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Depression: Verbesserung des Behandlungsoutcomes dank neuer Wirkstoffe

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(Wien, 25-04-2019) Forscher der MedUni Wien rund um Siegfried Kasper, Leiter der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der MedUni Wien, haben gemeinsam mit dem Team von Carlos Zarate vom National Institute of Mental Health (NIMH) in den USA ein Modell zur Einteilung der verfügbaren Therapien bei Depression entwickelt und im Fachjournal Translational Psychiatry publiziert. Dabei wird auch der bestmögliche Einsatz des neuen, vielversprechenden Medikaments Esketamin in der Behandlungsabfolge beschrieben.

Depression ist der häufigste Grund für Suizid, eine der weltweit häufigsten Erkrankungen, einer der führenden Gründe für frühzeitige Arbeitsunfähigkeit und erzeugt hohes Leid bei Patientinnen und Patienten sowie deren Familien. Ungefähr 35-50% aller PatientInnen werden mit einer Behandlung der ersten Wahl zum Beispiel mit Antidepressiva und Psychotherapie symptomfrei. Bei schweren Depressionen benötigt es weitere Behandlungsschritte.

Nasenspray zeigt gute Wirkung
Es gibt mittlerweile gute Strategien und Konsensus, welche Therapien im zweiten Behandlungsschritt durchgeführt werden sollen (z.B. Dosis-Eskalation und Augmentation). Aber selbst nach zwei Behandlungsschritten haben bis zu 30-50% aller PatientInnen nur ungenügende Besserung. Für diese PatientInnen wurden bei einer Booster-Therapie mit dem neuen Medikament Esketamin als Nasenspray in Zulassungsstudien Ansprechraten von bis zu 60 Prozent innerhalb weniger Tage gefunden.

Esketamin wurde Anfang März 2019 von der US-amerikanischen Food-and-Drug Agency (FDA) in den USA als Medikament für schwere Depression zugelassen. Studien (Yale, 2000; NIMH, 2006) hatten einen innerhalb von wenigen Stunden eintretenden raschen antidepressiven Effekt gezeigt, was von der Forschung seither oft repliziert werden konnte.

Eine Kooperation zwischen dem Labor von Carlos Zarate am NIMH und Forschern der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der MedUni Wien beschreibt nun die Auswirkungen dieser bahnbrechenden Entwicklungen auf Therapie und Prognose der depressiven Erkrankung. Auch weitere Schritte zur Entwicklung von stratifizierenden und prognostischen Markern sowie reliabler Stagingmodelle – wie in anderen Erkrankungen bereits lange vorhanden – werden in dieser Arbeit aufgezeigt.

So entwickelten die Forscher ein Modell zur Einteilung der verfügbaren Therapien bei Depression. Dabei wird betont, dass neue Medikamente wie Esketamin erst in zweiter und dritter Linie zum Einsatz kommen. Außerdem wird in der Arbeit aufgezeigt, dass die neurobiologische Grundlagenforschung aussichtsreiche biologische Marker gefunden hat, anhand deren in Zukunft Stratifizierung für Schwereeinteilung der Erkrankung und Therapieauswahl ermöglicht werden kann. Weitere Validierungen bis zur klinischen Implementation sind jedoch notwendig. Am NIMH wird unterdessen an den neuronalen Wirkmechanismen des raschen Wirkeintritts von Esketamin geforscht, um Nachfolgesubstanzen mit ähnlicher Wirkung und besserem Nebenwirkungsprofil zu finden.

Die Arbeit ist auf Einladung des Editors in Translational Psychiatry erschienen.