(Wien, 24-01-2017) Eine neue Studie der MedUni Wien in Kooperation mit WissenschafterInnen aus Ungarn und Schweden konnte nun erstmals zeigen, dass der Erfolg von speziellen Medikamenten, welche die Blutversorgung von Tumoren bekämpfen – sogenannte Angiogenese-Hemmer – dadurch beeinträchtigt ist, dass sie das Tumorgewebe nicht effektiv durchdringen und damit nicht die kleinsten Blutgefäße im Tumor erreichen können.
Angiogenese – die Bildung von neuen Blutgefäßen aus bereits bestehenden – fördert maßgeblich das Tumorwachstum, da Tumore Sauerstoff und Nährstoffe benötigen, um weiter fortschreiten zu können. Mehrere Medikamente zielen auf die Hemmung der Angiogenese-ab. Der Nutzen dieser speziellen Krebstherapie ist jedoch nicht immer langanhaltend, und bestimmte Krebserkrankungen zeigen kaum oder gar kein Ansprechen darauf. Diese Resistenz gegen Angiogenese-Hemmer ist ein weit verbreitetes Problem im klinischen Alltag.
Die an der Studie beteiligten WissenschafterInnen konnten nun zeigen, dass die Durchdringung dieser Angiogenese-Hemmer durch Tumorgewebe sehr inhomogen ist. Dadurch werden nur wenige Krebszellen von einer effektiv wirksamen Medikamentenkonzentration erreicht.
In der internationalen Studie wurden im Mausmodell Tumoren mit fünf verschiedenen Angiogenese-Hemmern behandelt. Mit Hilfe eines neuartigen bildgebenden Verfahrens (matrix-assisted laser desorption ionization mass spectrometry imaging; MALDI-MSI) konnten die WissenschafterInnen die Konzentration und Verteilung der Krebstherapie im Tumorgewebe messen und mit ihrer Wirksamkeit korrelieren.
Studienleiter Balazs Döme, Leiter des Programms für Translationale Thorakale Onkologie an der Klinischen Abteilung für Thoraxchirurgie der Medizinischen Universität Wien, sagt: „Die bisherige Forschung über Resistenzmechanismen gegen Angiogenese-Hemmer hatte vorwiegend molekulare Faktoren im Fokus. Durch unseren Fokus auf eine inhomogene und dadurch suboptimale Verteilung der Wirkstoffe im Tumorgewebe konnte unser Team einen wichtigen Mechanismus nachweisen, warum Angiogenese-Hemmer in der klinischen Anwendung teilweise ineffektiv sind.“
Ko-Studienleiter György Marko-Varga, Leiter der Forschungsgruppe für Klinische Proteinforschung und Bildgebung an der Abteilung für Biomedizinische Forschung der Universität Lund in Schweden meint weiters: „Die verminderte Wirksamkeit dieser Krebstherapie liegt auch möglicherweise darin, dass man bisher die Verteilung der Medikamente im Tumorgewebe nicht zuverlässig darstellen konnte. Unsere neue Methode bietet Krebsforschern und Onkologen daher die Möglichkeit, das Verhalten dieser Wirkstoffe und die Verteilung im Körper und im Tumorgewebe besser verstehen zu können“
Die Ergebnisse dieser Studie, die im Journal „Theranostics“ veröffentlicht wurden, sollen in Folge zur Entwicklung von neuen Therapiestrategien führen, um die Verteilung und Wirksamkeit von Angiogenese-Hemmern im Tumorgewebe zukünftig zu verbessern.
Die Studie wurde gefördert vom Wiener Fonds für Innovative Krebsforschung, vom Ungarischen Nationalen Wissenschafts-, Entwicklungs- und Innovations-Büro, der Semmelweis Universität Budapest und durch Unterstützung der Mrs. Berta Kamprad Stiftung, der Ingabritt & Arne Lundberg Stiftung und der Crafoord Stiftung.
Service: Theranostics
Torok S, Rezeli M, Kelemen O, Vegvari A, Watanabe K, Sugihara Y, Tisza A, Marton T, Kovacs I, Tovari J, Laszlo V, Helbich TH, Hegedus B, Klikovits T, Hoda MA, Klepetko W, Paku S, Marko-Varga G, Dome B. Limited Tumor Tissue Drug Penetration Contributes to Primary Resistance against Angiogenesis Inhibitors. Theranostics 2017; 7:400-412. doi: 10.7150/thno.16767. http://www.thno.org/v07p0400.htm