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Neuer Marker für die Überlebensrate von Glioblastom-PatientInnen entdeckt

Dicke der Kaumuskulatur hat deutlichen Einfluss
Neuer Marker für die Überlebensrate von Glioblastom-PatientInnen entdeckt

(Wien, 28-10-2021) Das Glioblastom ist der häufigste bösartige Gehirntumor des Erwachsenenalters und hat, trotz weltweiter intensiver Forschung, immer noch eine sehr schlechte Prognose. ForscherInnen der Medizinischen Universität Wien ist es nun im Rahmen eines internationalen Kooperationsprojekts gelungen, einen Marker zu etablieren, der einen deutlichen Einfluss auf das Überleben von Glioblastom-PatientInnen aufweist: die Dicke des Temporalismuskels. Diese kann als Referenzwert für die Muskelmasse herangezogen werden und liefert dabei entscheidende Informationen. Die Studie wurde nun in der Fachzeitschrift Clinical Cancer Research (Impact Faktor 12,5) veröffentlicht.

Muskulatur als Einflussfaktor auf unterschiedliche Erkrankungen
Eine Reduktion der Masse und Funktion der menschlichen Muskulatur wird als Sarkopenie definiert und weist bei einer Vielzahl an unterschiedlichen Erkrankungen einen Einfluss auf den Krankheitsverlauf sowie das Überleben auf.

„Erst kürzlich konnte gezeigt werden, dass auch die Temporalismuskeldicke einen Surrogatparameter darstellt, mit welchem die gesamte skeletale Muskelmasse abgeschätzt werden kann und mit der muskulären Funktion von PatientInnen sowie gesunden Personen in Zusammenhang steht“, erklärt Studienleiterin Julia Furtner-Srajer von der Universitätsklinik für Radiologie und Nuklearmedizin der MedUni Wien (Abteilung für Neuroradiologie und Muskuloskeletale Radiologie). „Der Vorteil dabei ist es, dass die Temporalismuskeldicke anhand von routinemäßig durchgeführten Magnetresonanzuntersuchungen des Gehirns erhoben werden kann und somit bei PatientInnen mit neurologischen Erkrankungen eine zusätzliche Information in Hinblick auf die körperliche Konstitution liefert.“

In der rezent veröffentlichten Studie, welche in Kooperation mit der Klinischen Abteilung für Onkologie der MedUni Wien und der European Organisation for Research and Treatment of Cancer (EORTC) realisiert wurde, konnte nun nachgewiesen werden, dass PatientInnen mit neu diagnostiziertem Glioblastom, welche zum Zeitpunkt der Diagnose eine reduzierte Temporalismuskeldicke aufwiesen ein signifikant geringeres progressionsfreies Überleben bzw. Gesamtüberleben zeigten. Furtner-Srajer: „Darüberhinaus zeigte eine zunehmende Reduktion der Muskulatur innerhalb derselben PatientInnenkohorte während der standardisierten Radiochemotherapie einen deutlich negativen Einfluss auf das Gesamtüberleben, nicht jedoch bei Patientinnen mit regulärer Temporalismuskeldicke.“

Konsequenzen für die Zukunft
Durch die zusätzliche Erhebung der Temporalismuskeldicke anhand von routinemäßig durchgeführten Magnetresonanztomografien im Rahmen der Diagnose sowie im weiteren Verlauf unter Therapie soll es künftig möglich sein PatientInnen mit kritisch reduzierter Muskelmasse frühzeitig zu erkennen und entsprechende Therapien zum Erhalt bzw. Aufbau von Muskelmasse und –funktion zum Einsatz zu bringen. Darüberhinaus soll es anhand der Temporalismuskeldicke möglich sein, individuelle klinische Therapieoptionen nach dem Prinzip der personalisierten Medizin basierend an objektiven Parametern zur Erfassung des körperlichen Zustandes anzupassen.

Service: Clinical Cancer Research
“Temporal muscle thickness as a prognostic marker in newly diagnosed glioblastoma
patients:translational imaging analysis of CENTRIC EORTC 26071-22072 and CORE
trials.” Julia Furtner, Michael Weller, Michael Weber, Thierry Gorlia, Burt Nabors, David A.
Reardon, Joerg C. Tonn, Roger Stupp, Matthias Preusser, for the EORTC Brain Tumor
Group.

Link zur Studie: https://clincancerres.aacrjournals.org/content/early/2021/10/18/1078-0432.CCR-21-1987
doi: 10.1158/1078-0432.CCR-21-1987.