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Dr.in Katharina Mayer

MedUni Wien RESEARCHER OF THE MONTH, Februar 2025
Die Jury „Researcher of the Month” verleiht die Auszeichnung für diesen Monat Frau Dr.in Katharina Mayer aus Anlass ihrer Forschungsarbeit zur Entwicklung einer neuen Therapie gegen Antikörper-mediierte Abstoßungsreaktion bei Nierentransplantationen.[7]
Neue Therapie gegen Antikörper-mediierte Abstoßungsreaktion bei Nierentransplantation
Späte Antikörper-mediierte Abstoßung („antibody-mediated rejection“, AMR) ist eine der häufigsten Ursachen für einen Transplantatverlust nach Nierentransplantation. Der Nachweis einer AMR in einer Transplantatbiopsie ist mit einem reduzierten Transplantatüberleben assoziiert (1). Aktuell stehen für die AMR jedoch keine zugelassenen oder wirksamen Therapien zur Verfügung.
Neue Forschungsansätze für die Therapie der AMR, auch ein wesentlicher Schwerpunkt der Wiener Arbeitsgruppe, fokussierten sich bis zuletzt auf Plasmazellen, welche pathogene spenderspezifische Antikörper („donor-specific antibodies“, DSA) produzieren. Diese DSA vermögen nämlich über verschiedene immunologische Effektormechanismen das Nierentransplantat zu schädigen. Hier konnte jedoch in klinischen Studien zur Beeinflussung der Plasmazellen (z.B.: durch B Zell-Depletion (2), Proteasom-Inhibition (3) oder Blockade von Interleukin-6 (4, 5)) kein positiver Therapieeffekt auf die Aktivität der AMR demonstriert werden.
In den letzten Jahren wurde nun evident, dass auch Zellen des natürlichen Abwehrsystems, z.B.: natürliche Killer (NK) Zellen und Monozyten, in der AMR klinisch relevant sind. Die Zellen des natürlichen Abwehrsystems sind in der Lage über spezifische Rezeptoren mit den DSA zu interagieren und können hierdurch Transplantatschaden verursachen (6). Die von unserer Arbeitsgruppe eingesetzte neue Therapie setzt nun am Oberflächenmarker CD38 an. CD38 wird nicht nur von Plasmazellen, sondern auch von NK Zellen, stark exprimiert. Durch den Einsatz von CD38-Antikörpern können somit DSA-produzierende Plasmazellen und NK Zellen simultan depletiert werden.
Die aktuelle Studie (7) wurde von Oktober 2021 bis März 2024 als akademische, randomisierte, doppelt verblindete, Plazebo-kontrollierte Phase 2 Pilotstudie an der Medizinischen Universität Wien (Sponsor) durchgeführt. Die Charité Universitätsmedizin Berlin nahm als zweites rekrutierendes Zentrum an der Studie teil. Es wurden insgesamt 22 Patient:innen mit später, DSA-positiver Antikörper-mediierter Nierentransplantatabstoßung randomisiert. Die inkludierten Patient:innen erhielten entweder neun intravenöse Infusionen des CD38-Antikörpers Felzartamab oder Placebo über einen Zeitraum von 6 Monaten, gefolgt von einer 6-monatigen Beobachtungsphase.
Nach der sechsmonatigen Therapiephase konnten eindrucksvolle Ergebnisse beobachtet werden: Felzartamab zeigte das Potenzial, AMR nach Nierentransplantationen wirksam und sicher zu bekämpfen. Die AMR konnte in neun von elf Felzartamab-behandelten Studienteilnehmer:innen komplett inaktiviert werden. Dieser Effekt war nicht nur auf histomorphologischer Ebene sichtbar, sondern auch in molekularen Analysen der Nierentransplantat-Biopsien und auf Ebene diagnostischer Biomarker (Depletion von spezifischen NK Zell-Subtypen, Abfall eines Biomarkers für Transplantat-Schaden). Sechs Monate nach Ende der Therapie, konnte allerdings in einer Subgruppe der Felzartamab-behandelten Studienteilnehmer:innen eine Rekurrenz der AMR beobachtet werden.
Die Ergebnisse der Studie, inbesondere die tatsächliche Sicherheit und Effektivität in einem größeren Patient:innenkollektiv, sollen nun in einer großen, multizentrischen Phase 3 Studie evaluiert werden. Aktuell wird an der MedUniWien und an der Charité Universitätsmedizin Berlin eine Open-Label Extensionsphase der Phase 2 Studie durchgeführt, welche Studienteilnehmer:innen mit anhaltender AMR oder Rekurrenz der AMR eine neuerliche Therapie mit Felzartamab anbieten kann.
