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Neue Studie zeigt verbesserte Diagnosemöglichkeiten für Fischallergien

Fischallergische Personen reagieren nicht auf alle Fischarten gleichermaßen
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Regenbogenforelle

(Krems/Wien, 01-04-2025) – Eine aktuelle Studie zur Fischallergie hat neue Erkenntnisse über die Reaktivität auf Parvalbumine, die Hauptallergene in Fischen, gewonnen. Ein Forschungsteam der Karl Landsteiner Privatuniversität und der Medizinischen Universität Wien hat gemeinsam mit internationalen Kolleg:innen die IgE-Reaktivität auf Parvalbumine von 12 verschiedenen Süßwasserfischarten aus Österreich untersucht. Die Ergebnisse der im Journal of Investigational Allergology and Clinical Immunology veröffentlichten Studie tragen dazu bei, die Diagnose einer Fischallergie zu verbessern und Patient:innen gezieltere Ernährungsalternativen zu bieten.

Viele fischallergische Personen reagieren nicht auf alle Fischarten gleichermaßen. Während einige Fischarten starke allergische Reaktionen auslösen können, sind andere für bestimmte Allergiker:innen möglicherweise verträglich. Die Identifikation allergener und verträglicher Fischarten ist jedoch aufgrund der großen Anzahl konsumierter Fischarten herausfordernd.

„Unsere Forschung zeigt, dass vor allem Parvalbumine aus der Familie der Salmoniden (z. B. Forellen und Lachse) bei 89–95 Prozent der untersuchten Patientinnen und Patienten eine starke IgE-Reaktivität hervorriefen, während Parvalbumine aus Wels, Aal und Schleie deutlich seltener eine Reaktion auslösten“, erklärt Christine Hafner von der Klinische Abteilung für Haut- und Geschlechtskrankheiten der Universitätsklinikums St. Pölten (einem Lehr- und Forschungsstandort der KL Krems).

Neue Erkenntnisse über Kreuzreaktivitäten und Sensibilisierungsmuster
Die Studie untersuchte außerdem, inwieweit Parvalbumine aus unterschiedlichen Fischarten Kreuzreaktionen auslösen können. Besonders Salmoniden und Barschartige (Perciden) erwiesen sich als Hauptsensibilisatoren. Im Gegensatz dazu zeigte das Wels-Parvalbumin eine deutlich geringere Reaktivität. Und weiters wiesen 90 Prozent der untersuchten Personen, die gegenüber Wels negativ getestet wurden, auch keine Reaktion auf weitere Fischarten auf. Dies könnte darauf hindeuten, dass Wels für einige Fischallergiker:innen eine potenziell verträgliche Alternative sein könnte.

„Diese Ergebnisse sind ein wichtiger Schritt zur Personalisierung der Allergiediagnostik. Anstatt pauschal allen Fisch zu meiden, könnte eine präzisere Testung dazu beitragen, individuell verträgliche Fischarten zu identifizieren und so unnötige Ernährungseinschränkungen zu vermeiden“, so Heimo Breiteneder von der Abteilung Medizinische Biotechnologie am Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung der Medizinischen Universität Wien.

Neue Ansätze für die Allergiediagnose und -therapie
„Unsere Forschungsergebnisse legen nahe, dass Fischallergie-Diagnosetests künftig Parvalbumine aus Süßwasser-Salmoniden beinhalten sollten, um die Mehrzahl der Fischallergikerinnen und -allergiker zu identifizieren. Gleichzeitig ist IgE gegen das Wels-Parvalbumin ein Indikator dafür, dass Patientinnen und Patienten möglicherweise auf viele Fischarten reagieren“, ergänzt die Erstautorin der Studie, Tanja Kalic Kamath von der Klinischen Abteilung für Haut- und Geschlechtskrankheiten der Universitätsklinikums St. Pölten (einem Lehr- und Forschungsstandort der KL Krems).

Die Studie bietet wichtige Erkenntnisse für Allergologinnen und Allergologen, die ihre Diagnostik präzisieren und individuellere Ernährungsempfehlungen für Fischallergiker:innen geben möchten. „Unsere Ergebnisse könnten dazu beitragen, unnötige Nahrungsmittelverbote zu reduzieren und gleichzeitig die Sicherheit der Patientinnen und Patienten zu verbessern“, resümiert Christine Hafner. Die Forschungsergebnisse sollen in zukünftige Entwicklungen von diagnostischen Panels einfließen, um eine genauere Testung und bessere Therapieoptionen zu ermöglichen.

Über die Studie
Die Untersuchung umfasst Daten von  fischallergischen Patientinnen und Patienten aus Niederösterreich und Wien und wurde mit Unterstützung des NÖ Landesfischereiverbands (G. Gravogl), dem Projekt LIFE Sterlet der BOKU Wien (T. Friedrich) sowie Fischereibetrieben aus Dobersberg (G. Gratzl), Traismauer (J Haimel) und Leobersdorf (F. Trauttmansdorff) durchgeführt, die die für diese Studie verwendeten Fischarten zur Verfügung stellten.
Die Studie wurde im Rahmen des vom Land Niederösterreich geförderten Projekts „Danube-ARC - Danube Allergy Research Cluster“ durchgeführt. An diesem Cluster sind neben der KL Krems auch die MedUni Wien, die Universität für Bodenkultur Wien, die Veterinärmedizinische Universität Wien, das Austrian Institute of Technology sowie die Universitätskliniken St. Pölten und Krems beteiligt. Geleitet wird dieser Cluster von Rudolf Valenta vom Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung der MedUni Wien.

Publikation: Journal of Investigational Allergology and Clinical Immunology
Dissecting the Sensitization Profiles to Parvalbumins From 12 Freshwater Fish Species to Improve Diagnosis of Fish Allergy.
Kalic Kamath Tanja, Teodora Djukic, Sandip D Kamath, Nina Lengger, Stefanie Ottersbach, Karolina Uranowska-Kostrubala, Maja Mladenovic Stokanic, Kyung Hee Park, Peter Forstenlechner, Martina Aumayr, Giovanni Lamorte, Tanja Velickovic Cirkovic, Wolfgang Hemmer, Heimo Breiteneder, Christine Hafner.
DOI: 10.18176/jiaci.1069
https://www.jiaci.org/ahead-of-print/dissecting-the-sensitization-profiles-to-parvalbumins-from-12-freshwater-fish-species-to-improve-diagnosis-of-fish-allergy