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Sphingolipid-System als neuer Ansatzpunkt für Therapien bei Osteoporose

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(Wien, 09-06-2017) Osteoporose ist die häufigste Stoffwechselkrankheit der Knochen, die sowohl bei Frauen als auch bei Männern auftritt. Die Internationale Osteoporose-Stiftung und der europäische Dachverband der nationalen Verbände forschender Pharmaunternehmen schätzen, dass in der EU rund 22 Millionen Frauen und 5,5 Millionen Männer von Osteoporose betroffen  sind. Mit dem Älterwerden der Gesellschaft wird die Osteoporose immer mehr zu einer Herausforderung für das Gesundheitssystem. Daher werden dringend neue Therapieansätze für die Behandlung von Osteoporose benötigt. In einem Gastbeitrag im  Journal „Expert Opinion on Therapeutic Targets“  haben ForscherInnen der MedUni Wien aufgezeigt, dass die pharmakologische Beeinflussung des zellulären Sphingolipid-Systems zu neuartigen Osteoporose-Therapien führen könnte.

Peter Pietschmann, Osteoporose- und Knochenbiologieexperte am Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung der MedUni Wien, meint: „In den vergangenen Jahrzehnten haben sich die Therapieoptionen bei dieser Krankheit deutlich verbessert. Als Beispiel wären Bisphosphonate und Denosumab zu erwähnen. Dennoch erhält, selbst in Ländern mit einem hochentwickelten Gesundheitssystem, ein alarmierend großer Anteil von Osteoporosepatienten keine passende Behandlung. Einerseits wäre eine langfristige, wenn nicht lebenslange Behandlung notwendig. Andererseits gibt es Bedenken hinsichtlich der langfristigen Anwendung von Bisphosphonaten, der meistverschriebenen Therapeutika.“  

Daher ist die Suche nach Alternativen von großer Bedeutung: Sphingosine 1-phosphate scheint beim Aufbau von Knochen eine vielschichtige Rolle zu erfüllen und therapeutisches Potenzial zu besitzen – diese nun veröffentlichte, umfassende Übersicht beleuchtet erstmals das Thema des physiologischen und pathologischen Knochenumbaus im Zusammenspiel mit den vielfältigen Wechselbeziehungen der Sphingolipid-gesteuerten Mechanismen.

Das Sphingolipid-System besteht aus den natürlichen, bioaktiven Sphingolipid-Mediatoren, den Enzymen, die Sphingolipide synthetisieren , modifizieren und abbauen, den lipid-spezifischen G-Protein-gekoppelten Rezeptoren und einer Reihe von Lipid-Transportern. Es gibt starke Anhaltspunkte dafür, dass man durch Eingriffe in das Sphingolipid-Systems auch Autoimmunerkrankungen und Krebs erfolgreich behandeln könnte.

„Neuerdings gibt es weitere wichtige Anhaltspunkte, die nahelegen, dass bioaktive Sphingolipide in verschiedene Prozesse des Knochenstoffwechsels involviert sind. Neue Einblicke in die Pathobiologie des Sphingolipid-Systems ermutigten uns dazu  das Konzept des ‚Sphingolipid-bezogenen Checkpoints‘“ – ähnlich wie die ‚Zellzyklus-Checkpoints‘ und ‚Immun-Checkpoints‘ –  vorzustellen und diese Checkpoints erstmals als neue Ansatzpunkte für zukünftige therapeutische Maßnahmen in Betracht zu ziehen“, sagt Studienautorin und Expertin auf dem Gebiet der Sphingolipid-basierenden Wirkstoffforschung Diana Mechtcheriakova vom Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung der MedUni Wien.

Die AutorInnen stellen damit die kritischen Checkpoints des Sphingolipid-Systems als vielversprechende, therapeutische Targets bei Knochenkrankheiten dar: Die Implementierung von Systembiologie-Ansätzen durch integrative Auswertung der verfügbaren Daten im „-omics“-Format werde es künftig zudem ermöglichen, so die MedUni Wien-ExpertInnen, neue medikamentöse Strategien zu entwickeln.

Die Studie wurde gefördert vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF; http://www.fwf.ac.at/; Projekt P23228-B19).

Expert Opinion on Therapeutic Targets
Meshcheryakova, A., D. Mechtcheriakova, and P. Pietschmann, Sphingosine 1-phosphate signaling in bone remodeling: multifaceted roles and therapeutic potential. Expert Opin Ther Targets, 2017. DOI: 10.1080/14728222.2017.1332180.