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Speicheldrüsenkarzinome: Proteine für bessere Prognose und Therapie identifiziert

Studie zeigt mögliche Relevanz von Schilddrüsenhormon-assoziierten Proteinen bei adenoid-zystischen Karzinomen
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Copyright Roman Zaiets/Shutterstock

(Wien 10-01-2022) Speicheldrüsenkarzinome im Kopf- und Halsbereich (adenoid-zystische Karzinome) wachsen zwar relativ langsam, führen aber im Krankheitsverlauf oftmals zu einem Rezidiv oder Metastasen. Eine Entfernung des bösartigen Tumors ist initial zwar meist möglich, jedoch sinkt die anfänglich gute Überlebensrate danach stetig. Auf der Suche nach verbesserten Behandlungsmethoden identifizierten nun ForscherInnen der MedUni Wien Proteine in Gewebeproben von Betroffenen, die für eine bessere Prognose und Therapie relevant sein können. Ihre Studie wurde kürzlich im Journal of Personalized Medicine veröffentlicht.

Adenoid-zystische Karzinome können aufgrund ihres langsamen Wachstums zunächst gut durch eine Operation und anschließende Bestrahlung behandelt werden. Jedoch tritt der bösartige Tumor bei vielen PatientInnen nach einiger Zeit erneut auf und führt darüber hinaus oftmals in umgebenden Geweben und Organen zu Metastasen. Damit fällt die anfänglich gute Überlebensrate von 84 Prozent nach fünf Jahren auf 72 Prozent nach zehn und 47 Prozent nach 30 Jahren.  

Mit jährlich weltweit bis zu fünf Neuerkrankungen je eine Million Menschen zählen adenoid-zystische Karzinome zu den sehr seltenen und bisher wenig erforschten Krebsarten. Nun haben WissenschafterInnen um Julia Schnöll und Lorenz Kadletz-Wanke unter der Leitung von Lukas Kenner (Klinisches Institut für Pathologie der MedUni Wien, Abteilung für Labortierpathologie der Vetmeduni, Mitglied der Leitung des Comprehensive Cancer Center CCC von MedUni Wien und AKH Wien) und Gregor Heiduschka (Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten der MedUni Wien) die Rolle von drei Schilddrüsenhormon-assoziierten Proteinen in den Mittelpunkt ihrer Forschung gestellt. Angeregt durch die vielversprechenden Ergebnisse kürzlich publizierter Studien zum Prostatakrebs, nahmen sie dabei konkret die Proteine Natrium-Jodid-Symporter, µ-Crystallin und Thyroid-Hormon-Rezeptor-beta in Gewebeproben von 44 PatientInnen mit Speicheldrüsenkrebs unter die Lupe.

Höhere Lebenserwartung festgestellt
Wie bei Patienten mit Prostatakarzinom stellte sich auch bei den von Speicheldrüsenkrebs Betroffenen heraus, dass die Lebenserwartung durch einen erhöhten µ-Crystallin-Spiegel deutlich steigt. „Dieses Protein unterbindet die wachstumsfördernde Wirkung von Schilddrüsenhormonen und damit auch das Tumorwachstum im Prostatakarzinom. Dies könnte auch in den adenoid-zystischen Karzinomen der Fall sein“, erklärt Lukas Kenner.

Das erhöhte Auftreten von Natrium-Jodid-Symportern in Gewebeproben von Speicheldrüsenkrebs-PatientInnen wiederum führte die ForscherInnen auf die Spur eines möglichen neuen Behandlungsansatzes. Natrium-Jodid-Symporter sind Proteine, mit deren Hilfe das zur Schilddrüsenhormonproduktion benötigte Jod in die Schilddrüsenzellen transportiert wird. Bei der Behandlung von Schilddrüsenkrebs macht man sich die Blockade dieses Transportkanals durch eine Radio-Jodid-Therapie, einem nuklearmedizinischen Verfahren, bereits zunutze. „Unsere Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass die Radio-Jodid-Therapie eventuell auch PatientInnen mit adenoid-zystischen Karzinomen helfen kann“, sagt Julia Schnöll.

Das ebenfalls in der Studie untersuchte Vorkommen des Proteins Thyroid-Hormon-Rezeptor-beta im Gewebe von PatientInnen mit adenoid-zystischem Karzinom stellte sich indes als nicht relevant für die Prognose heraus. Dazu und auch zu den in der Studie identifizierten anderen „kleinen Bausteinen der personalisierten Krebstherapie sind nun weitere Untersuchungen nötig“, stellen Lukas Kenner und Julia Schnöll künftige Forschungsprojekte in Aussicht.

Service: Journal of Personalized Medicine
Prognostic Relevance of Thyroid-Hormone-Associated Proteins in Adenoid Cystic Carcinoma of the Head and Neck
Julia Schnoell, Ulana Kotowski, Bernhard J. Jank, Stefan Stoiber, Elisabeth Gurnhofer, Michaela Schlederer, Gregor Heiduschka, Lukas Kenner, Lorenz Kadletz-Wanke
DOI: 10.3390/jpm11121352