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Researcher of the Month - October 2022

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Gregor Gryglewski

Gregor Gryglewski

MedUni Wien RESEARCHER OF THE MONTH, Juni 2015

Die Jury „Researcher of the Month” verleiht die Auszeichnung für diesen Monat an Herrn Gregor Gryglewski aus Anlass der 2014 im Top-Journal „Journal of Cerebral Blood Flow & Metabolism“ (IF 5.339) erschienenen Arbeit: „Meta-analysis of molecular imaging of the serotonin transporter in major depression.” [1]. Diese Studie entstand an der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Medizinischen Universität Wien in Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Experten.

Serotonintransporter im Gehirn sind bei Depression reduziert
Über 15% der Menschen erleiden im Laufe ihres Lebens mindestens einmal eine depressive Episode [1]. Nach einer der wichtigsten Theorien liegen Veränderungen in den monoaminergen neuromodulatorischen Systemen der Depression zugrunde. Monamine, darunter die wichtigsten Vertreter Serotonin, Dopamin und Noradrenalin, greifen in nahezu allen Hirnregionen in wichtige Funktionen, beispielsweise Antrieb, Aufmerksamkeit, Appetit, Schlaf, ein. Die Beschaffenheit der monoaminergen Systeme bei einem bestimmten Individuum, also die Konzentration und Verteilung der Rezeptoren, Transportermoleküle und Enzyme, wird durch unterschiedliche Faktoren beeinflusst. Dabei spielen sowohl das Erbgut [2,3], als auch Umweltfaktoren, wie zum Beispiel Geschlechtshormone, eine wichtige Rolle [4].

Seit der Einführung der Selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs) sind Serotonintransporter der Angriffspunkt der Erstlinientherapie der Depression. Durch deren Blockade steigen die Serotoninkonzentrationen im synaptischen Spalt und im Extrazellularraum und es folgt eine Kaskade neurochemischer Prozesse, die meist zur Besserung der Symptome führen. Trotz dieser wichtigen Rolle war die Frage nach Veränderungen der Serotonintransporter bei der Depression bisher nicht eindeutig geklärt.

Die publizierte Meta-Analyse vereint Daten von insgesamt mehr als 360 depressiven Patienten und der gleichen Anzahl von Kontrollprobanden, in deren Gehirn die Verteilung der Serotonintransporter mittels molekularer Bildgebung mit Positronenemissionstomographie (PET) oder Einzelphotonen-Emissionscomputertomographie (SPECT) gemessen wurde. So konnten signifikante Reduktionen der Serotonintransporter bei Depression gezeigt werden, die durch die kleine Größe der Einzelstudien bisher verschleiert wurden. Diese Veränderungen waren am stärksten in der Amygdala (Mandelkern), die eine Schlüsselrolle bei der Verarbeitung von Emotionen spielt [5], und im Mittelhirn, in dem sich die Zellkörper der serotonergen Neurone befinden, deren Fortsätze ins gesamte Gehirn projizieren. 

Dieses Ergebnis ist somit gut mit Befunden aus der funktionellen Bildgebung vereinbar und könnte Eingang in Erklärungsmodelle finden, die Neurochemie und Hirnfunktion verbinden [6]. Für diesen Beitrag zum Verständnis der neurochemischen Veränderungen bei der Depression wurde die Arbeit mit dem ÖGPB Preis für Klinische Psychiatrie 2014 (» http://oegpb.at) ausgezeichnet.

Wissenschaftliches Umfeld
Gregor Gryglewski arbeitet seit April 2012 im Forschungsteam von Prof. R. Lanzenberger (http://www.meduniwien.ac.at/neuroimaging/) an der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie (Vorstand: O.Univ.Prof. Dr.h.c.mult. Dr.med. Siegfried Kasper).Die Forschungsgruppe befasst sich mit der Erhebung und Analyse multimodaler Bildgebungsdaten des Gehirns (PET, PET/MR, struktureller und funktioneller MRT) von psychiatrisch oder neurologisch erkrankten Patienten und gesunden Probanden. Die Schwerpunkte liegen bei der Erforschung grundlegender neurowissenschaftlicher Zusammenhänge, z.B. der hormonellen Modulation von Hirnnetzwerken, sowie psychiatrischer Erkrankungen, z.B. Depression, Angsterkrankungen, Aufmerksamkeits-Hyperaktivitätsstörung, und deren Therapie unter Einbezug genetischer Einflüsse. Mehrere  Projekte zu diesen Themen werden u.a. in Kooperationen mit den Univ.Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin, dem  Zentrum für Medizinische Physik und Biomedizinische Technik und der Universitätsklinik für Anästhesie, Allgemeiner Intensivmedizin und Schmerztherapie durchgeführt.

