
(Wien, 03-09-2025) Ein internationales Forschungsteam unter Beteiligung der MedUni Wien konnte zeigen, dass ein oraler Glukosetoleranztest (OGTT) bereits in der Frühschwangerschaft entscheidende Hinweise auf das Risiko für Schwangerschaftsdiabetes liefert. Die aktuell im Fachjournal Diabetologia publizierte Studie belegt, dass Blutzuckerwerte aus einem frühen OGTT nicht nur die spätere Entwicklung von Schwangerschaftsdiabetes, sondern auch den Bedarf an Insulintherapie – und damit einen schwereren Krankheitsverlauf –vorhersagen können. Damit eröffnet sich die Möglichkeit einer verbesserten Risikostratifizierung bereits zu Beginn der Schwangerschaft.
Im Rahmen der prospektiven, multizentrischen Kohortenstudie wurden 657 schwangere Frauen an sechs Zentren in Österreich, Deutschland und der Schweiz untersucht. In der Frühschwangerschaft erfolgte ein verblindeter 75g-OGTT sowie die Bestimmung mehrerer Biomarker. Zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche wurde ein zweiter OGTT zur Diagnosestellung durchgeführt. Insgesamt entwickelten 12,6 % der Studienteilnehmerinnen einen Schwangerschaftsdiabetes.
Früher OGTT als Risikomarker
Die Analyse zeigte, dass insbesondere die dynamisch erhobenen Blutzuckerwerte des frühen OGTT (Nüchtern, 60 und 120 Minuten) eine gute Möglichkeit zur Vorhersage darstellen. Besonders die komplizierteren Verläufe mit notwendiger Insulintherapie ließen sich anhand dieser Werte zuverlässig prognostizieren. Einige zusätzliche Biomarker – wie Insulin, Triglyzeride und Adiponectin – waren ebenfalls mit dem Risiko assoziiert, ihre prognostische Bedeutung war jedoch geringer. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass frühe Blutzuckertests nicht nur eng mit einem gestörten Glukosestoffwechsel assoziiert sind, sondern auch das spätere Erkrankungsrisiko widerspiegeln“, erklärt Erstautorin Evelyn Huhn (Universitätsspital Basel und Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf).
Relevanz für die klinische Praxis
Bislang erfolgt ein Screening auf Schwangerschaftsdiabetes meist erst im späten zweiten Trimester. „Unsere Studie liefert ein starkes Argument dafür, Risikopatientinnen bereits im ersten Drittel gezielt zu identifizieren. Die nächste Herausforderung wird sein, festzustellen, welche Frauen von einer Abklärung in der Frühschwangerschaft am meisten profitieren“, so Studienautor Christian Göbl (Universitätsklinik für Frauenheilkunde, MedUni Wien). So könnten präventive Maßnahmen wie Lebensstilinterventionen früher einsetzen und das Risiko für Komplikationen bei Mutter und Kind verringert werden.
Publikation: Diabetologia
The utility of early gestational OGTT and biomarkers for the development of gestational diabetes mellitus: an international prospective multicentre cohort study
Evelyn A. Huhn, Grammata Kotzaeridi, Thorsten Fischer, Monja Todesco Bernasconi, Anne S. Richter, Mirjam Kunze, Eva Dölzlmüller, Heidi Jaksch-Bogensperger, Laura Weidinger, Daniel Eppel, Nicole Ochsenbein-Koelble, Elke Bäz, Bettina Winzeler, Andrea Tura, Helena Stach, Günther Schäfer, Shane V. van Breda, Lenka Vokálová, Irene Hoesli & Christian S. Göbl.
DOI: 10.1007/s00125-025-06517-0
https://link.springer.com/article/10.1007/s00125-025-06517-0