(Wien, 29-04-2020) Tibor Harkany, Leiter der Abteilung für Molekulare Neurowissenschaften am Zentrum für Hirnforschung der MedUni Wien, wurde vom International College of Neuropsychopharmacology (CINP) mit dem CINP Sumitomo / Sunovion Brain Health Basic Research Prize ausgezeichnet. Der Preis, der für hervorragende Leistungen auf dem Gebiet der Psychopharmakologie vergeben wird, wird im Rahmen des 32. Weltkongresses in Taipeh, Taiwan (Februar 2021) verliehen.
Tibor Harkany ist einer der weltweit führenden Neurobiologen, die die entwicklungsbedingten Folgen des Drogenmissbrauchs bei Müttern während der Schwangerschaft untersuchen, wobei der Schwerpunkt auf Cannabis und Psychostimulanzien liegt.
Seine Arbeit, wie Δ9-tetrahydrocannabinol (THC) die Gehirnentwicklung auf molekularer Basis beeinflusst und lebenslange Modifikationen der kortikalen Schaltkreise auferlegt, wird mit dieser Auszeichnung besonders gewürdigt.
THC, der wichtigste psychoaktive Bestandteil von Cannabis, zielt auf Cannabinoidrezeptoren im Körper ab, die Schlüsselbestandteile des Endocannabinoid-Signalsystems sind. Harkanys frühe Beiträge befassten sich mit der Entwicklungsdynamik der Endocannabinoid-Signalübertragung; Dies zeigt insbesondere, dass die Wirkung von Endocannabinoiden auf Cannabinoidrezeptoren die neuronale Migration und Differenzierung in der Großhirnrinde beeinflusst (PNAS, 2005/2008; J Neurosi 2010; Nat Commun 2014). Er hat gezeigt, dass Endocannabinoide als abstoßende Hinweise für das gerichtete axonale Wachstum wirken und daher wichtig sind, um die neuronale Konnektivität im sich entwickelnden Gehirn zu formen (Science, 2007). Anschließend wandte er dieses Wissen an, um das entstehende Axon als das von der THC-Wirkung am stärksten betroffene Kompartiment zu identifizieren, und beschrieb den molekularen Mechanismus, durch den THC die Dynamik des Zytoskeletts beeinträchtigt, um das axonale Wachstum zu hemmen (EMBOJ, 2014).
Er hat auch gezeigt, dass THC als "funktioneller Antagonist" wirkt, indem es die Endocannabinoidbindung an Cannabinoidrezeptoren verhindert und so die Endocannabinoidsignalisierung mutiert. Seine Ergebnisse in Drosophila- und Mausmodellen sowie im menschlichen Gehirn des Fötus zeigten, dass THC-haltige Cannabispräparate vorwiegend negative Auswirkungen auf das sich entwickelnde Gehirn haben. Er hat auch gezeigt, dass Entwicklungsdefizite aufgrund einer gestörten Endocannabinoid-Signalübertragung in Modellorganismen dauerhaft sind (EMBOJ, 2014; Mol Psychiatry, 2020), was Daten aus Längsschnittstudien am Menschen der vergangenen zwei Jahrzehnte widerspiegelt.
Zur Person
Tibor Harkany ist seit November 2013 Professor für Molekulare Neurowissenschaften und Leiter der gleichnamigen Abteilung am Zentrum für Hirnforschung der MedUni Wien. Davor war er seit 2011 Professor für Neurobiologie am schwedischen Karolinska Institut und Professor für Zellbiologie an der Universität Aberdeen (2007-2013). 2009-2010 war Tibor Harkany Team Leader im „European Neuroscience Institut at Aberdeen“. Zuvor arbeitete der gebürtige Ungar als Senior Scientist und Assistenzprofessor im Karolinska Institut in Stockholm. 2002-2004 absolvierte er ein PostDoc-Studium an der Abteilung für Biochemie und Biophysik des Karolinska Instituts. 1999 erwarb Harkany seinen PhD in Medizin an der Semmelweis Universität in Budapest (HUN).
Harkany hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten wie den Eric K. Fernström-Preis für junge Wissenschafter (2013), den IACM Award 2013 für junge WissenschafterInnen und den Anders Jahre-Preis für junge WissenschafterInnen 2012, Mitgliedschaft in der Academia Europaea (2016), 2018 Elsevier Distinguished Lecture Award, Developmental Neurotoxicology Society (US). Im Jahr 2016 erhielt er für sein Forschungsprojekt „Secret-Cells“ einen Advanced ERC Grant in Höhe von 2,5 Millionen Euro.