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Klimawandel und "neue" Allergieauslöser verlängern Pollensaison

Pollenservice der MedUni Wien: Ragweed und Beifuß sorgen für Belastungen
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Bild: MedUni Wien/Bastl
Blühender Ragweed

(Wien, 29-07-2024) Allergiker:innen in Wien müssen sich auch im Sommer und Herbst auf Pollenflug einstellen, dafür sind ab dem Spätsommer vor allem eingewanderte Arten wie Ragweed und bestimmte Beifußarten sowie der Klimawandel verantwortlich.
Das Unkraut Ragweed, das für den Gesundheits-  und den Landwirtschaftssektor ein großes Problem darstellt, beginnt im August zu blühen. Seit vergangenem Jahr gibt es zudem eine zweite Blühphase des Beifußes im September und Oktober. Das berichtet der Pollenservice Wien der MedUni Wien.

Die Beifußpollensaison hat in Wien bereits Anfang Juli begonnen, die Blütezeit umfasst üblicherweise Juli bis September, auch wenn erste blühende Individuen bereits vor Juli auftreten können. Der flächendeckende Pollenflug wird zum größten Teil von der heimischen Beifußart, dem Gewöhnlichen Beifuß (Artemisia vulgaris), verursacht.
Die Beifußpollenallergie ist in Wien die häufigste Pollenallergie unter den Unkräutern (noch vor Ragweed) und rangiert auf Platz 3 der Pollenallergien. Beifuß ist demnach ein potentes allergenes Unkraut.

Veränderung der Beifußpollensaison
Im Herbst 2023 konnte Maximilian Bastl vom Pollenservice Wien der MedUni Wien eine markante Veränderung feststellen: „Plötzlich stiegen die Beifußpollenkonzentrationen im Herbst an und gipfelten in einer höheren Spitzenpollenkonzentration als im Sommer. Das gab es bisher noch nie in Wien.“
Nach wissenschaftlicher Recherche wurde ersichtlich, dass zwei neophytische Arten des Beifußes, die sich zwar schon länger in Wien etabliert hatten, aber bisher nicht so deutlich zur Blüte gekommen waren, als die plausiblesten Ursachen für dieses Phänomen gelten: der Kamtschatka Beifuß (Artemisia verlotiorum) und/oder der Einjährige Beifuß (Artemisia annua). Ein Neophyt ist eine Pflanze, die sich in einem Gebiet festgesetzt hat, in dem sie ursprünglich nicht heimisch war. Diese Pflanzenarten wurden durch menschliche Aktivitäten bewusst oder unbewusst in neue Regionen eingeführt und haben dort Fuß gefasst.

Welche Art oder ob beide Arten des eingewanderten Beifußes im selben Maße zur Blüte kommen, ist noch nicht erforscht. Eine Studie aus Norditalien (Region Südtirol) hat eben diese beiden Arten als verantwortliche Quelle im dortigen Herbstpollenflug bestimmt, die zweite Blühphase gibt es dort schon länger. Da es im Herbst 2023 ungewöhnlich hohe Temperaturen gab und laut Geosphere Austria der wärmsten September der Messgeschichte in Österreich verzeichnet wurde, muss bei ähnlichen Bedingungen künftig auch in Wien mit einer zweiten Blühphase des Beifuß von September bis Oktober gerechnet werden.

Ragweed – eine frühe Saison und grenzübergreifende Kooperation
Ragweed (Ambrosia artemisiifolia) hat sich längst bei uns angesiedelt und ist ebenso ein Neophyt. Die typischen Fundstellen umfassen Wegränder, Autobahnen, Baustellen und Felder. Der Pollenflug dauert von August bis in den Oktober, je nach Wetterbedingungen. Dieses Jahr wird eine frühere Blüte erwartet. Das ist übereinstimmend mit Berichten aus einem von Ragweed stark befallenen Nachbarland Österreichs, Ungarn. In Wien muss gerade bei Winden aus dem Südosten und Osten mit vermehrtem Ragweedpollenflug gerechnet werden, da dort die Bestände noch größer sind. Der Pollenservice Wien der MedUni Wien ist Partner des ungarischen „Ragweed Pollen Alarm System (R-PAS)“. Die Daten der Pollenfalle der MedUni Wien werden im Gegenzug für die Nutzung des ungarischen Vorhersagemodells bereitgestellt.

Maximilian Bastl vom Pollenservice Wien der MedUni Wien resümiert: „Ohne neophytische Arten und den Klimawandel wäre die Pollensaison in Wien jetzt schon so gut wie abgeschlossen, jetzt müssen Menschen mit Allergien auch im Herbst mit Symptomen rechnen.“