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Juni 2006 | Christine Haberler

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Dr. Christine HABERLER

Christine Harberler

RESEARCHER OF THE MONTH, Juni 2006

Die Jury „Researcher of the Month“ verleiht die Auszeichnung für diesen Monat Frau Dr. Christine Haberler aus Anlass von drei rezenten, von international renommierten Journalen akzeptierten und im Druck befindlichen Publikationen: „Immunohistochemical analysis of INI1 protein in malignant pediatric CNS tumors: Lack of INI1 in atypical teratoid/rhabdoid tumors and in a fraction of primitive neuroectodermal tumors without rhabdoid phenotype“, American Journal of Surgical Pathology 2006 [1], „Histopathological prognostic factors in medulloblastoma: high expression of survivin is related to unfavorable outcome. A cooperative study of the Austrian Neurooncology Network (ANN)“, European Journal of Cancer 2006 [2], und „Marked Regression of Metastatic Alveolar Soft Part Sarcoma during Treatment with the Angiogenesis Inhibitor Bevacizumab“, Lancet Oncology 2006 [3]. Thema dieser Arbeiten sind molekulare Parameter bei malignen kindlichen Hirntumoren, welche die Entscheidungsgrundlage für die optimale postoperative Therapie bilden. Frau Dr. Haberler ist Erstautorin dieser Arbeiten (in Arbeit [3] gemeinsam mit Herrn Dr. Azizi, Univ.Klinik für Kinder- und Jugenheilkunde der Medizinischen Universität Wien (MUW)).

Bösartige Hirntumoren im Kindesalter: Molekulare Parameter führen zur optimalen postoperativen Therapie
Hirntumoren sind die häufigste Krebstodesursache im Kindesalter.

Trotz diagnostischer und therapeutischer Fortschritte ist die Letalität dieser Tumoren im Vergleich zu anderen Tumoren des Kindesalters immer noch hoch. Die Identifikation molekularer Parameter im Tumorgewebe ist grundlegend für die Entwicklung verbesserter Therapien mit höheren Überlebenschancen.

Arbeit [1] ist eine Studie bei 289 Kindern mit bösartigen neuroepithelialen Tumoren, die seit 1965 an der MUW behandelt wurden und bei denen die Expression des INI1-Proteins im Tumorgewebe immunhistochemisch untersucht wurde. Das INI1-Gen ist ein Tumorsuppressorgen, das bei dem seltenen, äusserst bösartigen atypischen teratoid/rhabdoiden Tumor (AT/RT; Tod meist innerhalb eines Jahres nach Diagnose) verändert ist. Allerdings ist es neuerdings gelungen, diese Kinder in enger Zusammenarbeit mit der Univ. Klinik für Neurochirurgie nach Resektion der oft technisch schwierig gelegenen Tumore mit einer intensivierten adjuvanten Therapie einschließlich intraventrikulärer Chemotherapie, Hochdosistherapie mit Stammzelltransplantation und fokaler Bestrahlung mehrere Jahre in kompletter Remission zu halten (Prof. Irene Slavc und Mitarbeiter, Univ.Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde der MUW). Frau Haberler konnte nun erstmals den Verlust des INI1-Proteins nicht nur in solchen, sondern auch in anderen malignen Hirntumortypen nachweisen. Da diese Fälle unter der postoperativen Standard-Behandlung einen höchst aggressiven Krankheitsverlauf mit frühem letalen Ende aufweisen, sollten Patienten bei fehlender INI1-Protein-Expression, unabhängig vom Tumorsubtyp, generell intensiviert adjuvant behandelt werden, um die Überlebenschancen zu erhöhen.

Arbeit [2] ist eine Studie an 82 Medulloblastomfällen aus ganz Österreich, bei denen Dr. Haberler nicht nur den histologischen Subtyp, sondern darüber hinaus die Expression von erbB-2 (Epidermal growth factor receptor), TRKC (eine Tyrosin-Kinase) und Survivin (ein Apoptose-Marker im Zellkern) als prognostische Parameter untersuchte. Frau Haberler konnte erstmals in einer großen Patientenserie zeigen, dass Patienten mit starker Expression von Survivin kürzer überleben. Künftige Studien müssen klären, ob die erhöhte Survivin-Expression als entscheidender Parameter für den Einsatz einer intensivierten Therapie oder von neuen Therapieansätzen (Apoptose-unabhängige Therapien) angesehen werden kann.

