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Béatrice Susanne Kahl erhält Auszeichnung für Case Report durch European Heart Journal

Award Congenital Heart Disease - Case of the Year’ 2020 für Mitarbeiterin der Klinischen Abteilung für Pädiatrische Kardiologie am Kinderherzzentrum Wien
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(Wien, 23-03-2021) Béatrice Susanne Kahl wurde für ihren Case Report vom European Heart Journal mit dem Award ‚Congenital Heart Disease - Case of the Year’ ausgezeichnet. Die Mitarbeiterin der Klinischen Abteilung für Pädiatrische Kardiologie der MedUni Wien erhielt die Auszeichnung für die Publikation eines Doppelklappenersatzes mit Transkatheter-Bioklappen bei einem Säugling mit schwerem angeborenem Herzfehler.

Die Behandlung komplexer angeborener Herzfehler folgt standardisierten Konzepten sowohl für die chirurgischen als auch die katheterinterventionellen Eingriffe. Manchmal kommt es jedoch zu Grenzfällen, bei denen die optimale Behandlung in der pädiatrischen Kardiologie und Kinderherzchirurgie individuelle therapeutische Entscheidungen verlangt.
Abhängig von der Größe und Funktion der Herz-und Herzklappenstrukturen können dysmorphe und hypoplastische atrioventrikuläre Klappen nicht immer rekonstruiert und damit erhalten werden. Gleichzeitig stehen für junge Säuglinge weder biologische noch mechanische Herzklappen in adäquater Größe zur Verfügung. Zudem ist die systemische Antikoagulation in diesem Alter eine große Herausforderung.

Im publizierten Fall wurde am Kinderherzzentrum Wien erstmals weltweit ein erfolgreicher einseitiger Ersatz beider AV-Klappen bei einem Säugling unter Verwendung von zwei Transkatheterklappen (Melody) durchgeführt.

Der neun Monate alte Säugling mit rechtsdominantem atrioventrikulärem Septumdefekt konnte zunächst klappenerhaltend korrigierend operiert werden, allerdings war keine ausreichende Klappenfunktion zu erzielen.

Eine neuerliche AV-Klappenrekonstruktion war wenig erfolgversprechend, sodass sich das Team des Kinderherzzentrums Wien mit Daniel Zimpfer (Universitätsklinik für Herzchirurgie) und Ina Michel-Behnke (Abteilung Pädiatrische Kardiologie, UKKJ) entschied, einen Hybridansatz zu verfolgen.

Ein perkutaner Klappenersatz einer Pulmonalklappe wird im Kinderherzzentrum Wien seit langem routinemäßig vorgenommen. Hierbei handelt es sich um eine biologische Klappe aus boviner Jugularvene, die in einen Stent eingenäht ist und als Melody -Klappe im Katheterlabor bei Kindern ab 30kg implantiert wird.  

Dass diese Klappe modifiziert auch als Mitralklappenersatz bei Kindern verwendet werden kann, hatte das Wiener Team der Kinderherzchirurgie/Kinderkardiologie bereits mehrfach nachgewiesen und die Daten in einer weltweiten Studie veröffentlicht.

Basierend auf diesen Erfahrungen wurden bei dem 7 kg schweren Säugling ein Implantat in die Position einer Trikuspidalklappe und ein zweites Implantat in die Position der Mitralklappe in einem Operationsschritt eingesetzt. Daniel Zimpfer trimmte dazu die in der Originalversion für das kleine Herz zu lange Klappe auf eine Länge von ca. 2 cm, sodass der system- und pulmonalvenöse Abstrom unbehindert war. Darüber hinaus wurde durch die diffizile chirurgische Technik der Klappenaufhängung eine Verengung des linksventrikulären Ausflusstrakts vermieden. Die finale Weite der Klappe wurde dann durch die intraoperative Ballondilatation auf die zuvor kardiologisch berechnete Sollgröße, erzielt.

Nach komplikationslosem Eingriff und kurzem Aufenthalt auf der pädiatrischen Intensivstation erholte sich das Kind sehr rasch auf der Herzstation der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde. Eine Antikoagulation war nur kurzfristig notwendig und die echokardiographischen Befunde zeigten eine exzellente Klappenfunktion der primär als „Katheterklappe“ zertifizierten Implantate.  

Das vorgestellte innovative Konzept ermöglichte die biventrikuläre Korrektur einer komplexen Herzanomalie, bei der Standardtechniken nicht angewendet werden können.
Es wurde der Nachweis geführt, dass die verwendeten bovinen Klappensegel auch in der systemischen Zirkulation mit hoher Druckbelastung effizient funktionieren.
Darüber hinaus erlaubt das Design der Stent-Klappen eine zukünftige Anpassung der Klappengröße an das Wachstum der Patientin/des Patienten durch eine perkutane Nachdilatation. Hierdurch können möglicherweise Re-Operationen vermieden werden.


Zur Person
Béatrice Susanne Kahl ist Assistenzärztin in Facharztausbildung an der Klinischen Abteilung für Pädiatrische Kardiologie der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde von MedUni Wien und AKH Wien. Zuvor war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Ludwig Boltzmann Cluster für kardiovaskuläre Forschung im Wilhelminenspital. Ihr Medizinstudium absolvierte sie an der MedUni Wien.

Zur Publikation
https://academic.oup.com/ehjcr/article/4/4/1/5881465