
(Wien, 21-05-2025) Ein Forschungsteam der Medizinischen Universität Wien hat in einer aktuellen Studie neue Erkenntnisse über das Post-COVID-Syndrom (PCS) und die Relevanz eines gesunden Magen-Darm-Traktes dabei gewonnen. Die Untersuchung, die kürzlich im Fachjournal Allergy veröffentlicht wurde, zeigt, dass PCS-Patient:innen veränderte Entzündungsmarker und eine gestörte Darmbarriere aufweisen, was zur Entwicklung von postviraler Fatigue beitragen könnte.
Die Forscher:innen unter der Leitung von Eva Untersmayr-Elsenhuber vom Zentrum fur Pathophysiologie Infektiologie und Immunologie der MedUni Wien analysierten Daten aus einer prospektiven Beobachtungsstudie. Dabei wurde der Verlauf von SARS-CoV-2-Infektionen sowie gastrointestinale Beschwerden vor, während und nach der Infektion untersucht. Zusätzlich wurden Blut-, Speichel- und Stuhlproben von PCS-Patient:innen ausgewertet.
Die Ergebnisse zeigen, dass Patient:innen mit vorbestehenden Magen-Darm-Beschwerden ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von PCS-Fatigue haben. Gleichzeitig wurden auffällige Veränderungen bei bestimmten Biomarkern festgestellt. So wiesen PCS-Patient:innen eine erhöhte LBP/sCD14-Ratio, sowie niedrigere IL-33-Werte auf, was auf eine veränderte Immunaktivierung und eine reduzierte Darmbarriere hindeutet. Ergänzend dazu zeigten sich erhöhte IL-6-Spiegel, die als Marker für systemische Entzündungsreaktionen gelten.
„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine SARS-CoV-2-Infektion langfristige Auswirkungen auf das Immunsystem und die Darmgesundheit haben kann, die zur Entstehung von PCS beitragen", erklärt Eva Untersmayr-Elsenhuber. Sie ist Co-Leiterin des an der MedUni Wien angesiedelten Nationalen Referenzzentrums für postvirale Syndrome.
Gezielte Behandlungsstrategien entwickeln
Die Studie unterstreicht die zentrale Rolle des Magen-Darm-Trakts bei der Entwicklung von Langzeitfolgen nach COVID-19. Die Überwachung von gastrointestinalen Symptomen und Biomarkern könnte helfen, Risikopatient:innen frühzeitig zu identifizieren und gezielte Behandlungsstrategien zu entwickeln. Dies könnte insbesondere für die Therapie von postviraler Fatigue von großer Bedeutung sein.
„Besonders spannend ist, dass unsere Studienteilnehmer:innen vor der Infektion überwiegend jung und gesund waren. Selbst die Covid-Erkrankung verlief meist nur mild oder sogar asymptomatisch. Ein Unterschied waren die häufiger berichteten Magen-Darm Beschwerden in der Gruppe, die postvirale Fatigue entwickelte“, erklärt Johanna Rohrhofer vom Zentrum fur Pathophysiologie Infektiologie und Immunologie, Erstautorin der Studie.
Das Forschungsteam plant, die Erkenntnisse in weiterführenden Studien zu validieren. „Die Identifizierung prädiktiver Marker für PCS könnte zukünftig eine personalisierte Prävention und Therapie ermöglichen", so Eva Untersmayr-Elsenhuber.
Publikation: Allergy
Gastrointestinal barrier disruption in Post-COVID Syndrome Fatigue patients
Johanna Rohrhofer, Viktoria Wolflehner, Johannes Schweighardt, Larissa Koidl, Michael Stingl, Sonja Zehetmayer, Joana Séneca, Petra Pjevac, Eva Untersmayr
https://doi.org/10.1111/all.16593