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Klimaschutz ist Gesundheitsschutz – dringendes Handeln ist geboten

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v.l.n.r.: Hans-Peter Hutter, Umweltmediziner der MedUni Wien, Markus Müller, Rektor der MedUni Wien, Heinz Fuchsig, Referent für Umweltmedizin der Österreichischen Ärztekammer

(Wien, 09-09-2019) Zum Beginn einer „Klimamahnwoche“ mit einer Reihe von Veranstaltungen und Aktionen zum Thema skizzierten die Medizinische Universität Wien und die Österreichische Ärztekammer die drohenden Gefahren der Klimakrise. „Als Mediziner sehen wir uns in einer besonderen Verantwortung – gefordert sind aber wir alle!“, lautete die Conclusio.

„Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Egal ob Hitzewellen, Überschwemmungen oder andere klimabedingte soziale, gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Ereignisse und Konsequenzen – zentrales Thema sind zumeist auch schwere Auswirkungen auf die Gesundheit der betroffenen Menschen“, sagt Markus Müller, Rektor der MedUni Wien, auf der Pressekonferenz am Montag: „Daher ist es uns als Medizinische Universität Wien in unserer Rolle als eine der führenden Wissenschaftsinstitutionen in Österreich besonders wichtig, dieses Thema aufzugreifen, Verantwortung zu übernehmen und das Bewusstsein für dieses weltweite Problem zu schärfen.“

„Man kann und muss jetzt viel tun“
„Schon die aktuellen Klimaauffälligkeiten und extremen Wetterverhältnisse führen zu immensen wirtschaftlichen Schäden. Flutkatastrophen, Murenabgänge und Stürme, vor allem aber Hitze wirken sich massiv auf die Lebensqualität und die Gesundheit der Menschen aus“, ergänzt Heinz Fuchsig, Referent für Umweltmedizin der Österreichischen Ärztekammer. Bei Nichterreichen des 1,5°C-Zieles würden hunderte Millionen Menschen mehr von tödlicher Hitze über 50°C betroffen sein. Laut Prognosen der Weltbank könnte es bis zum Jahr 2050 mehr als 140 Millionen Klimaflüchtlinge geben, wenn die Politik nicht entschiedener gegen den Klimawandel vorgeht.

„Man kann und muss jetzt viel tun, um diesen apokalyptischen Szenarien wirkungsvoll entgegenzutreten“, betont Fuchsig. „Es lohnt sich, heute seinen ungesunden und umweltschädlichen Lebensstil anzupassen, um drohende gravierende Verschlechterungen der Zukunft abzuwenden. Wir sind überzeugt und können es mit allen Mitteln der Wissenschaft beweisen, dass mit aktiver Bewegung – auch im Personenverkehr -, geringerem Fleischkonsum, aber auch mit einem kritischen Umgang mit den Ausprägungen der heutigen Wegwerfgesellschaft ein Mehr an Gesundheit gewonnen wird.“ Dazu brauche es nicht nur Anreize, sondern auch Verteuerung der klima- und gesundheitsschädlichen Produkte und Dienstleistungen. CO2-Abgaben oder angehobene Mineralölsteuern, aber auch Fett- und Zuckersteuern hätten in verschiedenen Ländern zu positiven Effekten – etwa beim Schwerverkehr - geführt.
„Wir sehen uns als Ärztinnen und Ärzte und Handelnde im Gesundheitswesen in der Verantwortung, den Fußabdruck des Gesundheitswesens selbst zu reduzieren“, sagt Fuchsig. „Die Stimme der professionellen Helferberufe hat zu Recht ein besonderes Gewicht und damit geht auch eine besondere Verantwortung einher. Wir suchen nach und ergreifen Maßnahmen, unsere Patienten vor Klimaschäden zu bewahren und neue Erkrankungen infolge der Klimadestabilisierung vorzubeugen. Alle Verantwortlichen – und das sind nicht nur die Politiker, sondern wir alle, also auch die Gesellschaft im Allgemeinen – sind gefordert, in Generationen zu denken und nicht alles permanentem und rücksichtslosem Wachstum zu unterwerfen.“

Projekt Klimamahnwoche
Zur Sensibilisierung für das Thema setzt Fuchsig auch auf die Klimamahnwoche: Diese ist ein Projekt des Umweltreferates der ÖÄK mit dem Ziel von Information des Gesundheitspersonals über das Thema auf wissenschaftlicher Basis. Unter anderem wird es Infotische mit Materialien in einigen Spitälern geben. Unterstützt werden die Aktionen unter anderem von Tirol Kliniken, Steiermärkischer GKK und Med Uni Graz.

„Diese Chance dürfen wir uns nicht entgehen lassen“
Die Herausforderungen für die Medizin werden deutlich steigen, ist auch Hans-Peter Hutter überzeugt. „Bereits heute hat die Klimakrise massive Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit“, sagt der Umweltmediziner vom Zentrum für Public Health der MedUni Wien: „In Zukunft ist mit noch weit mehr Hitzetagen zu rechnen, eine Verzehnfachung bis zum Jahr 2100 wird prognostiziert. Dementsprechend wird auch die Zahl an Hitzetoten deutlich ansteigen. Nicht zu vergessen die Zunahme an Allergien und Atemwegserkrankungen durch stärkere Pollen- und Luftschadstoffbelastungen sowie ein Anstieg von Infektionen durch die Ausbreitung von (tropischen) Krankheitserregern in den Norden.“

Um den Gesundheitsschutz zu gewährleisten, sei die rasche Umsetzung von Strategien zur Anpassung an den Klimawandel und von Klimaschutzmaßnahmen notwendig. „Das Gesundheitswesen ist dabei sowohl auf klinischer als auch präventiver Ebene in der Verantwortung, auf die Herausforderungen des Klimawandels zu reagieren. Darüber hinaus sollten Ärztinnen und Ärzte zu Vorbildern werden, was einen klimafreundlichen Lebensstil betrifft“, so Hutter.

Hohe Bedeutung komme der Information und Einbeziehung von Ärztinnen und Ärzten zu. „Immerhin geht es auch um Gesundheitsthemen, die hohe klinische Relevanz haben: Eine Reduktion des derzeitigen übermäßigen Fleischkonsums und mehr aktive körperliche Bewegung tragen nicht nur wesentlich zu Gesundheitsförderung -  inklusive Senkung von Gesundheitskosten - bei, sondern auch zum Klimaschutz. Eine Chance, die wir uns nicht entgehen lassen dürfen, denn sie kann einen zukunftsfähigen Wandel unter Beibehaltung unserer hohen Lebensqualität bewirken“, appelliert Hutter.