
(Salzburg/Wien, 25-09-2025) Clemens Gutmann, Arzt in Facharztausbildung an der Klinischen Abteilung für Kardiologie der MedUni Wien, wurde von der Österreichischen Gesellschaft für Innere Medizin (ÖGIM) für eine Studie zur Rolle nicht-kodierender RNAs im Kontext der Thrombozytenaggregation und der Therapie mit Thrombozytenaggregationshemmern beim akuten Myokardinfarkt mit dem Paracelsus-Preis ausgezeichnet.
Der Preis wird von der ÖGIM für herausragende experimentelle wissenschaftliche Arbeiten mit internistisch-klinischem Bezug vergeben.
In der Arbeit konnten neue Erkenntnisse zur Rolle nicht-kodierender RNAs (ncRNAs) im Kontext der Thrombozytenaggregation und der Therapie mit Thrombozytenaggregationshemmern gewonnen werden. Das translationale Projekt kombinierte die Analyse verschiedener Proben – Plättchen, Plättchenüberstände sowie Blutplasma – aus einer populationsbasierten Kohorte (Bruneck-Studie) und einer klinischen Interventionsstudie bei Myokardinfarktpatient:innen (PACMAN-AMI) mit umfassenden experimentellen Untersuchungen zur Kompartimentalisierung und zu den Freisetzungswegen von ncRNAs aus Plättchen.
Dabei konnte gezeigt werden, dass Plättchen verschiedene Klassen nicht-kodierender RNAs – darunter microRNAs, Y-RNAs, long-noncoding RNAs und circular RNAs – über unterschiedliche Trägermoleküle ins Blut abgeben. Es wurden zwei unterschiedliche Freisetzungswege identifiziert: ein starker, proteingebundener Mechanismus für microRNAs und Y-RNAs sowie ein vergleichsweise schwächerer, vesikelgebundener Mechanismus für circular RNAs und long-noncoding RNAs. Zudem wurden nicht-kodierende RNAs identifiziert, deren Freisetzung gezielt über Signalwege erfolgt, die durch gängige Plättchenhemmer gehemmt werden – etwa miR-21 über den Arachidonsäure-Signalweg (z. B. Aspirin) oder miR-150 über den P2Y12-Signalweg (z. B. Clopidogrel, Ticagrelor oder Prasugrel). Diese nicht-kodierenden RNAs verdeutlichen damit die unterschiedlichen Mechanismen der Freisetzung aus Thrombozyten.
In der Bruneck-Studie und im PACMAN-AMI-Trial wurden diese nicht-kodierenden RNAs in der bislang größten Studie ihrer Art systematisch mit konventionellen Plättchenfunktionsmessungen verglichen. Dabei zeigte sich, dass insbesondere bei Patient:innen mit erhöhten Entzündungswerten (C-reaktives Protein) konventionelle ex-vivo-Aggregationsmessungen verfälscht sein können, da Thrombozyten durch die Entzündung in vivo präaktiviert werden und deshalb ex vivo refraktär erscheinen. Nicht-kodierende RNAs können in solchen Fällen besser die in vivo Aktivierung widerspiegeln und könnten die Aussagekraft konventioneller Funktionstests ergänzen.
Das dazugehörige Paper „Platelets and inflammation - insights from platelet non-coding RNA content and release in the Bruneck study and the PACMAN-AMI trial“ wurde im Juni 2025 im Journal „Cardiovascular Research“ veröffentlicht.
zur Person
Clemens Gutmann hat an der Medizinischen Universität Innsbruck Medizin studiert und dort im Anschluss die ärztliche Basisausbildung absolviert. Danach erhielt er ein Stipendium der British Heart Foundation und konnte damit seinen PhD bei Manuel Mayr, British Heart Foundation in London, durchführen. Seit seiner Rückkehr nach Österreich ist er an der Klinischen Abteilung für Kardiologie der Universitätsklinik für Innere Medizin II der MedUni Wien tätig. Hier arbeitet er einerseits klinisch als Arzt in Ausbildung zum Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie. Andererseits setzt er hier seine kardiovaskuläre Forschung gemeinsam mit Manuel Mayr fort, der an der MedUni Wien im Rahmen einer Cardiovascular Cluster Professur mitwirkt.