(12-11-2021) Thomas Leonard, Forschungsgruppenleiter an den Max Perutz Labs von MedUni Wien und Universität Wien, übernahm mit Anfang September eine §99 (4)-Professur im Fachbereich Molekularbiologie an der MedUni Wien.
Physiologische Prozesse werden durch die koordinierte Wirkung von Organen, Geweben und Zellen angetrieben. Die Koordination dieser Aktivitäten ermöglicht es den Organismen, angemessen auf ihre sich ändernde Umwelt zu reagieren. Innerhalb der Zellen selbst werden wichtige Stoffwechselprozesse oft durch Membranen unterteilt, was den Informationsaustausch zwischen den so entstehenden Kompartimenten notwendig macht. Wie werden diese Informationen in die entsprechende nachgelagerte Reaktion integriert?
Dieser Frage gehen Thomas Leonard und sein Team an den Max Perutz Labs nach. „Wir versuchen, die Grundprinzipien zu verstehen, die den Informationsfluss in Zellen bestimmen, mit besonderem Schwerpunkt auf der Rolle der Lipide“, erklärt Thomas Leonard. „Indem wir die Mechanismen verstehen, durch die diese Signale weitergegeben und verarbeitet werden, können wir besser beantworten, warum und wie bei einer Krankheit etwas schiefgeht.“
„Wir untersuchen, wie Lipide die Aktivität von Signalenzymen regulieren, darunter sowohl Proteinkinasen als auch Phosphatasen. Wir verwenden biochemische und zellbiologische Assays, die durch biophysikalische und strukturbiologische Techniken unterstützt werden, um abzuleiten, wie, wo und wann das Signal übertragen wird. Unsere Arbeit wird durch quantitative Biochemie mit genau definierten Makromolekülen untermauert.“
Die daraus gewonnenen Erkenntnisse haben laut Leonard das Potenzial, die Pathogenese von Krankheiten auf molekularer und atomarer Ebene zu rationalisieren. „In der Kinase Akt die mit Zellwachstum und Überleben assoziiert ist, haben wir beispielsweise den Mechanismus charakterisiert, durch den eine mit Krebs- und Wachstumsstörungen assoziierte Mutation zu einer sowohl räumlich als auch zeitlich deregulierten Kinaseaktivität führt. Das Wissen, wie bestimmte Mutationen die Entwicklung von Krankheiten antreiben, ist für eine wirksame therapeutische Intervention unerlässlich.“
In seiner Funktion als Curriculumdirektor für das Masterstudium Molecular Precision Medicine bringt Leonard WissenschafterInnen aus den Bereichen der Grundlagenforschung, der translationalen und klinischen Forschung sowie MedizinerInnen zusammen, um Studierenden umfassendes Wissen über die Möglichkeiten, Herausforderungen und Zukunftsperspektiven der Präzisionsmedizin zu vermitteln.
Zur Person
Thomas Leonard studierte Biochemie an der University of Bristol, Großbritannien, bevor er am MRC Laboratory of Molecular Biology in Cambridge in Strukturbiologie promovierte. Er ging 2005 als EMBO Postdoctoral Fellow an die National Institutes of Health in Bethesda, MD, in die USA und gründete im Jahr 2012 seine eigene Forschungsgruppe an den Max Perutz Labs. Thomas Leonard ist außerdem Curriculumdirektor des gemeinsamen Masterstudiums Molecular Precision Medicine von MedUni Wien und Universität Wien und Mitglied der Zentrumsleitung der Max Perutz Labs.