(APA/Wien, 18-02-2022) Auch Österreichs Krebspatientinnen und -patienten wurden von der Covid-19-Pandemie hart getroffen. Die Sterblichkeit bei 230 Kranken mit bösartigen Tumoren oder Blutkrebs und SARS-CoV-2-Infektion betrug laut einer neuen Studie von Kliniken in Wien, Tirol und Vorarlberg im Zeitraum zwischen Mitte März 2020 und Anfang April vergangenen Jahres 16,5 Prozent. Dies geht aus einer am Mittwoch in der Wiener Klinischen Wochenschrift online erschienen Studie hervor.
Die AutorInnen der Untersuchung stammen aus rund einem halben Dutzend Spitalsabteilungen bzw. Universitätskliniken in Wien, Feldkirch und Innsbruck, die PatientInnen mit Tumorerkrankungen (Onkologie) oder Blutkrebs (Hämatologie) betreuen. Analysiert wurden die Daten von Kranken, die aktiv an Krebs erkrankt waren oder zuvor eine Krebsdiagnose erhalten hatten und zwischen 13. März 2020 und 6. April 2021 zusätzliche positiv auf SARS-CoV-2 getestet worden waren. Gesammelt wurden die Informationen über die Krebserkrankungen und die Konsequenzen von Covid-19 binnen 30 Tagen nach der bestätigten Infektion.
Insgesamt handelte es sich um 230 KrebspatientInnen. 75 hatten Blutkrebs, 155 eine bösartige Tumorerkrankung. Die Sterblichkeit durch Covid-19 war hoch. Die Forschenden rund um Anna Berghoff (Klinische Abteilung für Onkologie/MedUni Wien/AKH Wien) als korrespondierende Autorin schrieben über die Beobachtungen: "Nach einer mittleren Beobachtungszeit von 31 Tagen nach Covid-19-Diagnose waren 38 der Patienten (16,5 Prozent) daran gestorben." Die Verstorbenen waren im Durchschnitt älter (71,4 Jahre) als diejenigen, die Covid-19 überstanden (62,4 Jahre). Zu den Risikofaktoren gehörten auch ein generell schlechterer Gesundheitszustand sowie einige Blutparameter, wird in der Studie festgestellt (doi: 10.1007/s00508-022-02006-1).
Wie stark erhöht die Covid-19-Mortalität unter diesen Krebskranken im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung war, darauf geben Dashboard-Daten der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) einen Hinweis: Für die Altersgruppe der 65- bis 74-Jährigen wird dort eine Covid-19-Sterblichkeit von 2,6 Prozent bei den betroffenen Männern und von 1,3 Prozent unter den erkrankten Frauen ausgewiesen.
Die Krebstherapien selbst dürften das Covid-19-Sterberisiko für die PatientInnen nicht erhöhen. Ein Zusammenhang mit onkologischen oder hämatologischen Behandlungen, die oft die körpereigenen Abwehrkräfte schädigen, konnte nicht belegt werden. Bei 60,6 Prozent der KrebspatientInnen musste allerdings die Behandlung der onkologischen oder hämatologischen Erkrankung wegen der Erfordernis der Quarantäne oder einer Spitalsaufnahme durch Covid-19 verschoben werden. Insgesamt sei die SARS-CoV-2-Mortalität der Krebspatienten in Österreich ähnlich jener in vergleichbaren Ländern gewesen, stellen die Autoren fest.
(APA/ww/lor)
Service: Wiener Klinische Wochenschrift
SARS-CoV-2-related mortality and treatment delays for cancer patients in Austria : Findings of a multicentric nationwide study.
Julia M Berger, Phillipp Wohlfarth, Oliver Königsbrügge, Hanna A Knaus, Edit Porpaczy, Hannes Kaufmann, Johanna Schreiber, Tatevik Mrva-Ghukasyan, Thomas Winder, Luciano Severgnini, Dominik Wolf, Verena Petzer, Van Anh Nguyen, Georg Weinlich, Leopold Öhler, Anna Wonnerth, Aurelia Miksovsky, Bert Engelhart, Matthias Preusser, Anna S Berghoff.
doi: 10.1007/s00508-022-02006-1; https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35171337/