(Wien, 27-05-2020) Oleh Hornykiewicz wurde vor 94 Jahren in Sychiw bei Lemberg in Ostgalizien geboren, welches damals zu Polen gehörte, heute aber zur Ukraine gezählt wird. Nach dem Besuch des Sperlgymnasiums in Wien studierte er an der Universität Wien Medizin und promovierte 1951 zum Doktor der gesamten Heilkunde. Unmittelbar im Anschluss trat er eine unbezahlte Stelle als Forschungsassistent am Pharmakologischen Institut der Universität unter dem damaligen Vorstand Prof. Franz von Brücke an, bevor er 1956 mit einem Stipendium des British Councils an das Pharmakologische Institut in Oxford wechselte.
In dem Labor von Hermann Blaschko, einem deutsch-britischen Biochemiker, begann er sich wissenschaftlich mit den Katecholaminen auseinanderzusetzen, einer Gruppe von chemischen Stoffen, zu denen unter anderen auch Dopamin, Noradrenalin und Adrenalin gehört.
Nach seiner Rückkehr im Jahr 1958 trat Hornykiewicz dann als Universitätsassistent in das Pharmakologische Institut der Universität Wien ein und verfolgte seine Katecholamin-Forschungen weiter, inspiriert durch seinen Forschungsaufenthalt in Oxford.
Hornykiewicz ging der Hypothese Dopamins als eigener Neurotransmitter nach und zeigte zunächst Arbeiten über die blutdrucksenkende Wirkung Dopamins im Meerschweinchen, welche über Dopaminrezeptoren vermittelt wird. Im Jahre 1960 veröffentlichte er dann gemeinsam mit Herbert Ehringer seine bahnbrechende Arbeit zum Verlust von Dopamin in den Basalganglien des Gehirns von Parkinsonpatienten. Vom Verlust des Dopamins im Corpus Striatum leitete Hornykiewicz die bahnbrechende Überlegung ab, dass eine Substitution von Dopamin mit seinem Vorläufermolekül möglich wäre, L-Dopa. Nur ein Jahr später konnte er dann gemeinsam mit Walter Birkmayer die therapeutische Wirkung von L-DOPA bei Parkinsonpatienten zeigen und legte damit die Grundlage für die Dopamin-Substitutionstherapie in der Parkinsonkrankheit. Auch in den nachfolgenden Jahren beschäftigte sich Hornykiewicz weiter mit den pathophysiologischen Grundlagen der Parkinsonkrankheit und der L-DOPA.
Hornykiewicz habilitierte 1964 in Pharmakologie und Toxikologie in Wien, nahm aber sehr bald schon, im Jahr 1967, eine Position als Professor für Psychopharmakologie am Department of Pharmacology and Psychiatry der Universität Toronto und die damit verbundene Leitung des Department of Psychopharmacology am Clarke Institute of Psychiatry, Toronto, Canada, an und wurde 1973 zusätzlich zum Professor am Department of Psychiatry, University of Toronto ernannt. Wissenschaftlich beschäftigte sich Hornykiewicz in dieser Zeit an der Erforschung neurochemisch-neuropathologischer Veränderungen, die er in Gehirnen von Patienten mit unterschiedlichsten neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen untersuchte. Im Jahr 1976 wurde Hornykiewicz an die Universität Wien berufen und mit der Leitung des neu gegründeten Instituts für Biochemische Pharmakologie, allerdings gleichzeitig auch mit der Leitung des von ihm damals neu errichteten Human Brain Laboratory am Clarke Institute in Toronto in Kanada betraut. Während am Wiener Institut der Schwerpunkt auf tierexperimentellen Arbeiten lag, fokussierte sich die Arbeitsgruppe am Clarke Institut mehr auf klinisch-neuropathologische Studien. Hornykiewicz emeritierte 1992 am Clarke Institut in Toronto und 1995 an der Universität Wien. Allerdings leitete er interimistisch das Wiener Institut weiter bis ins Jahr 1999 und wirkte dadurch entscheidend an der Einrichtung des Hirnforschungsinstituts der Wiener Universität an der heutigen Medizinischen Universität Wien mit. In dieses neu gegründete Institut wurde auch das Institut für Biochemische Pharmakologie integriert.
Zahlreich waren die Preise, mit denen Hornykiewicz ausgezeichnet wurde. So erhielt er, neben den größten Ehrungen der Republik Österreich und der Stadt Wien, im Jahre 1979 mit Arvid Carlsson den Wolf Preis für den neuen Zugang zur Kontrolle der Parkinsonerkrankung mit L-DOPA. Dieser von der in Israel ansässigen Wolf Foundation verliehene Preis zählt nach dem Nobelpreis zu den angesehensten Preisen der Naturwissenschaften. Tatsächlich erhielt wie viele andere Wolf-Preisträger auch Arvid Carlsson später den Nobelpreis und zwar im Jahre 2000 (zusammen mit Paul Greengard und Eric Kandel) für Entdeckungen zur Signalübertragung im Nervensystem. Dass Hornykiewicz dabei leer ausging, obwohl gerade er den entscheidenden Zusammenhang zwischen der Entdeckung des Neurotransmitters Dopamin bei der Parkinson-Erkrankung und deren Behandlung herstellte, war Anlass für einen von 230 Wissenschaftlern unterschriebenen offenen Brief über ihr Bedauern, Hornykiewicz hier zu übergehen, an das Komitee des Nobel Preises im Jahre 2001.
Dem Institut für Hirnforschung ist er zeitlebens treu geblieben und bis ins hohe Alter von über 90 Jahren auch annähernd täglich in seinem Büro wissenschaftlich tätig gewesen, hat mit den MitarbeiterInnen der dort ansässigen Gruppen gescherzt und hat die feine Klinge seines Humors gezeigt. Mit Oleh Hornykiewicz verliert die Medizinische Universität Wien einen herausragenden Neurowissenschaftler: für wenige seiner Zunft passt das Wort eines „Entdeckers“ besser, der maßgeblich und nachhaltig der Menschheit durch die Entwicklung seiner Therapie geholfen hat.
Harald Sitte, Institut für Pharmakologie, und Christian Pifl, Zentrum für Hirnforschung der MedUni Wien
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Lebenswege - Oleh Hornykiewicz im Porträt (2017)