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Internationales Konsortium untersucht Einfluss von Mikro- und Nanokunststoffpartikeln in der Umwelt auf die Gesundheit

MedUni Wien an Horizon 2020-Projekt „Imptox“ der Europäischen Union beteiligt
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(Wien, 02-04-2021) Das Horizon 2020-Projekt „Imptox“ der Europäischen Union untersucht, wie sich Mikro- und Nanokunststoffpartikel (MNPs) auf die menschliche Gesundheit auswirken.  Ein Konsortium bestehend aus zwölf Partnern aus acht europäischen Ländern unter Beteiligung der MedUni Wien wird die komplexe Rolle von Mikro- und Nanokunststoffen in Kombination mit Schadstoffen in der Umwelt auf die Lebensmittelsicherheit und die menschliche Gesundheit untersuchen, wobei der Schwerpunkt auf Allergien und Asthma liegt.

Mikro- und Nanokunststoffpartikel (MNPs) befinden sich in der Umwelt und sind Teil des täglichen Lebens. Sie sind in der Nahrung, im Wasser und in der Luft, doch ist noch nicht erforscht, wie gefährlich sie für die menschliche Gesundheit sind. Einige der Ziele des Projekts sind die Bestimmung der Arten und Mengen von MNPs in bestimmten Umgebungen, die Identifizierung der Arten von Schadstoffen, die sich an sie anlagern und die Bewertung, wo sie im menschlichen Körper landen, nachdem sie eingeatmet und aufgenommen wurden. Diese Ergebnisse werden helfen, die Auswirkungen von Mikroplastik auf die menschliche Gesundheit zu verstehen und den Gesetzgebern wichtige Erkenntnisse zu liefern.  
 

Ausmaß von MNPs in der Umwelt
Kunststoff ist außerordentlich langlebig und in der Lage, in der Umwelt zu überdauern, wo er durch Mikroorganismen, Hitze, Oxidation, Licht oder Wasser langsam abgebaut wird. Beim Abbau der Kunststoffe bilden sich Mikroplastik- und Nanoplastikpartikel im Submikron-Bereich in allen Formen, chemischen Zusammensetzungen, Größen und Konzentrationen. Auch für den kommerziellen Einsatz in Peeling-Produkten, Kosmetika, Medikamenten, Lebensmitteln produzierte MNPs sowie Schuppen aus synthetischen Textilien und Reifen landen in der Umwelt.
Schätzungen gehen davon aus, dass in den Oberflächengewässern der Ozeane 5,25 Billionen Plastikpartikel zirkulieren. Diese winzigen Partikel befinden sich in den Ozeanen, Seen, Flüssen, im Grundwasser, in der Luft und in der Nahrung. Sie können verschluckt oder eingeatmet werden und an ihnen können sich Schadstoffe wie Schwermetalle, Allergene, Toxine und Mikroorganismen festsetzen und die Umwelt sowie die Gesundheit von Mensch und Tier weiter gefährden. Das Projekt Imptox, das im April 2021 beginnt und vier Jahre läuft, hat Fördergelder aus dem Horizon 2020-Programm der EU erhalten, um damit einen Beitrag zum Verständnis von Mikroplastik und Gesundheit zu leisten.

MNPs und allergische Erkrankungen
Allergien gehören zu den häufigsten chronischen Krankheiten in Europa. Mehr als 150 Millionen EuropäerInnen leiden an mindestens einer chronischen Form von Allergie, 70 Millionen EuropäerInnen leiden unter allergischem Asthma und 7 Millionen leben mit Nahrungsmittelallergien. Es besteht die Möglichkeit, dass hohe Konzentrationen von MNPs in der Umwelt die Zahl der Allergikerinnen erhöhen oder deren Allergien verschlimmern könnten. Um mögliche durch MNP verursachte Gesundheitseffekte bei allergischen Erkrankungen zu untersuchen, wird das multidisziplinäre Imptox-Team das Wissen und die Expertise der Konsortialpartner in den Bereichen Lebensmittelchemie, Lebensmittelkontaminanten, Polymer- und Metallchemie, Toxikologie, Toxikogenomik, klinische Immunologie und Allergie nutzen.
„Wir wissen noch nicht, welche Risiken sich durch MNPs auf allergische Erkrankungen auswirken“, sagt Imptox-Partnerin Michelle Epstein von der MedUni Wien, eine Allergologin und Immunologin, die die Auswirkungen von MNPs in Modellen für allergisches Asthma und Nahrungsmittelallergien an der Medizinischen Universität Wien in Österreich untersuchen wird.

Ein einzigartiger Ansatz
Bei diesem ehrgeizigen Vier-Jahres-Projekt wird ein multidisziplinäres Team aus Universitäten, Forschungseinrichtungen, kleinen und mittleren Unternehmen in Serbien, Belgien, Österreich, Schweden, Frankreich, Kroatien, Italien und der Schweiz zusammenarbeiten. Das Projekt geht über Europa hinaus, indem es mit WissenschafterInnen des südkoreanischen Campus der Universität Gent kooperiert, die Proben aus dem Gelben Meer liefern werden.
Dieser einzigartige Ansatz zielt darauf ab, innovative Werkzeuge zu entwickeln, um MNPs zu identifizieren, zu extrahieren, zu charakterisieren und zu quantifizieren, die Verbreitung von MNPs in der Umwelt zu bewerten, den Verbleib, die Anreicherung und die Toxizität von MNPs in präklinischen Studien zu verfolgen und die Belastung von Kindern durch MNPs zu untersuchen.
Die wissenschaftlichen Daten werden eine Grundlage für zukünftige regulatorische Maßnahmen zum Schutz vor Gefahren und Risiken, für die Sicherheit von Lebensmitteln, Wasser und Luft sowie für Maßnahmen in Bezug auf die Verwendung und Entsorgung von Kunststoffen und für die Beratung von PatientInnen mit allergischen Erkrankungen, Asthma und weiteren Krankheiten bilden.

Synergien im Einsatz
Imptox ist eines von fünf Projekten im Rahmen des EU-Programms Horizon 2020, die zusammen mit dem Joint Research Center der Europäischen Kommission ein gemeinschaftliches Netzwerk zu MNPs und Gesundheit bilden, das im Juni 2021 starten wird. Die Europäische Kommission hat Kunststoffe als eine Schlüsselpriorität identifiziert und sich verpflichtet, die Herausforderungen anzugehen, die durch Kunststoffe entstehen. Dieses gemeinschaftliche Netzwerk wird einen wesentlichen Beitrag zur Europäischen Strategie für Kunststoffe leisten.