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Schwangerschaftsdiabetes: Kontinuierliche Glukosemessung senkt Risiko für zu hohes Geburtsgewicht

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(c) 2024 Prostock-studio/Shutterstock

(Wien, 04-12-2025) Ein internationales Forschungsteam unter Leitung der Medizinischen Universität Wien hat gezeigt, dass kontinuierliches Glukosemonitoring (CGM) bei Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes das Risiko für ein Neugeborenes mit überdurchschnittlichem Geburtsgewicht senken kann. Damit belegt die im Topjournal „The Lancet Diabetes & Endocrinology“ publizierte Studie erstmals die Vorteile der digitalen Methode gegenüber der herkömmlichen Blutzuckerselbstmessung mittels Fingerstich und eröffnet neue Perspektiven für eine gezielte Betreuung von Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes.

In die Studie eingeschlossen wurden 375 Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes an vier universitären Zentren: dem Universitätsklinikum AKH Wien, der Charité – Universitätsmedizin Berlin, dem Universitätsklinikum Jena und dem Universitätsspital Basel. Die Teilnehmerinnen wurden nach dem Zufallsprinzip entweder der Studiengruppe mit kontinuierlicher Echtzeit-Glukosemessung (real-time Continuous Glucose Monitoring, rt-CGM) oder der Gruppe mit punktueller Blutzuckerselbstmessung per Fingerstich (Self-Monitoring of Blood Glucose, SMBG) zugeteilt und bis zur Entbindung mit leitlinienkonformen Behandlungsstandards betreut. Schwangerschaftsdiabetes kann zu einem übermäßigen Wachstum des Kindes führen, was zu Geburtsproblemen, aber auch zu einer frühkindlichen Prädisposition für Übergewicht und Stoffwechselerkrankungen beitragen kann. Durch eine frühzeitige Diagnose und konsequente Therapie kann dieses Risiko deutlich gesenkt werden.

Die Auswertung der Geburtsdaten im Rahmen der Studie zeigt hier einen klaren Vorteil der kontinuierlichen Glukosemessung: Nur vier Prozent der Frauen in der rt-CGM-Gruppe brachten ein überdurchschnittlich schweres Kind (LGA = Large for Gestational Age) zur Welt, während es in der Kontrollgruppe zehn Prozent waren. Darüber hinaus lagen die durchschnittlichen Geburtsgewichtsperzentilen in der rt-CGM-Gruppe niedriger, was darauf hinweist, dass die Kinder dieser Frauen seltener übermäßig wuchsen und häufiger im normalen, erwarteten Größenbereich lagen.

Zuckerwerte jederzeit abrufbar
„Die kontinuierliche Glukosemessung über einen unter der Haut sitzenden Sensor ermöglicht es den Patientinnen, ihre Zuckerwerte jederzeit abzurufen. Dadurch können Lebensstil oder Insulintherapie gezielt angepasst werden, was den Schwangerschaftsverlauf positiv beeinflussen kann“, erklärt Studienleiter Christian Göbl (Universitätsklinik für Frauenheilkunde, MedUni Wien/AKH Wien). Auffällig war jedoch, dass in beiden Studiengruppen mehr Neugeborene mit unterdurchschnittlichem Geburtsgewicht (Small for Gestational Age, SGA) zu verzeichnen waren. Das könnte darauf hinweisen, dass ein sehr strenges Zuckermanagement möglicherweise auch das Risiko für zu geringes fetales Wachstum beeinflussen könnte – und bedarf weiterer Untersuchungen, so die Forschenden.

„Unsere Ergebnisse sprechen jedenfalls dafür, dass Echtzeit-Glukosemesssysteme die Schwangerschaftsbetreuung verbessern können – insbesondere bei Frauen, die von einer intensiveren Therapie profitieren“, betont Erstautorin Tina Linder (Universitätsklinik für Frauenheilkunde, MedUni Wien/AKH Wien). „Gleichzeitig müssen die optimalen Blutzucker-Zielwerte noch genau definiert werden, um sowohl ein Überwachstum als auch ein Unterwachstum des Fötus zu vermeiden.“ 

Publikation: THE LANCET Diabetes & Endocrinology
Glycaemic control and pregnancy outcomes with real-time continuous glucose monitoring in gestational diabetes (GRACE): an open-label, multicentre, multinational, randomised controlled trial.
Tina Linder, Iris Dressler-Steinbach, Silke Wegener, Karen Schellong, Saskia Schmidt, Daniel Eppel, Cécile Monod, Florian Heinzl, Katharina Redling, Bettina Winzeler, Beatrice Mosimann, Friederike Weschenfelder, Tanja Groten, Martina Mittlböck, Johan Jendle, Wolfgang Henrich, Micaela Morettini, Latife Bozkurt, Andrea Tura, Christian Göbl, the GRACE study collaborative group. 
https://www.thelancet.com/journals/landia/article/PIIS2213-8587(25)00288-8/fulltext