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Kloaken-Fehlbildungen: Weltweit erstes 3D-Modell entwickelt

Präsentation auf europäischem Kongress für Kinderchirurgen bis 7.12. in Wien
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(Wien, 05-12-2019) Bei einer sogenannten Kloaken-Fehlbildung (Analatresie) ist bei Kindern die Öffnung des Rektums bzw. Anus nicht vorhanden oder nicht korrekt angelegt. Rund eines von 5.000 Kindern ist betroffen. Behoben werden kann diese angeborene Fehlbildung durch eine höchst komplexe Operation. Nun haben ForscherInnen der MedUni Wien das erste 3D-Modell einer angeborenen Kloaken-Fehlbildung entwickelt, das sehr realistisch die endoskopische Methode der Zytoskopie zur Untersuchung und damit auch erstmals die Simulation einer echten Operation ermöglicht.  

Zum Hintergrund: Bei einer Analatresie muss die Analöffnung durch eine Operation rekonstruiert werden. Bei dem Eingriff wird die äußere oder innere Fistel verschlossen und die Analöffnung im Zentrum der Schließmuskulatur rekonstruiert. Je nach Fehlbildung muss ein künstlicher Dickdarm-Ausgang angelegt werden.

Carlos A. Reck (Universitätsklinik für Chirurgie, Klinische Abteilung für Kinderchirurgie), Ewald Unger (Zentrum für Medizinische Physik und Biomedizinische Technik) und Azadejh Hojreh haben nun im Rahmen des FFG Infrastrukturprojektes M3dRES (Projektleiter: Francesco Moscato) aus den computertomographischen Daten einer echten Fehlbildung ein 3D-Modell rekonstruiert, an dem die schwierige Operation erstmals realitätsnah trainiert werden kann – bisher wird der Eingriff als Assistenzarzt bzw- ärztin durch „learning by doing" erlernt. Dieses neue Modell wird im Rahmen des 12. Europäischen Kongresses der Kolorektal-KinderchirurgInnen in Wien vom 4. bis 7. Dezember bei einem Workshop am 7.12. präsentiert.

„Der Vorteil dieses Modells ist es, dass es KinderchirurgInnen und KinderurologInnen erlaubt, die Technik der Zystoskopie und der inneren Strukturidentifikation zu üben. In Zukunft könnte man Modelle anwenden, um diese seltene Erkrankung den Chirurgen nicht nur anzutrainieren, sondern die Operation auch patientenspezifisch vor dem ersten Eingriff zu üben. Das wird eine sehr positive Wirkung auf das Outcome der Betroffenen haben“, betont Carlos Reck. Je präziser die Operation, desto besser die Aussichten der PatientInnen – das sollte sich durch die Trainingseinheiten am 3-D-Modell künftig noch verbessern und verhindern, dass die Betroffenen zum Beispiel inkontinent bleiben oder unfruchtbar sind.

Über die Kloaken-Fehlbildung
Unterschieden werden Formen der Analatresie mit oder ohne zusätzliche Fehlbildung. Bei einem Jungen kann zum Beispiel eine Fistel zwischen Enddarm und Harnröhre entstehen, bei einem Mädchen zwischen Enddarm und Vagina. Die Ursachen sind bisher unklar, man vermutet, dass vor allem genetische Faktoren dafür verantwortlich sind. Die Fehlbildung wird in der Regel direkt nach der Geburt durch die Hebamme oder den Kinderarzt bei der Erstuntersuchung festgestellt. Im Ultraschall während der Schwangerschaft wird sie kaum erkannt.

Termin:
12. Europäischer Kongress der Kolorektal-Kinderchirurgen in Wien vom 4. bis 7. Dezember 2019 im Parkhotel Schönbrunn unter Leitung von Carlos Reck und Alexander Springer (beide Universitätsklinik für Chirurgie) von der MedUni Wien.
Alle Infos: https://www.colorectal-vienna.com/. Mehr als 300 ExpertInnen sind akkreditiert, das ist damit der größte kinderchirurgische Kongress in Wien in den vergangenen 15 Jahren.