Die Studie entstand in Zusammenarbeit mit Dr. Paul Cumming, einem internationalen PET Experten. Darüber hinaus bestehen auch publikatorisch erfolgreiche internationale Kooperationen der Forschungsgruppe mit renommierten Zentren im Bereich der Neurowissenschaften, wie dem National Institute on Drug Abuse, NIH, USA (N Volkow), New York University School of Medicine, USA (A Neumeister, YS Ding), Institute for Neuroscience, Niederlande (DF Swaab), Columbia University, USA (R Parsey), Rigshospitalet and University of Copenhagen, Dänemark (GM Knudsen).

Persönliches
Gregor Gryglewski, geboren 1992 in Wien, studiert Humanmedizin an der Medizinischen Universität Wien, bisher mit ausgezeichnetem Erfolg.  Seine Diplomarbeit verfasste er 2013 zum Vergleich molekularer Bildgebung in vivo und post mortem an der Univ. Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie. Seither geht er im Rahmen des Exzellenzprogramms MDPhD Clinical Neurosciences (CLINS) zeitgleich seiner Dissertation (Supervisor: Prof. R. Lanzenberger)  und dem Medizinstudium nach, das er im Juli 2015 abschließen wird. Herr Gryglewski versucht im Rahmen seiner Dissertation Modelle der Beeinflussung der Hirnaktivität durch Psychopharmaka zu entwickeln, mit dem Ziel anhand der Kombination molekularer und funktioneller Bilddaten das Therapieansprechen von psychiatrischen Patienten vorhersagen zu können, ein wesentlicher Entwicklungsbereich für Biomarker in der Psychiatrie.

Ausgewählte Literatur

  1. Gryglewski G, Lanzenberger R, Kranz GS, Cumming P. Meta-analysis of molecular imaging of the serotonin transporter in major depression. J Cereb Blood Flow Metab. 2014; 34: 1096-103.
  2. Baldinger P, Kraus C, Rami-Mark C, Gryglewski G, Kranz GS, Haeusler D, Hahn A, Spies M, Wadsak W, Mitterhauser M, Rujescu D, Kasper S, Lanzenberger R. Interaction between 5-HTTLPR and 5-HT1B genotype status enhances cerebral 5-HT1A receptor binding. Neuroimage. 2015; 15: 505-12.
  3. Kraus C, Baldinger P, Rami-Mark C, Gryglewski G, Kranz GS, Haeusler D, Hahn A, Wadsak W, Mitterhauser M, Rujescu D, Kasper S, Lanzenberger R. Exploring the Impact of BDNF Val66Met Genotype on Serotonin Transporter and Serotonin-1A Receptor Binding. PLoS One. 2014; 9:e106810. doi: 10.1371/journal.pone.0106810.
  4. Kranz GS, Wadsak W, Kaufmann U, Savli M, Baldinger P, Gryglewski G, Haeusler D, Spies M, Mitterhauser M, Kasper S, Lanzenberger R. High-dose testosterone treatment increases serotonin transporter binding in transgender people. Biol Psychiatry. 2014; doi: 10.1016/j.biopsych.2014.09.010.
  5. Kasper S, Gryglewski G, Lanzenberger R. Imaging brain circuits in anxiety disorders. The Lancet Psychiatry. 2014; 1: 251-2.
  6. Sladky R, Spies M, Hoffmann A, Kranz G, Hummer A, Gryglewski G, Lanzenberger R, Windischberger C, Kasper S. (S)-citalopram influences amygdala modulation in healthy subjects: a randomized placebo-controlled double-blind fMRI study using dynamic causal modeling. Neuroimage. 2015; 108:243-250.

Kontakt
Gregor Gryglewski
Medizinische Universität Wien
Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie 
Neuroimaging Labs - PET & MRI & EEG & Chemical Lab
Währinger Gürtel 18-20
1090 Wien

E-Mail: gregor.gryglewski@meduniwien.ac.at
» www.meduniwien.ac.at/neuroimaging