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Neuer Therapieansatz beim anaplastisch-großzelligen Lymphom

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(Wien, 23.09.2022) Das anaplastisch-großzellige Lymphom (ALCL) ist eine aggressive Blutkrebserkrankung, die vor allem Kinder und Jugendliche betrifft, doch auch Erwachsene können daran erkranken. Eine aktuelle internationale Studie unter Leitung von Wissenschafter:innen der Medizinischen Universität Wien und der Veterinärmedizinischen Universität Wien identifizierte nun mit dem Protein PDGFRβ und dem nachgeordneten Signalweg STAT3/5 einen neuen Biomarker und effektiven Therapieansatz. Laut den Forscher:innen verspricht die Hemmung dieser Achse eine Therapie mit deutlich verbesserten Erfolgsaussichten.

Das anaplastische großzellige Lymphom (ALCL) ist ein sehr aggressiver Lymphkotenkrebs, der von Immun-T-Zellen ausgeht und häufig durch das Protein NPM-ALK verursacht wird. Es handelt sich dabei um ein Fusionsprotein aus Nucleophosmin (NPM) und der Anaplastischen Lymphom Kinase (ALK). Die gezielte Bekämpfung dieses Fusionsproteins ist hochwirksam, führt jedoch häufig zu Rückfällen. Eine zentrale Rolle bei der Entstehung von ALCL haben die beiden Transkriptionsfaktoren cJUN und JUNb. Sie sind dem Protein NPM-ALK nachgeschaltet und regulieren das Protein PDGFRβ.
Protein PDGFRβ beschleunigt Tumorwachstum

Eine aktuelle internationale Studie unter der Leitung von Sabine Lagger (Vetmeduni Wien) und Lukas Kenner (MedUni Wien und Vetmeduni Wien) hat nun mit dem Protein PDGFRβ einen neuen Biomarker und Therapieansatz identifiziert. In dieser Studie beschreiben Ines Garces de los Fayos Alonso und das Autor:innenteam, dass der STAT3/5 Signalweg dem Protein PDGFRβ nachgeschaltet und mit dafür verantwortlich ist, dass diese Tumore aggressiver werden. Lukas Kenner vom Klinischen Institut für Pathologie der MedUni Wien fasst die Schlussfolgerungen zusammen: „Wir haben mit PDGFRβ als neuen Biomarker gefunden und halten die PDGFRβ-STAT3/5-Signalübertragung für den zentralen Faktor bei aggressivem ALCL Tumoren. Darüber hinaus gehen wir davon aus, dass die Hemmung von PDGFRβ und/oder STAT3/5 die das Überleben von Patienten mit ALCL massiv verbessern wird.“

Wirksamkeit von Medikamentenkombinationen
Im Rahmen ihrer Dissertation gelang es Ines Garces de los Fayos Alonso vom Klinischen Institut für Pathologie der MedUni Wien nicht nur, die Rolle von PDGFRβ bei der Tumorentwicklung zu identifizieren, sondern sie konnte auch zeigen, dass die Hemmung des gesamten Signalwegs eine wirksame therapeutische Strategie für Rezidivpatient:innen darstellt. Die Ergebnisse im Mausmodell sind vielversprechend für Menschen, die an PDGFRβ-gesteuertem ALCL leiden. „Dieser Signalweg wirkt wie ein zweischneidiges Schwert, das bösartigen Zellen einen selektiven Vorteil verschafft, der ihr karzinogenes Potenzial erhöht, gleichzeitig aber auch einen alternativen Weg für eine pharmakologische Hemmung bietet“, erklärt Sabine Lagger. Den Wissenschafter:innen zufolge sind nun weitere Studien erforderlich, um mehr über zusätzliche Kinasen und die ihnen zugrunde liegenden molekularen Mechanismen zu erfahren, damit bessere Medikamentenkombinationen zur Vermeidung von Tumorrezidiven entwickelt werden können.

Publikation: Molecular Cancer
PDGFRβ promotes oncogenic progression via STAT3/STAT5 hyperactivation in anaplastic large cell lymphoma
I. Garces de los Fayos Alonso, L. Zujo, I. Wiest, P. Kodajova, G. Timelthaler, S. Edtmayer, M. Zrimšek, S. Kollmann, C. Giordano, M. Kothmayer, H. A. Neubauer, S. Dey, M. Schlederer, B. S. Schmalzbauer, T. Limberger, C. Probst, O. Pusch, S. Högler, S. Tangermann, O. Merkel, A. I. Schiefer, C. Kornauth, N. Prutsch, M. Zimmerman, B. Abraham, J. Anagnostopoulos, L. Quintanilla-Martinez, S. Mathas, P. Wolf, D. Stoiber, P. B. Staber, G. Egger, W. Klapper, W. Woessmann, T. A. Look, P. Gunning, S. D. Turner, R. Moriggl, S. Lagger & L. Kenner
Doi: https://doi.org/10.1186/s12943-022-01640-7