(Wien, 02-05-2019) Bertrand Lell, Leiter des Centre de Recherches Médicale de Lambaréné in Gabun, übernahm mit 1. Mai 2019 die Professur für Tropenmedizin an der MedUni Wien. Sein Einsatzort bleibt Gabun. Lell wird den wissenschaftlichen Austausch zwischen dem Partnerzentrum der MedUni Wien in Afrika mit Österreich forcieren.
Bertrand Lell studierte Medizin in Wien und kam bei Walther Wernsdorfer und Heinrich Stemberger am Institut für Tropenmedizin erstmals mit der Thematik Tropenmedizin in Berührung. Nach Studienabschluss machte Lell Diplome für Public Health und Tropenmedizin an der Donauuniversität Krems und später ein Master of Science in Epidemiologie an der London School of Tropical Medicine and Hygiene.
Via Wolfgang Graninger an der Abteilung für Infektiologie erfolgte 1995 Lells erster Aufenthalt in Lambarene, am Albert Schweizer Krankenhaus, wo er an klinischen und epidemiologischen Studien zur Malaria arbeitete. „Die Arbeit und das Umfeld haben mich geprägt und den Wunsch erweckt, weiter klinische Forschung im Bereich Tropenmedizin und Parasitologie zu betreiben“, erklärt Lell, der deshalb 1996 an das Institut für Tropenmedizin der Universität Tübingen, unter der Leitung von Peter Kremsner, wechselte. Durch Aufenthalte am Kenya Medical Research Institute in Kilifi vertiefte Lell sein Fachwissen.
Aus dem kleinen Forschungslabor am Albert Schweitzer Krankenhaus ist mittlerweile das Centre de Recherches Médicale de Lambaréné (CERMEL), ein großes Zentrum mit über 150 MitarbeiterInnen und mit großem Campus geworden. Lell leitet dieses Zentrum gemeinsam mit zwei Kollegen.
Forschungsinteresse liegt auf Malaria, Tuberkulose und „Neglected Tropical Diseases“
Lells Forschungsinteresse liegt vor allem in der Entwicklung neuer Malariatherapien. So war er an der Entwicklung der ersten zugelassenen Malariaimpfung beteiligt. Studienreihen mit einer Malariaimpfung der zweiten Generation, mit abgeschwächten Malariaerregern, werden gerade durchgeführt.
Die Tuberkulose ist in den vergangenen Jahren ebenfalls in den Blickpunkt seines Interesses gerückt. Zusammen mit dem Globalen Fonds zur Bekämpfung von HIV/AIDS, Tuberkulose und Malaria wird in Gabun an der Bekämpfung der multiresistenten Tuberkulose geforscht.
Andere Parasitosen, die unter dem Begriff „Neglected Tropical Diseases“ zusammengefasst werden und zu denen Bilharziose und Hakenwurmer gehören, sind ebenfalls ein wichtiges Forschungsgebiet von Lell.
Lell leitet auch das demographische Informationssystem, bei welchem ein Zensus mit regelmäßigen Updates aller Haushalte in Lambarene und Umgebung durchgeführt wird. Das System dient als Basis für eine Reihe von Studien. Unter anderem soll damit die Interaktion zwischen Infektionskrankheiten und chronischen Krankheiten untersucht werden.
Centre de Recherches Médicale de Lambaréné (CERMEL)
Das unabhängige Zentrum im afrikanischen Staat Gabun erforscht tropenspezifische Infektionserkrankungen und hat dabei mehrere Kooperationspartner, wie z.B. die MedUni Wien, die Universität Tübingen oder die Universität Amsterdam. „Die Idee ist es, Forschung im Bereich Tropenmedizin direkt in den Tropen durchzuführen“, erklärt Bertrand Lell, „Krankheitsausbrüche durch SARS, MERS, Ebola- und Zika-Viren haben gezeigt, dass Erreger sich heutzutage schnell global ausbreiten und auch Österreich und andere europäische Länder betroffen sein können. Expertise und Präsenz in Endemiegebieten dieser Krankheiten ist daher im allgemeinen Interesse.“
Dass der globale Blick auf Krankheiten nicht nur in Krisen stattfinden, sondern auch bei chronischen Krankheiten oder bei deren Risikofaktoren soll, ist eine Sichtweise, die derzeit unter dem Begriff „globale Gesundheit“ geläufig ist.
Das Zentrum betreibt aktive Kooperationen und Austausch von Studierenden und WissenschafterInnen mit Partnerzentren in Europa, Afrika und Asien. „Den Austausch von Studierenden und Forschern zwischen Wien und Afrikanischen Ländern sehe ich als eine weitere wichtige Aufgabe der Professur. Die unlängst bekanntgegebene Bildung eines Österreich-Afrikanischen Forschungsnetzwerkes durch das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung zeigt, dass dieses Ziel auch durch die Politik unterstützt wird.“