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Suizidprävention durch E-Learning

MedUni Wien an Entwicklung einer Schulungsplattform im Hochschulbereich im Rahmen von Erasmus+ beteiligt
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(Wien, 13-09-2019) In Österreich gab es 2018 1209 Suizide. Die Vermittlung von Kompetenzen im Umgang mit suizidgefährdeten Personen sowie niederschwellige Hilfsangebote für Menschen in psychischen Krisensituationen sind ein wichtiges Mittel zur Prävention. Die MedUni Wien beteiligt sich im Rahmen des internationalen Projekts ELLIPSE an der Entwicklung einer E-Learning-Plattform für Studierende und Lehrende. Diese bietet Online-Kurse zur Suizidprävention.

In Europa gibt es jährlich über 56.000 Suizide, von denen nicht nur die nahen Angehörigen, sondern auch das Gesundheits- und Sozialwesen, das Bildungssystem, der Arbeitsmarkt und die Wirtschaft betroffen sind. Studien Schätzen, dass ein Suizid die Gesellschaft bis zu 1 Million Euro kostet, wenn direkte und indirekte Kosten einberechnet werden.

In Österreich gab es 2018 1209 Suizide. Gleichzeitig wurden 409 Menschen bei Verkehrsunfällen getötet. Es ist daher notwendig, Kompetenzen zu entwickeln, mit psychischen Krisensituationen und mit Suiziden in der Öffentlichkeit empathisch umzugehen. Dies gilt besonders für das Bildungswesen, unter akademischen LehrerInnen und Studierenden, etwa in den Bereichen Medizin, Pflege, Psychologie, Soziologie oder Medien. Die Vermittlung von Kompetenzen im Umgang und die Einladung von Menschen zur Nutzung digitaler Hilfeangebote, die von einer Person in einer Suizidkrise, einschließlich von Studierenden oder HochschullehrInnen, genutzt werden können, kann Leben retten. Eine solche digitale Lösung die zu einer E-Learning-Plattform werden soll, wird im Rahmen des internationalen Programms ERASMUS + (ELLIPSE) entwickelt.

Österreich wird an diesem Projekt durch die Medizinische Universität Wien vertreten sein. Das Projekt entstand in Kooperation mit Schweden, Norwegen, Polen und Ungarn. Keines dieser Länder verfügt bislang über ein wissenschaftlich fundiertes E-Learning-Programm im Bereich der Suizidprävention auf Hochschulniveau. Das ELLIPSE-Projekt zielt darauf ab, diese Lücke zu schließen, indem es die Qualifikationen verbessert und dabei die Bedürfnisse und Präferenzen von Studenten und Hochschullehrern berücksichtigt. Erreicht wird dies durch die Schaffung einer E-Learning-Plattform für Studierende und Hochschullehrer zur Suizidprävention sowie eines Lehrbuchs und einer kostenfreien Selbsthilfeanwendung (App).

Das ELLIPSE-Projekt wird den Studierenden den Zugang zu Online-Kursen zur Suizidprävention ermöglichen und fügt sich in die Bildungsziele der Universitäten, z.B. die Entwicklung von Bewältigungskompetenzen bei Studierenden im Gesundheits- und Sozialfeld, damit sie künftigen Herausforderungen bei der Kommunikation mit suizidalen Menschen kompetenter begegnen können. Das Ziel ist es, die Internationalisierung und Entwicklung europäischer Bildungsstandards im Bereich der Suizidprävention zu fördern. Das Projekt ist für die Dauer von 3 Jahren angelegt und steht nach Abschluss in den jeweiligen Ländern dauerhaft zur Verfügung.
In Umfragen, Fokusgruppen, Social-Media- und Projekt-Websites haben Interessierte die Möglichkeit, die Erfahrungen im Umgang mit einer psychischen Krise (einschließlich Suizidgedanken) auszutauschen und Personen in einer solchen Krise zu unterstützen. Diese Erkenntnisse werden in die Entwicklung der Plattform einfließen.

Die Projektbeteiligten seitens der MedUni Wien sind Nestor Kapusta (Universitätsklinik für Psychoanalyse und Psychotherapie) und Paul Plener (Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie). Sie setzen auf die Teilnahme von Menschen aus verschiedensten Bereichen, die ihre Erfahrungen einbringen, insbesondere Studierende und HochschullehrerInnen, Gesundheits- und SozialarbeiterInnen, First-Responder, MedienvertreterInnen und EntscheidungsträgerInnen, Menschen in unterschiedlichem Alter, sexueller Orientierung und kulturellem Hintergrund. Ebenso sollen Menschen mit eigenen Krisenerfahrungen in der Vergangenheit und Menschen, die das Trauma erfahren haben, einen geliebten Menschen durch Suizid zu verlieren, in das Projekt eingebunden werden. Nach Abschluss des Projektes wird nicht nur die akademische Gemeinschaft die Projektressourcen nutzen können, sondern es sollen daraus in weiterer Folge europäische Richtlinien für Bildungsprogramme im Bereich der Suizidprävention entwickelt werden. Die Materialien werden online in deutscher Sprache sowie in Englisch, Schwedisch, Norwegisch, Polnisch und Ungarisch veröffentlicht und können in weiterer Folge in alle Sprachen der EU übersetzt werden.


Kontakt MedUni Wien:
Nestor Kapusta, nestor.kapusta@meduniwien.ac.at
Paul Plener, paul.plener@meduniwien.ac.at