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Mai 2007 | Christoph Steininger

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Dr. Christoph Steininger

Christoph Steininger

MedUni Wien RESEARCHER OF THE MONTH, Mai 2007

Die Jury "Researcher of the Month" verleiht die Auszeichnung für diesen Monat Herrn Dr. Christoph Steininger aus Anlass der Verleihung des "Young Researcher Award" der European Society of Clinical Microbiology and Infectious Diseases am 1. April 2007 bei der Jahrestagung der Gesellschaft in München. Prämiert wurden Dr. Steiningers wissenschaftliche Leistungen auf dem Gebiet der experimentellen und klinischen Virologie, die am und in enger Kooperation mit dem Institut für Virologie erbracht wurden. Der Young Researcher Award ist die höchste Auszeichnung für junge europäische Forscher auf den Gebieten Mikrobiologie und Infektiologie; er wurde nun erstmals einem Österreicher verliehen. Christoph Steininger ist einer der jüngsten Preisträger. Einen seiner Forschungsschwerpunkte stellen Arbeiten über Zytomegalievirus-Infektionen dar.

Zytomegalievirus-Infektionen bei Patienten mit Störungen des Immunsystems
Das Zytomegalievirus (CMV) gehört zur Familie der Herpesviren und ist beim Menschen weit verbreitet. Die meisten CMV-Infektionen verlaufen ohne Beschwerden, insbesondere bei Menschen mit gesundem Immunsystem. In Einzelfällen treten die Symptome einer CMV-Mononukleose mit Fieber, Abgeschlagenheit und Gliederschmerzen auf. Nach der Infektion verweilt das Virus ein Leben lang im Menschen, macht in der Regel aber nicht krank, da das Immunsystem vor einer ungebremsten viralen Vermehrung schützt. In Österreich sind rund 60% der Bevölkerung infiziert. Immunkompromittierte Patienten, wie z.B. Patienten nach Organtransplantation oder mit einer HIV-Infektion, haben ein hohes Risiko für sehr schwere Verlaufsformen dieser Virusinfektion. Es können fast alle Organe von einer CMV-Infektion betroffen sein, gefürchtet sind besonders Infektionen des Gehirns (Enzephalitis), des Auges (Retinitis) und des Magen-Darm Trakts (Gastroenteritis).
Vor allem jene Patienten, die noch keinen Kontakt mit CMV hatten, aber ein Organ von einem CMV-infizierten Spender erhalten, sind durch CMV-Erkrankungen gefährdet. Die spezifische Immunität muss nach erstmaligem Kontakt mit dem Virus reifen, um bei erneutem Kontakt erfolgreich vor einer Erkrankung schützen zu können. Die immunsuppressive Therapie ist unbedingt erforderlich, um eine Abstoßung des transplantierten Organs zu verhindern, kann jedoch gleichzeitig diesen Reifungsprozess verzögern [1]. Impfstoffe, die vor Transplantation eine Immunität erzeugen könnten, sind bislang nicht verfügbar. Patienten erhalten daher prophylaktisch antivirale Medikamente über mehrere Monate. Christoph Steininger fand jedoch Hinweise, dass diese antiviralen Medikamente ebenso die Reifung des Immunsystems nach CMV-Infektion negativ beeinflussen können [1]; in Einzelfällen war diese Reifung sogar gänzlich inhibiert. Diese Erkenntnisse sind in Hinblick auf die aktuelle Diskussion um die optimale medikamentöse Prophylaxe einer CMV-Erkrankung bei Transplantationen von besonderer Bedeutung. Als Alternative wurde die Gabe von antiviralen Medikamenten ausschließlich bei Nachweis von CMV im Blut der Patienten vorgeschlagen (preemptive therapy), um so die negativen Auswirkung auf die CMV-spezifische Immunität zu verringern. Bisher konnte jedoch noch kein Konsens über das optimale Vorgehen gefunden werden.In der Literatur wurden mehrere unterschiedliche CMV-Subtypen (Genotypen) beschrieben. Immunität gegen einen der Subtypen verleiht nur bedingt Schutz vor Infektion durch einen anderen Subtyp, so dass eine mehrmalige CMV-Infektion möglich ist. HIV-infizierte Patienten tragen häufig mehrere Subtypen in sich und sind auch häufiger CMV-infiziert als die Normalbevölkerung (~95% gegenüber ~60%). Christoph Steininger untersuchte bei HIV-infizierten Patienten mit CMV-Enzephalitis die CMV-Subtypen, die im Liquor dieser Patienten nachweisbar waren. Überraschender Weise fanden sich in beinahe der Hälfte der untersuchten Proben völlig neue, bisher nicht beschriebenen CMV-Subtypen [2]. Die detaillierte Analyse dieser neuen Subtypen zeigte, dass es sich sehr wahrscheinlich um die Rekombination aus zwei unterschiedlichen Subtypen handelte. Die Vermehrung unterschiedlicher Viren innerhalb eines Individuums kann offensichtlich zur Entstehung neuer CMV-Subtypen führen, wie es bei Influenza-Viren bekannt ist.Das Guillain-Barré-Syndrom ist eine Erkrankung des Nervensystems, die sich durch eine aufsteigende schlaffe Lähmung auszeichnet und in schweren Fällen bis zur Lähmung der Atemmuskulatur führen kann. Verursacht wird diese Erkrankung wahrscheinlich durch eine fehlgeleitete Immunreaktion gegen körpereigene Nervenzellen. Seit der Beinahe-Elimination der Poliomyelitis ist diese Erkrankung die häufigste Form der schlaffen Lähmung und betrifft etwa zwei unter 100.000 Menschen jährlich. Zytomegalievirus wurde seit langem als möglicher Auslöser dieser schwerwiegenden Erkrankung verdächtigt. Christoph Steininger konnte in zwei Studien diesen Verdacht erstmals erhärten [3, 4]. Dieses Virus konnte mit Hilfe hochempfindlicher Testsysteme (PCR) erstmals in Liquor und Blut von beinahe einem Drittel der untersuchten Patienten mit Guillain-Barré-Syndrom nachgewiesen werden. Damit wurde - durch Einsatz von Medikamenten gegen CMV - eine mögliche Therapie aufgezeigt, die jedoch in weiteren Studien noch evaluiert werden muss.
Bereits seit seiner Studienzeit in Innsbruck beschäftigt sich Christoph Steininger mit infektiologischer Forschung, in deren Mittelpunkt Infektionen mit klinischer Relevanz stehen. Insbesondere die Erforschung von Herpesvirusinfektionen bei immunkompromittierten Patienten und Virusinfektionen des Respiraktionstrakts stellen die aktuellen Schwerpunkte der Forschung dar. In enger Kooperation mit der Abteilung für Hämatologie der Medizinischen Universität Wien wird zusätzlich der neue Schwerpunkt "Onkovirologie" aufgebaut. Virusinfektionen werden seit langem als Auslöser für die Entstehung unterschiedlichster Tumoren verdächtigt. Der Nachweis dieses Zusammenhangs gelang bisher nur für wenige Tumorarten. Beispiele sind das Kaposi-Sarkom, dass durch das Kaposi-Sarkom-Virus (KSHV bzw. HHV-8) ausgelöst wird und vor allem bei HIV-infizierten Patienten von Bedeutung ist, oder das endemische Burkitt-Lymphom, bei dessen Entstehung das Epstein-Barr-Virus, ebenfalls ein Herpesvirus, eine wichtige Rolle spielt. Ziel der Forschungsarbeiten auf diesem Gebiet ist es, mögliche Zusammenhänge zwischen Virusinfektionen und Entstehung von Malignomen zu beleuchten, insbesondere bei der chronisch lymphatischen Leukämie, um so gezielt therapeutisch oder sogar prophylaktisch eingreifen zu können.