Das alveoläre Weichteilsarkom (ASPS) ist ein seltener, gefäßreicher Tumor mit Metastasierungsneigung, der auf chemotherapeutische Behandlung schlecht anspricht. Frau Dr. Haberler analysierte die Hirnmetastase eines an ASPS erkrankten Kindes mittels mRNA in-situ Hybridisierung hinsichtlich Expression des pro-angiogenetischen Faktors VEGF (vascular endothelial growth factor) und dessen Rezeptoren. Sie fand bei diesem Tumortyp erstmals eine Expression von VEGF und VEGF-Rezeptoren [3], ein Befund, der die deutliche klinische Besserung des Kindes (u.a. Verkleinerung der Metastasen in Gehirn und Lungen, Abnahme des Hirndrucks) unter Behandlung mit dem VEGF- Antikörper Avastin erklärt. Diese Beobachtung ist ein „proof of principle“ der Wirksamkeit von anti-angiogenetischen Strategien bei diesem schwierig zu behandelnden Tumortyp.

n den letzten Jahren wurde am Klinischen Institut für Neurologie der MUW (KIN) der von Ao.Univ.Prof. Dr. Johannes Hainfellner initiierte und koordinierte, interdisziplinär ausgerichtete Arbeitsschwerpunkt „Neuroonkologie“ auf- und ausgebaut. Im Rahmen dieses Schwerpunkts widmet sich Frau Dr. Haberler vor allem den Hirntumoren im Kindesalter. Sie führt ihre wissenschaftlichen Projekte in enger Kooperation mit Institutionen der MUW und deren Mitarbeitern (Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Arbeitsgruppe Frau Ao.Univ.Prof. Irene Slavc; Univ.-Klinik für Neurochirurgie, Arbeitsgruppe Ao. Univ.Prof. Thomas Czech; Abteilung für Neuroradiologie, Ao. Univ.Prof. Daniela Prayer; Univ.-Klinik für Strahlentherapie, Ass.Prof. Karin Dieckmann) sowie mit Arbeitsgruppen des Forschungsinstituts für krebskranke Kinder (St. Anna Kinderspital) durch. Es ist dies österreichweit der einzige interdisziplinäre Forschungsbereich für pädiatrische Neuroonkologie.

Persönliches
Frau Dr. Haberler, Jahrgang 1971, absolvierte ihr Medizinstudium an der Universität Wien, dissertierte mit der Arbeit „Zeitliche Varianz der Spike-Häufigkeit und ihre Beziehung zu klinisch manifesten fokalen epileptischen Anfällen“ am Neurologischen Krankenhaus Rosenhügel in Wien und promovierte 1996. Sie arbeitet seit 1997 am Klinischen Institut für Neurologie (KIN; Univ.Prof. Dr H.Budka), wo sie ihre Facharztausbildung für Neuropathologie absolvierte. Im Rahmen ihrer Tätigkeit arbeitete sie auch an der Entwicklung einer institutseigenen Laborsoftware (KINnet) für Diagnostik, Forschung und Lehre. Sie ist Mitglied einer Reihe von Gesellschaften für Neuropathologie, erhielt 1999 den Theodor-Billroth-Preis der Ärztekammer Wien und reichte 2006 die Habilitation ein.

Literatur

  1. Haberler C, Laggner U, Slavc I, Czech T, Budka H, Hainfellner JA: Immunohistochemical analysis of INI1 protein in malignant pediatric CNS tumors: Lack of INI1 in atypical teratoid/rhabdoid tumors and in a fraction of primitive neuroectodermal tumors without rhabdoid phenotype. Am J Surg Pathol (in press). 
  2. Haberler C, Slavc I, Czech T, Gelpi E, Heinzl H, Budka H, Urban C, Scarpatetti M, Ebetsberger-Dachs G, Schindler C, Jones N, Klein-Franke A, H Maier H, Jauk B, Kiefer A, Hainfellner JA: Histopathological prognostic factors in medulloblastoma: high expression of survivin is related to unfavorable outcome. Europ J Cancer (in press). 
  3. Azizi AA #, Haberler C #, Czech C, Gupper A, Prayer D, Breitschopf H, Acker T, Slavc I: VEGF expression and possible response to the angiogenesis inhibitor bevacizumab in a case of metastatic alveolar soft-part sarcoma. Lancet Oncol (in press) # equally contributed 
  4. Haberler C, Gelpi E, Marosi C, Rössler C, Birner P, Budka H, Hainfellner JA: Immunohistochemical analysis of platelet-derived growth factor receptor-a, -b, c-kit, c-abl, and arg proteins in glioblastoma: possible implications for patient selection for imatinib mesylate therapy. J Neuro-Oncol (2006); 76:105-109. 
  5. Haberler C, Slavc I, Czech T, Prayer D, Pirker C, Budka H, Hainfellner JA: Malignant predominantly minigemistocytic glioma in two infants: a distinctive glioma variant? Neuropathol Appl Neurobiol (in press).

N.B. Die im Druck befindlichen Arbeiten sind bei Frau Dr. Ch. Haberler verfügbar.

Kontakt:
Dr.Christine Haberler 
Klinisches Institut für Neurologie 
Währinger Gürtel 18-20 
1090 Wien

T.: + 43 (0)1 40400/5507 
Fax.: + 43 1 40400/5511 
E-Mail: christine.haberler@meduniwien.ac.at