
(Frankfurt, Wien, 16-10-2025) Die tuberöse Sklerose ist eine Erbkrankheit, die abnorme Wucherungen im Gehirn, Veränderungen der Haut und manchmal die Entwicklung von Tumoren in lebenswichtigen Organen, wie dem Herzen, den Nieren und der Lunge, verursachen kann. Für seine Forschung auf diesem Gebiet wurde Oliver Eichmüller von der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde der MedUni Wien mit dem Forschungspreis der Deutschen Tuberöse Sklerose-Stiftung ausgezeichnet.
Der Assistenzarzt mit Spezialgebiet pädiatrische Neuroonkologie teilt sich den mit 10.000 Euro dotierten Preis mit seiner Forschungskollegin Nina Stefanie Corsini vom Institut für Molekulare Biotechnologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.
Im Rahmen ihrer nun ausgezeichneten, von der Jury als wegweisend bezeichneten Studie (Amplification of human interneuron progenitors promotes brain tumors and neurological defects, Science 2022, doi: 10.1126/science.abf5546) wurden aus Stammzellen gewonnene Gehirnorganoide von Patient:innen genutzt, um die Entstehung typischer Hirnveränderungen bei Tuberöser Sklerose (TS) zu untersuchen. Dabei entdeckten Oliver Eichmüller und Nina Stefanie Corsini mit ihrem Team eine spezielle Gruppe unreifer Nervenzellen aus einem speziellen Hirnbereich (CGE), die aufgrund geringer Mengen an TSC-Proteinen besonders anfällig für genetische Veränderungen ist und krankhaftes Wachstum zeigt. Diese Zellen, sogenannte CLIP-Zellen, konnten als gemeinsamer Ursprung sowohl kortikaler Tubera als auch TS-Tumoren identifiziert werden – auch ohne vollständigen Verlust des zweiten Gens.
Damit ist es erstmals gelungen, typische TS-Hirnläsionen wie Tubera und Tumore im Labor mithilfe menschlicher Hirnorganoide nachzubilden. Dies stellt einen bedeutenden Fortschritt in der Modellierung der Erkrankung dar und ermöglicht tiefere Einblicke in Krankheitsmechanismen, etwa zur Entstehung epileptischer Netzwerke, was durch die Forschungsgelder der TS Stiftung unterstützt wird.
Zur Person:
Oliver Eichmüller studierte Humanmedizin an der Universität Heidelberg und begann im Rahmen seiner medizinischen Dissertation im Labor von Prof. Jürgen Knoblich am Institut für Molekulare Biotechnologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften an der Tuberösen Sklerose zu arbeiten. Seit Beginn 2024 ist er als Assistenzarzt im Spezialbereich für pädiatrische Neuroonkologie an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde der Medizinischen Universität Wien tätig. Neben der klinischen Arbeit beteiligt er sich an Forschungsprojekten in der pädiatrischen Neuroonkologie an der Medizinischen Universität Wien, sowie zu der TS am Institut für Molekulare Biotechnologie. Seine Arbeiten zur TS wurden bereits mit dem Ernst-Niedermeyer-Preis 2022 und dem Alfred-Hauptmann-Preis 2023 ausgezeichnet.