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MedUni Wien trauert um Gerhard Freilinger

Doyen der Wiener Plastischen Chirurgie verstorben

Mit Betroffenheit haben wir vom Ableben von Univ. Prof. Dr. Gerhard Freilinger erfahren, der  am 28. November friedlich im Alter von 95 Jahren entschlafen ist.

1927 in Linz geboren, schloss er das Medizinstudium 1954 in Innsbruck ab, hier sammelte er auch seine ersten chirurgischen Erfahrungen. Danach führte ihn sein Weg für zwei Jahre in die USA, wo er an der  University of Iowa, der Washington University in St. Louis und der Cornell University in New York in den jeweiligen Abteilungen für Plastische- und Widerherstellungschirurgie arbeitete. 1957 kam er nach Wien an die II. Chirurgische Universitätsklinik. Freilinger habilitierte sich 1971 für das Fach Chirurgie mit speziellem Fokus auf plastische Chirurgie. Auf ihn geht die Gründung der Abteilung für plastische Chirurgie an der II. Chirurgischen Universitätsklinik in Wien zurück, zu deren Extraordinarius er 1975 ernannt wurde.  Die Berufung ans Kantonsspital St. Gallen lehnte er ab und blieb bis zu seinem Ruhestand im September 1993 an der Wiener Chirurgischen Universitätsklinik tätig.

Gerhard Freilinger war ein passionierter Lehrer, immer bestrebt seine Mitarbeiter zu fördern. Es wundert nicht, dass zahlreiche seiner Schüler später Abteilungsvorstände an Wiener Spitälern wurden. Er war Autor hunderter Publikationen,  verfasste Bücher und zeigte sich für wissenschaftliche Filme verantwortlich. Als ein Player auf der internationalen Bühne der plastischen Chirurgie erlangte Freilinger weltweite Bekanntheit mit der freien Muskeltransplantation zur Behandlung der Fazialisparese.

Freilinger war Gründungsmitglied und auch Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Plastische Chirurgie, Gründungspräsident der Österreichischen Gesellschaft für Senologie und Vorstandsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Weltraummedizin. 

Sein persönliches Engagement als rekonstruktiver Chirurg galt seit 1967 den Kriegsopfern chemischer Kriegsführung in Vietnam, Laos und Afghanistan, später auch in Angola und im Irak. Er scheute die Gefahr nicht, als er direkt in die Kriegsgebiete reiste und dank seiner operativen Eingriffe unzählige Menschenleben retten konnte. Großen Einsatz zeigte er auch für die Giftgasopfer einer autonomen Kurdenregion im Irak, deren Transport nach Wien er organisierte. Hier konnte dann der Einsatz von Senfgas nachgewiesen werden.

Mit Gerhard Freilinger hat die plastische Chirurgie nicht nur einen großen Chirurgen verloren, wir trauern vor allem um einen wertvollen Kollegen, der unser Fach durch seine Menschlichkeit und herausragende Persönlichkeit geprägt hat. Unser Beileid gilt seiner Familie.


Christine Radtke,
Leiterin der Universitätsklinik für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie