
(Wien, 01-09-2025) Michael Bonelli, stellvertretender Leiter der Klinischen Abteilung für Rheumatologie der MedUni Wien, hat mit Anfang August eine Professur für Experimentelle Rheumatologie (§99-1) angetreten. Er forscht an innovativen Immuntherapien, um die Translation von Grundlagenforschung in die klinische Praxis voranzutreiben.
Die experimentelle Rheumatologie bildet eine zentrale Schnittstelle zwischen Grundlagenforschung und klinischer Versorgung von Patient:innen mit Autoimmunerkrankungen und chronisch entzündlichen Erkrankungen. Durch die enge Verzahnung von präklinischer und klinischer Forschung sollen die molekularen und zellulären Mechanismen dieser Krankheiten besser verstanden werden – mit dem Ziel, neue diagnostische Verfahren und innovative Therapien zu entwickeln.
Michael Bonelli ist stellvertretender Leiter der Klinischen Abteilung für Rheumatologie der Universitätsklinik für Innere Medizin III der MedUni Wien und Leiter der Clinical and Translational Science Unit. Sein Ziel ist es, Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung in die klinische Praxis zu übertragen, um die Klassifikation von Patient:innen zu verbessern, eine frühzeitige Diagnose zu ermöglichen und neue Therapiestrategien zu entwickeln.
„In Zukunft wird die experimentelle Rheumatologie eine noch bedeutendere Schlüsselrolle einnehmen“, erklärt Michael Bonelli, „sie ermöglicht die personalisierte Stratifikation von Patient:innen, eröffnet neue Wege zur gezielten Immunmodulation und beschleunigt die Translation von Forschungsergebnissen in die klinische Praxis.“
Ein besonderer Fokus liegt dabei auf zellulären Therapien, die bisher vor allem in der Onkologie eingesetzt wurden. Hierzu zählen CAR-T-Zelltherapien, die das Immunsystem gezielt gegen pathogene Zellen lenken, ebenso wie Ansätze mit regulatorischen T-Zellen, die überschießende Immunreaktionen langfristig kontrollieren können. „Diese innovativen Immuntherapien eröffnen erstmals die Perspektive, Autoimmunerkrankungen nicht nur zu kontrollieren, sondern auch kurativ zu behandeln. Damit steht die experimentelle Rheumatologie an der Schwelle zu einem Paradigmenwechsel, der die Versorgung rheumatischer Erkrankungen grundlegend verändern wird“, sagt Bonelli.
Michael Bonelli ist Facharzt für Innere Medizin und Rheumatologie. Er absolvierte ein Research Fellowship am National Institutes of Health (NIH) im Labor von John O’Shea, wo er die Rolle epigenetischer Modifikationen für Zellstabilität unter inflammatorischen Bedingungen untersuchte. Nach seiner Rückkehr an die Medizinische Universität Wien gründete er eine Arbeitsgruppe an der Abteilung für Rheumatologie. Als Teil des Spezialforschungsbereichs (SFB)-HIT-70 untersucht sein Team epigenetische Veränderungen bei Patient:innen mit Autoimmunerkrankungen mit dem Ziel, diese durch neue epigenetisch wirksame Medikamente zu reprogrammieren.
Darüber hinaus ist er Principal Investigator am Ludwig Boltzmann Institut für Arthritis und Rehabilitation, wo er die Rolle von strukturelevanten Zellen im Immunsystem erforscht – mit besonderem Fokus auf Zell-Zell-Interaktionen als Treiber entzündlicher Gelenkerkrankungen. Ziel seiner Arbeit ist es, neue Therapien für therapierefraktäre Patient:innen zu entwickeln und so die Zukunft der rheumatologischen Versorgung entscheidend mitzugestalten.
Michael Bonelli ist in zahlreiche nationale und internationale Forschungsnetzwerke eingebunden. So untersucht das interdisziplinäre Horizon-Europe-Projekt „DarkMatter“ die Rolle mikrobieller Peptide bei der Entstehung von Autoimmunerkrankungen wie rheumatoider Arthritis und systemischem Lupus erythematodes. Im Rahmen des Horizon-Europe-Projekts „SQUEEZE“ arbeitet ein internationales Konsortium daran, die Behandlung von Patient:innen mit rheumatoider Arthritis effizienter, sicherer und individueller zu gestalten. Dabei werden gleichzeitig neue Ansätze entwickelt, um Patient:innen präziser zu stratifizieren und Biomarker für bestehende Therapien zu identifizieren. Im Innovative Health Initiative (IHI)-Projekt „AutoPiX“ wiederum liegt der Fokus auf dem Einsatz künstlicher Intelligenz zur Entwicklung neuartiger bildgebungsbasierter Biomarker, die Diagnose und Therapieüberwachung in der Rheumatologie verbessern sollen.