ein neues humanisiertes Mausmodell von IgG4-AID etablieren, um eine neuartige, auf Immunapherese basierende Therapie zu entwickeln und zu testen, die auf eine sofortige Linderung für alle IgG4-AID-Patient:innen abzielt.
Das innovative Ausbildungsprogramm kombiniert universitäre und multidisziplinäre forschungsbasierte Ausbildung mit modernster webbasierter Lehre und persönlicher Betreuung durch den akademischen und nichtakademischen Sektor. Ziel ist es, eine neue Generation von Expert:innen für IgG4-AID zu fördern, die für innovative multidisziplinäre translationale Forschung mit Schwerpunkt auf der Entwicklung biomedizinischer Produkte qualifiziert sind und sich dadurch sowohl akademische Berufslaufbahnen als auch in der Industrie eröffnen.
Über Marie Skłodowska-Curie Actions & Support to Experts
REA.A – Marie Skłodowska-Curie Actions & Support to Experts ist eine spezifische Aktivität im Rahmen des Rahmenprogramms der Europäischen Union für Forschung und Innovation, bekannt als Horizon Europe. Es handelt sich um ein Förderprogramm, das darauf abzielt, Spitzenforschung und Mobilität von Forscher:innen in Europa zu unterstützen. MSCA Doctoral Networks konzentrieren sich als spezifischer Teil auf die Förderung von Doktorand:innenprogrammen und bietet Unterstützung für Ausbildungsnetzwerke, die Forschungsprojekte für Doktorand:innen in Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern durchführen.
MSCA Doctoral Networks ermöglichen es Doktorand:innen, in internationalen und interdisziplinären Umgebungen zu forschen. Sie bieten eine breite Palette an Ausbildungs- und Entwicklungsaktivitäten, um Doktorand:innen bei der Entwicklung ihrer Fähigkeiten, Kenntnisse und Karrieremöglichkeiten zu unterstützen. Die Netzwerke werden von Konsortien von Einrichtungen, wie Universitäten, Forschungszentren und Unternehmen, gebildet, um die Zusammenarbeit und den Wissensaustausch zu fördern.
Zur Person
Inga Koneczny ist Projektleiterin an der Abteilung für Neuropathologie und Neurochemie der Univ. Klinik für Neurologie. Sie hat Molekularbiologie an der Universität Wien studiert und schloss anschließend ihr Doktoratsstudium in Clinical Neurosciences an der Universität Oxford ab. Danach war sie als Postdoktorandin an den Universitäten Yale (bis 2014) und Maastricht (bis 2016) tätig. Bereits während ihres Doktorstudiums forschte sie an den Autoantikörpern von Myasthenia-gravis-Patient:innen. An den Universitäten Yale und Maastricht setzte sie ihre Forschung an der Krankheit fort. Nach ihrer Rückkehr trat sie im November 2016 eine Stelle als Postdoktorandin am damals Klinischen Institut für Neurologie in der Arbeitsgruppe von Romana Höftberger an, mit der sie gemeinsam an der Entwicklung innovativer Testverfahren zur Entdeckung neuer anti-neuronaler Autoantikörper arbeitete. Für ihre Forschungsleistungen erlangte sie bereits renommierte Stipendien (DOC fFORTE der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und das Erwin-Schrödinger Auslandsstipendium des FWF). 2018 konnte sie ein prestigeträchtiges Hertha Firnberg-Projekt des FWF gewinnen. Außerdem ist sie Autorin und Co-Autorin von 27 wissenschaftlichen Publikationen.