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Veronika-Fialka-Moser-Diversitäts-Preis 2023 an herausragende Beiträge zur Vielfalt

MedUni Wien zeichnet Leistungen zu Diversität in den Kategorien Engagement und Diplomarbeiten aus
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v.l.n.r.: Rektor Markus Müller, Sophie Pils, Pia Baldinger-Melich, Benjamin Spurny-Dworak, Vizerektorin Michaela Fritz

(Wien, 14-03-2023) Mit dem Veronika-Fialka-Moser-Diversitäts-Preis ehrt die MedUni Wien jährlich Projekte, die sich mit Vielfalt und Diversity in der Medizin beschäftigen. Die diesjährigen Preisträger:innen wurden im Rahmen des Tages der Medizinischen Universität Wien ausgezeichnet.

Um die bewusste Auseinandersetzung mit Diversität an der Medizinischen Universität Wien gezielt zu fördern, vergibt die MedUni Wien jährlich den Veronika-Fialka-Moser-Diversitäts-Preis. Damit sollen Leistungen in diesem Bereich honoriert und Vielfalt sichtbar gemacht werden. Der Preis ist nach Veronika Fialka-Moser, Professorin für Physikalische Medizin, benannt, um ihre langjährigen Verdienste im Bereich Diversity Management an der MedUni Wien zu würdigen.

In diesem Jahr wurden mit dem Preis herausragende Beiträge in den Kategorien Forschung und Lehre ausgezeichnet. Pro Kategorie wird ein Preisgeld verliehen. Mitarbeiter:innen, Absolvent:innen und Studierende der MedUni Wien konnten Beiträge einreichen.

Preisträger:innen Kategorie Forschung

Erster Platz: Sophie Pils
HPV-Screening im Urin von Transmenschen

Zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs wird derzeit ein HPV-(Humane Papillomaviren)-Abstrich aus dem Gebärmutterhals empfohlen. Transmänner gehen seltener zum PAP/HPV-Screening als Cisfrauen. Gründe sind die schmerzhaftere gynäkologische Untersuchung, Verrechnungsprobleme mit der Krankenversicherung, die geringere Aussagekraft der Tests sowie die Stigmatisierung, als Mann zum:r Frauenärzt:in zu gehen. Die Bestimmung von HPV im Urin ist aber grundsätzlich genderneutral möglich. In die Studie an der MedUni Wien wurden 200 Transmenschen eingeschlossen und ersucht, einen Fragebogen über ihre Genderidentität, bekannte Risikofaktoren für HPV-Infektionen und die Präferenz einer Screeningmethode auszufüllen. Es konnte der Urin von 195 Transmenschen gesammelt und an der Medizinischen Fakultät der Universität von Ljubljana auf HPV-Infektionen getestet werden. Die Prävalenz betrug 19 Prozent und war die höchste bei Menschen, die mit einem Gebärmutterhals geboren wurden. In dieser Studie konnte eine einfache, genderneutrale Methode zur HPV Bestimmung gezeigt werden, bei welcher eine körperliche Untersuchung nicht notwendig ist.

Zweiter Platz: Pia Baldinger-Melich
Sex Matters: A Multivariate Pattern Analysis of Sex- and Gender-Related Neuroanatomical Differences in Cis- and Transgender Individuals Using Structural Magnetic Resonance Imaging

Ziel des Forschungsprojektes war es, anhand von Magnetresonanztomographien des Gehirns strukturelle Unterschiede zwischen den Geschlechtern darzustellen. Es konnte gezeigt werden, dass die Geschlechterunterschiede das gesamte Gehirn betreffen. Mittels maschinellem Lernen ist es möglich, basierend auf Bildgebungsdaten von 121 Menschen das biologische Geschlecht mit einer Genauigkeit von 83 Prozent vorherzusagen. Bei Transgender-Personen sind es nur 67 Prozent. Das zeigt, dass in dieser Personengruppe die Geschlechtsidentität zu einer Veränderung des neuroanatomischen Musters führt, welches Männer und Frauen voneinander unterscheidet. Die geschlechtsangleichende Hormontherapie bei Transgender-Personen verdeutlicht ebenfalls einen Effekt auf die Struktur des Gehirns, insbesondere im Sinne einer „Feminisierung“ bei Transgender-Frauen unter Einfluss von Testosteron.

