
(Wien, 24-07-2025) Infektionen oder Reaktivierungen des BK-Polyomavirus zählen zu häufigen Komplikationen nach einer Nierentransplantation. Betroffen ist das Transplantat selbst, es kann durch eine unkontrollierte Virusvermehrung dauerhaft geschädigt werden. Da bislang wirksame Medikamente gegen das Virus fehlen, ist die frühzeitige Erkennung von Hochrisikopatient:innen entscheidend. Eine systematische Analyse hat nun untersucht, welche Risikofaktoren Einfluss auf BK Virus Komplikationen haben können. Bestimmte Medikamente wurden mit einem erhöhten Risiko assoziiert – gleichzeitig wurde deutlich, dass kein einzelner Faktor allein ausschlaggebend ist. Entscheidend bleibt deren Zusammenspiel und die individuelle Immunkompetenz, die zur Kontrolle der Virusvermehrung im Transplantat notwendig ist. Die Ergebnisse wurden im Fachmagazin Kidney International veröffentlicht.
Die BK-Polyomavirus-Nephropathie ist eine häufige Ursache für Transplantatschädigungen nach Nierentransplantation. Bislang beruhte die Einschätzung von Risikofaktoren größtenteils auf kleineren oder retrospektiven Fallstudien. Michael Eder und Kolleg:innen der Klinischen Abteilung für Nephrologie und Dialyse an der Universitätsklinik für Innere Medizin III der MedUni Wien haben eine umfassende systematische Literaturübersicht samt Meta‑Analyse veröffentlicht. Ziel war es, modifizierbare Risikofaktoren für BK‑Polyomavirus‑assoziierte Komplikationen (BKPyV) nach Nierentransplantationen zu identifizieren.
Für die Analyse wurden über 6.600 wissenschaftliche Arbeiten gesichtet, von denen 165 Studien mit insgesamt rund 197.000 Patient:innen in die Auswertung aufgenommen wurden. Untersucht wurden die Auswirkungen verschiedener Immunsuppressiva, insbesondere Tacrolimus im Vergleich zu Cyclosporin, der Einsatz von Kortikosteroiden, Rituximab, Mycophenolat-Mofetil, mTOR-Inhibitoren sowie von Antithymozytenglobulin im Vergleich zu IL-2-Rezeptorantagonisten. Auch der Einfluss einer ABO-Blutgruppeninkompatibilität zwischen Spender:in und Empfänger:in sowie der Einsatz von Ureterstents wurde analysiert.
Die Ergebnisse zeigen, dass Kortikosteroide mit einem erhöhten Risiko für drei von vier untersuchten Virus-Komplikationen in Zusammenhang stehen. Auch für Tacrolimus und Antithymozytenglobulin ließ sich in jeweils zwei Endpunkten ein signifikanter Zusammenhang feststellen. Einzelne Risikozusammenhänge wurden mit Tacrolimus-Blutspiegeln, ABO-Inkompatibilität, Rituximab, Mycophenolat, mTOR-Inhibitoren und Ureterstents festgestellt.
Die Publikation analysiert modifizierbare Faktoren im bisher größten Umfang und stärkt die vorhandene Evidenzbasis. Trotz der identifizierten Assoziationen lassen die Ergebnisse vermuten, dass die Risikofaktoren nicht einzeln, sondern im Zusammenspiel miteinander und folglich die daraus resultierende individuelle Immunkompetenz entscheidend ist. Dass die meisten Risikofaktoren zugleich jedoch wichtige Medikamente zur Abstoßungsprophylaxe darstellen, unterstreicht die Komplexität des Problems und den Bedarf wirksamer antiviraler Medikamente und personalisierter Konzepte zur optimalen Transplantnachsorge.
Publikation: Kidney International
A systematic literature review and meta-analysis evaluated modifiable risk factors for the development of BK polyoma virus-associated complications
Michael Eder, Alexander Kainz, Haris Omic, Christof Aigner, Dragan Copic, Camille N Kotton, Nassim Kamar, David Wojciechowski, Hans H Hirsch, Rainer Oberbauer
Kidney Int. 2025 Jul 2:S0085-2538(25)00506-X. doi: 10.1016/j.kint.2025.06.014