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Martin Krenn erhält Ernst Niedermeyer-Preis der Österreichischen Gesellschaft für Epileptologie

Auszeichnung für Studie zur genetischen Architektur fokaler Epilepsien
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(Wien, 04-06-2021) Martin Krenn von der Universitätsklinik für Neurologie der MedUni Wien wurde von der Österreichischen Gesellschaft für Epileptologie (ÖGfE) für eine epilepsiegenetische Studie mit dem Ernst Niedermeyer-Preis ausgezeichnet.

Die ausgezeichnete Studie mit dem Titel "Diagnostic exome sequencing in non-acquired focal epilepsies highlights a major role of GATOR1 complex genes" wurde 2020 im Top-Journal „Journal of Medical Genetics“ veröffenlicht.

Die genetische Architektur fokaler Epilepsien
Epilepsien gehören mit einer Lebenszeitprävalenz von etwa 0,7% zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen, die zu einer relevanten Beeinträchtigung der Lebensqualität führen. Fokale Epilepsien, bei denen Anfälle von umschriebenen Hirnregionen ausgehen, stellen im Erwachsenenalter die häufigste Form dar und sind durch ein hohes Ausmaß an Therapieresistenz gekennzeichnet.

Lange Zeit wurden generalisierte Epilepsien als primär genetische und fokale Epilepsien als erworbene Erkrankungen angesehen. Die rasanten Fortschritte im Bereich der Molekulargenetik konnten jedoch eindrucksvoll zeigen, dass beide Formen wesentlich durch genetische Faktoren (mit)bedingt sind. Allerdings war bisher weitgehend unklar, inwiefern dieses Wissen um die genetische Ätiologie in die klinische Praxis umgesetzt werden kann. Bisherige genetisch-diagnostische Studien beschränkten sich nämlich weitgehend auf pädiatrische Kohorten mit schweren, frühkindlichen Anfallserkrankungen und heterogener Klinik.

Um diese Lücke zu füllen, führten Martin Krenn und seine KollegInnen eine umfassende Next-Generation Sequencing-Analyse bei 112 PatientInnen mit fokalen Epilepsien durch, wodurch bei 12% eine genetische Diagnose gestellt werden konnte. Die detaillierte Aufarbeitung des genetischen Spektrums zeigte, dass der mit Abstand größte Anteil der detektierten Varianten in Genen des mTOR-Signalweges (GATOR1-Komplex) zu finden war und somit einen potenziell pharmakologisch beeinflussbaren Defekt darstellte. Zusätzlich konnten die ForscherInnen zahlreiche seltene Varianten in bekannten Epilepsie-Genen wie auch in neuen Kandidatengenen beschreiben. Dies lässt vermuten, dass die diagnostische Ausbeute – gemeinsam mit dem stetig zunehmenden Wissen über Genvarianten – in Zukunft weiter ansteigen wird.

Die Arbeit von Martin Krenn zeigt somit einerseits die klinische Nützlichkeit moderner genetischer Analysen bei fokalen Epilepsien im Erwachsenenalter und eröffnet gleichzeitig neue Pfade in Bezug auf die Erforschung personalisierter Therapieformen, die in einer medikamentösen Hemmung des mTOR-Signalweges bestehen könnten.

Der Ernst Niedermeyer-Preis für Epileptologie
Der Ernst Niedermeyer-Preis für Epileptologie wird alle zwei Jahre für herausragende Arbeiten auf dem Gebiet der Epileptologie verliehen. Es können Arbeiten aus sämtlichen Bereichen eingereicht werden, sowohl aus dem Bereich der klinischen Epileptologie, als auch aus dem Bereich der Basiswissenschaften, sofern diese von klinischer Relevanz sind. Es werden ausschließlich Arbeiten aus österreichischen Institutionen bzw. Arbeiten, die Österreicherlnnen während eines Auslandsaufenthaltes durchgeführt haben, berücksichtigt.

Zur Person
Martin Krenn absolvierte sein Medizinstudium an der Medizinischen Universität Wien mit Auslandsaufenthalten an der University of Liverpool und am University College London (UK). Ab 2015 absolvierte er sein PhD-Studium im Programm „Clinical Neurosciences“ (Betreuer: Fritz Zimprich), welches er 2020 mit Auszeichnung abschloss. Seit 2015 steht er zudem an der Universitätsklinik für Neurologie in Facharztausbildung.

Aktuell arbeitet Martin Krenn federführend an Projekten zur Genetik von kindlichen Fieberkrämpfen und neuromuskulären Erkrankungen. Außerdem ist er am bisher größten multizentrischen Epilepsiegenetik-Projekt (Epi25 Collaborative) beteiligt, im Rahmen dessen insgesamt 25.000 PatientInnen mit Anfallserkrankungen sequenziert werden sollen.

Im Laufe seiner wissenschaftlichen Tätigkeit wurde Martin Krenn bereits mit drei Forschungsstipendien der Österreichischen Gesellschaft für Epileptologie bzw. der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie sowie zwei Posterpreisen ausgezeichnet.