Skip to main content English

Zellschild schützt Gehirntumore vor Immunsystem

Bei Mittelliniengliom-Gehirntumoren klumpen bösartige Zellen zusammen und schotten sich ab
Alle News
Copyright (c) 2022 peterschreiber.media/Shutterstock

(Wien, 13-12-2022/APA) Bei den selten auftretenden, aber häufig tödlichen Mittelliniengliom-Gehirntumoren bilden die Krebszellen Klumpen und errichten rundherum einen Schild aus Zellen, berichtet ein Forscherteam mit österreichischer Beteiligung. Dieser Zellschild schützt sie wohl vor Attacken des Immunsystems. Die Tumore sind bei Kindern anders zusammengesetzt als bei Erwachsenen und sollten wohl unterschiedlich behandelt werden. Die Studie wurde im Fachmagazin "Nature Genetics" veröffentlicht.

Ein Team um Mariella Filbin vom Dana-Farber Cancer Institute in Boston (USA) untersuchte die Zell-Zusammensetzung der Mittelliniengliome (diffuse intrinsische Ponsgliome - DIPG) von 36 Kindern, 18 Jugendlichen und 14 Erwachsenen. Ein Drittel der Tumorproben stammt von Patient:innen, die an der Medizinischen Universität Wien und dem Allgemeinen Krankenhaus Wien operiert und behandelt wurden, erklärte die MedUni auf Anfrage der APA. An der internationalen Studie waren Forscher:innen und Mediziner:innen der MedUni Wien und der St. Anna Kinderkrebsforschung beteiligt.

"Wir fanden heraus, dass die Krebszellen zusammenklumpen und sich mit Zellen umgeben, die sie abschirmen und schützen", so Filbin in einer Aussendung des Boston Children's Hospital: "Dadurch schotten sie sich vom Rest des Gehirnes ab, um einer Immunsystem-Attacke zu entgehen". Die Medizinerin will nun herausfinden, wie die Zellen sich für diese Schutzmaßnahmen gleichsam absprechen. "Wenn wir wissen, wie die Zellen miteinander kommunizieren, können wir vielleicht ihre Signale blockieren und sie davon abhalten, solche geschützten Nischen anzulegen", meint sie.

Das Forschungsteam berichtet zudem, dass die Tumore bei den Kindern mehr unreife Zellen enthalten als bei Erwachsenen. Diese Zellen können sich sehr schnell vermehren und wuchern, was wohl die hohe Sterblichkeit bei Kindern mit dieser Erkrankung erkläre. Bei den Krebsgeschwüren der Erwachsenen gäbe es hingegen mehr Zellen, die normalerweise für die Heilung von Gewebe hilfreich sind, aber ebenso das Tumorwachstum vorantreiben können. "Diese Befunde legen nahe, dass Kinder und Erwachsene mit Mittelliniengliomen möglicherweise unterschiedliche Behandlungen benötigen", so die Forscher:innen.

js/nt/sws
APA0051 2022-12-13/8:00
130800 Dez 22

Publikation: Nature Genetics
The landscape of tumor cell states and spatial organization in H3-K27M mutant diffuse midline glioma across age and location
Ilon Liu, Li Jiang, Erik R. Samuelsson, Sergio Marco Salas, Alexander Beck, Olivia A. Hack, Daeun Jeong, McKenzie L. Shaw, Bernhard Englinger, Jenna LaBelle, Hafsa M. Mire, Sibylle Madlener, Lisa Mayr, Michael A. Quezada, Maria Trissal, Eshini Panditharatna, Kati J. Ernst, Jayne Vogelzang, Taylor A. Gatesman, Matthew E. Halbert, Hana Palova, Petra Pokorna, Jaroslav Sterba, Ondrej Slaby, Rene Geyeregger, Aaron Diaz, Izac J. Findlay, Matthew D. Dun, Adam Resnick, Mario L. Suvà, David T. W. Jones, Sameer Agnihotri, Jessica Svedlund, Carl Koschmann, Christine Haberler, Thomas Czech, Irene Slavc, Jennifer A. Cotter, Keith L. Ligon, Sanda Alexandrescu, W. K. Alfred Yung, Isabel Arrillaga-Romany, Johannes Gojo, Michelle Monje, Mats Nilsson & Mariella G. Filbin.
https://www.nature.com/articles/s41588-022-01236-3
https://doi.org/10.1038/s41588-022-01236-3