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Walter Berger erhält FWF-Forschungs-Grant im Bereich der translationalen Hirntumorforschung

Krebsforscher untersucht Rolle von Fibroblasten-Wachstumsfaktor-Rezeptoren
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Bild: MedUni Wien/Gruber

(Wien, 21-04-2017) Walter Berger vom Institut für Krebsforschung der MedUni Wien und seine Forschungsgruppe erhalten einen FWF-Grant zur Erforschung des Beitrags von FGFR4 zu Wachstum und Aggressivität von primären Hirntumoren beim Erwachsenen.

Fibroblasten Wachstumsfaktor Rezeptoren (FGFR) sind Signalproteine, die in vielen Wachstums- und Differenzierungsprozessen von gesunden Geweben beteiligt sind. In dem vom FWF mit 401.000 Euro geförderten Projekt untersucht die MedUni-Wien-Forschungsgruppe um Walter Berger die Rolle, die der FGFR4 beim Glioblastom, einem bösartigem Hirntumor bei Erwachsenen, spielt. Ziel ist es, herauszufinden, ob FGFR4 und die von ihm aktivierten malignen, also bösartigen, Signale sinnvolle therapeutische Angriffspunkte sein könnten.

Das Glioblastom zählt zu den häufigsten bösartigen Gehirntumoren bei Erwachsenen. Derzeit gilt diese Erkrankung als unheilbar, weshalb weltweit intensiv nach neuen Therapieansätzen geforscht wird. Die Forschungsgruppe um Walter Berger am Institut für Krebsforschung setzt sich wissenschaftlich mit den molekularen Mechanismen der Entstehung und Progression von Glioblastomen auseinander. Berger ist stellvertretender Leiter des Instituts und Co-Koordinator der Central Nervous System Tumor Unit des Comprehensive Cancer Center Vienna.

Die ForscherInnen konnten zeigen, dass eine Hemmung des FGFR4 in zweidimensionalen Krebszellkulturen wenig bewirkt, allerdings im klinisch relevanteren dreidimensionalen Modell (Neurosphäroid) das Wachstum der Krebszellen massiv hemmt. Auch im entsprechenden Mausmodell bestätigte sich, dass eine Blockade fast alle Wachstumsprozesse zum Erliegen brachte. Der FGFR4 scheint somit zwar nicht die Driver-Mutation des bösartigen Zellwachstums zu sein, dürfte aber das dreidimensionale Wachstum unterstützen bzw. ermöglichen.
Berger: „Wie FGFR4 das tut, ist noch unklar und die Klärung dieser Frage eines der Forschungsziele unseres Projekts. Wenn wir die Mechanismen für das dreidimensionale Wachstum und die Invasion kennen, können wir herausfinden, welche Funktionen das Fortschreiten der Erkrankung unterbinden.“

In der aktuellen vom FWF unterstützten Arbeit wird eine Vielzahl von Modellen erstellt, die es erlauben, den FGFR4 gezielt zu blockieren und die Auswirkungen auf das Krebsgeschehen zu untersuchen. Dabei können die WissenschafterInnen auf eine sehr große Menge von humanem, lebendem Tumormaterial zurückgreifen. Berger: „Wir haben im Lauf der vergangenen Jahre in Kooperation mit den Kliniken am AKH Wien und der Kepler-Universität Linz eine große Zellbank anlegen können und verfügen somit über lebende Zellkulturen von etwa 1.000 Tumorproben.“
Dies ermöglicht dem Forschungsprojekt auch weiter, zellbiologische Funktionen von FGFR4 zu untersuchen, die ebenfalls an der Invasivität des Glioblastoms beteiligt sein könnten.

Neben der intrazellulären Kinasefunktion, also der Fähigkeit, in der Zelle Signale zu übertragen, interagieren die Teile des FGFR4 an der Zelloberfläche (extrazelluläre Domains) mit Adhäsionsmolekülen, die das Anheften und die Loslösung von Zellen regeln. Außerdem stehen sie im Austausch mit Protein-schneidenden Molekülen, wie zum Beispiel den Matrix-Metallo-Proteinase (MMP), die das „Einwandern“ von Tumorzellen in das gesunde Hirngewebes ermöglichen. Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass der FGFR4 beim Leberkarzinom eine sehr aggressive Form der MMP besonders stark aktiviert. Beide Funktionen, die Regelung der Adhäsion und die Durchdringung der extrazellulären Matrix, sind Voraussetzungen für die Invasivität und somit die Bösartigkeit des Glioblastoms.

Im aktuellen Projekt wird nun untersucht, ob die Inhibierung (Hemmung) der Kinaseaktivität von FGFR4 (durch Genmanipulation oder medikamentös) ausreicht, um das maligne Wachstum von Glioblastom zu verringern, oder ob auch die kinase-unabhängigen, die Invasivität fördernde Funktionen von FGFR4 Ansatzpunkte für eine gezielte Therapie darstellen könnten.

Über den FWF
Der Wissenschaftsfonds FWF (Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung) ist Österreichs zentrale Einrichtung zur Förderung der Grundlagenforschung. Durch ihn soll die Weiterentwicklung der Wissenschaften auf hohem Niveau gefördert und damit der Wissenschaftsstandort gesichert werden.

Zur Person
Walter Berger wurde 1963 in Reichraming in Oberösterreich geboren. Nach Beendigung seines Biologie- und Germanistikstudiums war er drei Jahre als Projektmanager bei Hoechst Austria tätig. Sein Interesse an der Wissenschaft veranlasste ihn dazu, in die Forschung zurückzukehren und am Institut für Krebsforschung seine Doktorarbeit zu verfassen. Nach einem Forschungsaufenthalt an der Universität Cambridge, UK, habilitierte er 2001 an der Universität Wien zum Thema Therapieresistenz in der Onkologie. 2010 wurde Berger die stellvertretende Leitung des Instituts für Krebsforschung der MedUni Wien übertragen. Im November 2013 wurde er zum Universitätsprofessor für Angewandte und Experimentelle Onkologie am Institut für Krebsforschung (IKF) der MedUni Wien berufen. Darüber hinaus ist der Krebswissenschafter aktives Mitglied des Comprehensive Cancer Center der MedUni Wien und des AKH Wien.