Diese aktuelle klinische Forschungsarbeit, welche die möglicherweise erste wirksame Therapie bei AMR aufzeigt, wurde interdisziplinär in Kooperation mit mehreren Fachabteilungen der MedUni Wien und dem AKH Wien, insbesondere der Universitätsklinik für Klinische Pharmakologie (Bernd Jilma) und dem Klinischen Institut für Pathologie (Heinz Regele und Nicolas Kozakowski) durchgeführt. Auf internationaler Ebene war neben dem zweiten Zentrum, der Charité Universitätsmedizin Berlin (Klemens Budde), auch das Universitätsspital Basel, die Universität Alberta, Kanada, und das US-Start-up Human Immunology Biosciences an der Studie beteiligt.
Wissenschaftliches Umfeld
Katharina Mayer schloss ihr Diplomstudium an der Medizinischen Universität Wien im Jahr 2016 ab. Ihr Doktoratsstudium im thematischen Programm „Immunology“ (N094) absolviert sie am Institut für Immunologie der Medizinischen Universität Wien. Hierbei untersucht sie den Einfluss metabolischer Mechanismen auf die T Zell-Differenzierung und T Zell-Funktion (Betreuer: Gerhard Zlabinger). Seit 2019 ist Katharina Mayer als Assistenzärztin an der Klinischen Abteilung für Nephrologie und Dialyse an der Universitätsklinik für Innere Medizin III tätig. Das von Georg Böhmig gegründete Vienna Transplant and Complement Lab (VIETAC Lab; https://vietac.at) an der Klinischen Abteilung für Nephrologie und Dialyse bietet seither das entscheidende und spannende Umfeld für ihre Forschungstätigkeiten. Ihre aktuellen Forschungsprojekte konzentrieren sich auf die Antikörper-vermittelte Abstoßung von Nierentransplantaten. Neben der Forschungstätigkeit beteiligt sich Katharina Mayer auch an der Lehre im Rahmen des Humanmedizinstudiums und betreut Diplomarbeiten.
Ausgewählte Literatur
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Irish W, Nickerson P, Astor BC, Chong E, Wiebe C, Moreso F, Seron D, Crespo M, Gache L, Djamali A. Change in Estimated GFR and Risk of Allograft Failure in Patients Diagnosed With Late Active Antibody-mediated Rejection Following Kidney Transplantation. Transplantation. 2021;105(3):648-59.
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Moreso F, Crespo M, Ruiz JC, Torres A, Gutierrez-Dalmau A, Osuna A, Perelló M, Pascual J, Torres IB, Redondo-Pachón D, Rodrigo E, Lopez-Hoyos M, Seron D. Treatment of chronic antibody mediated rejection with intravenous immunoglobulins and rituximab: A multicenter, prospective, randomized, double-blind clinical trial. Am J Transplant. 2018;18(4):927-35.
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Eskandary F, Regele H, Baumann L, Bond G, Kozakowski N, Wahrmann M, Hidalgo LG, Haslacher H, Kaltenecker CC, Aretin MB, Oberbauer R, Posch M, Staudenherz A, Handisurya A, Reeve J, Halloran PF, Böhmig GA. A Randomized Trial of Bortezomib in Late Antibody-Mediated Kidney Transplant Rejection. J Am Soc Nephrol. 2018;29(2):591-605.
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Doberer K, Duerr M, Halloran PF, Eskandary F, Budde K, Regele H, Reeve J, Borski A, Kozakowski N, Reindl-Schwaighofer R, Waiser J, Lachmann N, Schranz S, Firbas C, Mühlbacher J, Gelbenegger G, Perkmann T, Wahrmann M, Kainz A, Ristl R, Halleck F, Bond G, Chong E, Jilma B, Böhmig GA. A Randomized Clinical Trial of Anti-IL-6 Antibody Clazakizumab in Late Antibody-Mediated Kidney Transplant Rejection. J Am Soc Nephrol. 2021;32(3):708-22.
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Nickerson PW, Böhmig GA, Chadban S, Kumar D, Mannon RB, van Gelder T, Lee JC, Adler S, Chong E, Djamali A. Clazakizumab for the treatment of chronic active antibody-mediated rejection (AMR) in kidney transplant recipients: Phase 3 IMAGINE study rationale and design. Trials. 2022;23(1):1042.
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O'Neill MA, Hidalgo LG. NK cells in antibody-mediated rejection - Key effector cells in microvascular graft damage. Int J Immunogenet. 2021;48(2):110-9.
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Mayer KA, Schrezenmeier E, Diebold M, Halloran PF, Schatzl M, Schranz S, Haindl S, Kasbohm S, Kainz A, Eskandary F, Doberer K, Patel UD, Dudani JS, Regele H, Kozakowski N, Kläger J, Boxhammer R, Amann K, Puchhammer-Stöckl E, Vietzen H, Beck J, Schütz E, Akifova A, Firbas C, Gilbert HN, Osmanodja B, Halleck F, Jilma B, Budde K, Böhmig GA. A Randomized Phase 2 Trial of Felzartamab in Antibody-Mediated Rejection. N Engl J Med. 2024;391(2):122-32.