Persönliches
Christoph Steininger, 1973 in Steyr/OÖ. geboren, maturierte mit Auszeichnung am Gymnasium in Steyr und studierte an der Karl-Franzens Universität in Innsbruck Humanmedizin (1992-1998). 1998 wurde er mit einer Dissertation zum Thema "Penicillintoleranz bei der akuten Streptokokkenpharyngitis" zum Dr. med. promoviert. Anschließend begann er die Ausbildung zum Facharzt für Virologie und Immunologie am Institut für Virologie der Medizinischen Universität Wien und schloss sie im November 2006 mit der Facharztprüfung ab. Eine Facharztausbildung in Innerer Medizin mit Schwerpunkt Infektiologie begann er im Jänner 2003 an der Medizinischen Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf und setzte diese an der Medizinischen Universität Wien im August 2005 fort. Das Diplom in Tropenmedizin und Hygiene erwarb er im Rahmen eines dreimonatigen Kurses in Peru 2003, veranstaltet durch das international renommierte Gorgas Memorial Institute (Cayetano Heredia University, Lima, Peru und University of Alabama, Birmingham, USA). Dr. Steininger hat als Erstautor 12 Arbeiten, ausschließlich in renommierten internationalen Fachzeitschriften, publiziert. Seine Leistungen wurden durch hoch angesehene Wissenschaftspreise gewürdigt (Unilever Preis 2001 der Österr. Gesellschaft für Hygiene, Mikrobiologie und Präventivmedizin, Abbott Diagnostic Award 2005 der European Society for Clinical Virology). Dr. Steininger ist seit 2002 verheiratet und hat einen 9 Monate alten Sohn.

Literatur

  1.  Steininger C, Kundi M, Kletzmayr J, Aberle SW, Popow-Kraupp T. Antibody Maturation and Viremia After Primary Cytomegalovirus Infection, in Immunocompetent Patients and KidneyTransplant Patients. J Infect Dis 2004; 190:1908-12
  2. Steininger C, Schmied B, Sarcletti M, Geit M, Puchhammer-Stockl E. Cytomegalovirus Genotypes present in Cerebrospinal Fluid of HIV-Infected Patients. AIDS 2005; 19:273-8
  3. Steininger C, Popow-Kraupp T, Selser A, Gueler N, Stanek G, Puchhammer E. presence of Cytomegalovirus in Cerebrospinal Fluid of Patients With Guillain-Barre Syndrome. J Infect Dis 2004; 189:984-9
  4. Steininger C, Seiser A, Gueler N et al. Primary Cytomegalovirus Infection in Patients With Guillain-Barre Syndrome. J Neuroimmunol 2007; 183:214-9

Kontakt
Dr. Christoph Steininger
Abteilung für Infektiologie und Tropenmedizin
Universitätsklinik für Innere Medizin I
Medizinische Universität Wien
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