Dritter Platz: Benjamin Spurny-Dworak
Effects of sex hormones on brain GABA and glutamate levels in a cis- and transgender cohort

Im Rahmen des Forschungsprojekts wurden Effekte der geschlechtsangleichenden Hormontherapie auf die beiden primären inhibitorischen und exzitatorischen Neurotransmittersysteme, GABA und Glutamat, in Transgender-Proband:innen mittels Magnetresonanzspektroskopie (MRS) untersucht und mit einer Cisgender-Kohorte verglichen. Hierbei erhielten Transgender-Proband:innen eine Hormontherapie, während die Cisgender-Vergleichskohorte keine Intervention über den Vergleichszeitraum bekam. Zusätzlich wurden Baseline Vergleiche zwischen Cisgender-Proband:innen in einer der größten evaluierten Kohorten einer MRS Studie errechnet.

v.l.n.r.: Rektor Markus Müller, Anna Kitta, Andrea Berzlanovich, Christian Berger, Daniela Haluza, Curriculumdirektorin Anahit Anvari-Pirsch

Preisträger:innen Kategorie Lehre

Erster Platz: Andrea Berzlanovich, Christian Berger
3 G – Gewalt, Geschlecht, Gesellschaft

Das Seminar vermittelt grundlegendes Wissen über Formen und Dynamiken von Gewalt in unterschiedlichen privaten und beruflichen Kontexten. Die inhaltlichen Schwerpunkte konzentrieren sich auf sexuelle, körperliche, psychische und ökonomische Gewalt. Dabei wird einerseits der Umgang mit körperlichen bzw. verbalen Übergriffen und sexueller Belästigung am Arbeitsplatz, in öffentlichen sowie geschützten Räumen behandelt. Andererseits wird die rechtliche Situation der Betroffenen erörtert und auf entsprechende Unterstützungsangebote hingewiesen. Methodisch werden Inputs der:des Lehrveranstaltungsleiter:in mit offenen und durch Impuls- und Reflexionsfragen angeleiteten Diskussionen kombiniert. In durch Simulationsschauspieler:innen unterstützten Planspielen wird die ärztliche Gesprächsführung in herausfordernden Situationen mit den Kursteilnehmer:innen geübt. Im Anschluss werden in gemeinsamen Fallanalysen aufgearbeitet. Der Verarbeitung und Besprechung des Erlebten bzw. Beobachteten wird in der darauffolgenden Lehrveranstaltungseinheit noch einmal Raum gegeben. Erweitert wird das Seminar um einen arbeits- und gleichbehandlungsrechtlichen Gastvortrag von Bianca Schrittwieser, Leiterin der Abteilung Arbeitsrecht der AK Wien.


Zweiter Platz: Anna Kitta
Medical Humanities and Narrative Medicine

Die Prämisse des Kurses ist die Bedeutung individueller Geschichten und die Wirkung, die sie haben, wenn sie in medizinischen Begegnungen anerkannt werden. Die Narrative Medizin sieht das Engagement für soziale Gerechtigkeit als eine ihrer Hauptaufgaben an, ebenso wie das Infragestellen von Normen und des "Normalen". Darüber hinaus betont sie das Aushalten von Ambiguität und die Integration von Fähigkeiten aus geisteswissenschaftlichen Disziplinen in die medizinische Ausbildung. Nach der Erstellung des Konzepts hat Anna Kitta das Wahlfach im Sommersemester 2022 zum ersten Mal durchgeführt und dann im Wintersemester erneut angeboten. Es findet im 2-Wochen-Rhythmus an der Medizinischen Universität Wien statt.


Dritter Platz: Daniela Haluza
One Health: ein integrativer transdiziplinärer Gesundheitsansatz

Im Rahmen der Gender- und Diversity-Ringvorlesungen der MedUni Wien hält Daniela Haluza einen Vortrag zum Thema „One Health: ein integrativer transdisziplinärer Gesundheitsansatz“. Das Konzept verdeutlicht, wie umfassend und tiefgreifend Gender und Diversity die Gesundheit beeinflussen. Zur Diskussion steht, wie ein bestehendes Ungleichgewicht auf nationaler und internationaler Ebene durch Awarenessschaffung behoben werden kann. Des Weiteren werden relevante Konzepte wie „Health in all Policies“, „One Health“ und weitere genannt sowie die Rolle von Biodiversität und Nachhaltigkeit für Gesundheit und Wohlbefinden. Thema sind auch die Ziele für Nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) und das Shifting Baseline Syndrom sowie einige gender- und diversitätssensible Perspektiven für den One Health-Ansatz. Der Vortrag beinhaltet eine Diskussion der Inhalte und kann von Studierenden, die die Thematik für ihre Abschlussprüfung wählen, geprüft werden.