Dr. Thomas Reiberger, Priv.-Doz. Dr Judith Aberle
MUW RESEARCHER OF THE MONTH August 2009
Die Jury „Researcher of the Month” verleiht die Auszeichnung für diesen Monat Herrn Dr. Thomas Reiberger von der Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie und Frau Doz. Dr. Judith Aberle vom Klinischen Institut für Virologie. Die beiden Wissenschaftler haben im Rahmen einer Zusammenarbeit innerhalb der MUW als gleichberechtigte Erstautoren eine bahnbrechende Arbeit zum Thema der antiviralen Therapie von HIV-HCV-koinfizierten Patienten verfasst. Diese Arbeit mit dem Titel „IP-10 correlates with hepatitis C viral load, hepatic inflammation and fibrosis and predicts hepatitis C virus relapse or non-response in HIV-HCV coinfection“ wurde 2008 in dem Top-Journal Antiviral Therapy veröffentlicht [1].
IP-10 ist ein wichtiger Prädiktor für den Erfolg einer antiviralen Kombinationstherapie bei HIV-HCV koinfizierten Patienten
Durch die dramatisch verbesserten Therapiemöglichkeiten der HIV-Infektion gewinnt die Behandlung der chronischen Hepatitis C bei HIV-HCV-Koinfizierten zunehmend an Bedeutung. Allerdings ist der Erfolg der Hepatitis C-Therapie bei HIV-Infizierten sowohl in Bezug auf die Wirksamkeit als auch in Bezug auf die Verträglichkeit deutlich vermindert [2]. Daher ist es besonders für dieses Patientenkollektiv, vor allem auch unter dem Gesichtspunkt der Vermeidung unnotwendiger Nebenwirkungen, von großer Bedeutung, Marker zur Verfügung zu haben, die einen Hinweis auf die Wahrscheinlichkeit eines Therapieerfolges geben.
Die aktuelle Standardtherapie der chronischen Hepatitis C besteht aus einer antiviralen Kombinationstherapie mit pegyliertem (zum Zweck einer verbesserten Bioverfügbarkeit an Polyethylenglykol gekoppeltem) Interferon-α und dem Nukleosidanalog Ribavirin. In der vorliegenden Arbeit wurde an einem Patientenkollektiv aus der Ambulanz für HIV-HCV- Koinfektionen (Leiter: Prof. Dr. M. Peck-Radosavljevic) und der HIV-Ambulanz der Abteilung für Immundermatologie (Leiter OA Dr. A. Rieger) in Zusammenarbeit mit dem Klinischen Institut für Virologie (o. Univ Prof Dr. F. X. Heinz) untersucht, ob das Interferon-gamma induzierbare Protein 10 (IP-10) als signifikanter Prädiktor für einen Therapieerfolg bei HIV-HCV koinfizierten Patienten dienen kann. Das Chemokin IP-10 scheint in der Pathophysiologie der hepatischen Inflammation und Fibroseprogression bei Patienten mit chronischer Hepatitis C eine wesentliche Rolle zu spielen.
In der nun ausgezeichneten Arbeit konnten die Autoren zeigen, dass ein hoher Serumspiegel von IP-10 einen prognostisch ungünstigen Parameter für das Ansprechen auf die antivirale Therapie der Hepatitis C darstellt. Es konnte ein cut-off für den IP-10 Plasmaspiegel definiert werden, der mit einer Sensitivität von 93% vorhersagen kann, dass ein HIV-HCV- koinfizierter Patient nicht von einer antiviralen Therapie profitieren wird [1].
Die Identifikation von IP-10 als Prädiktor für das Ansprechen auf eine antivirale Kombinationstherapie stellt für den Kliniker einen neuen Parameter zur Verfügung, der zu einer besseren Therapieentscheidung bei der Behandlung von HIV-HCV-koinfizierten Patienten führen kann.
Dr. Thomas Reiberger
Wissenschaftliches Umfeld
Nach dem Studium begann Dr. Thomas Reiberger 2005 am Institut für Pathophysiologie (Abteilung für zelluläre Pathophysiologie, Leiter: Univ. Prof. Dr. J. Graf) seine wissenschaftliche Karriere. Bereits damals lag sein Schwerpunkt im Bereich der Hepatologie, wo er Labortechniken in den Bereichen Leberperfusion, Leberzellisolierung und konfokale „Life-Cell“-Mikroskopie erlernen konnte. In weiterer Folge wechselte er an die Klinische Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie (Leiter: o.Univ. Prof. Dr. A. Gangl), wo er in der Arbeitsgruppe von Univ. Prof. Dr. M. Peck-Radosavljevic gemeinsam mit Priv.-Doz. Dr. B. Angermayr ein Labor für experimentelle hepatische Hämodynamik aufbaute.
2006 begann er auch im klinischen Bereich in der Arbeitsgruppe von Univ.-Prof. Dr. M. Peck-Radosavljevic zu arbeiten. In der hepatologischen Ambulanz baute er die Spezialambulanz für Hepatitis C-Koinfektionen weiter aus und arbeitet gemeinsam mit Priv.-Doz. Dr. A. Ferlitsch auch im klinischen Labor für hepatische Hämodynamik, das aktuell die zweitgrößte europäische Einrichtung dieser Art darstellt [3].
Persönliches
Dr. Reiberger wurde 1982 in Melk (Niederösterreich) geboren, besuchte ab 1992 das Stiftsgymnasium in Melk und maturierte dort 2000 mit ausgezeichnetem Erfolg. Er studierte von 2001 bis 2005 an der Medizinischen Universität Wien und konnte alle 3 Rigorosen mit ausgezeichnetem Erfolg abschließen. Im Sommer 2005 machte er in Peking eine TCM (Tongitang Chinese Medicine)-Ausbildung. Nach seiner wissenschaftlichen Mitarbeit am Institut für Pathophysiologie (2005-2006) begann er 2006 die Facharztausbildung für Innere Medizin an der Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie.
Zusätzlich ist Dr. Reiberger ein begeisterter Sportler und beteiligt sich immer wieder gerne an internen AKH-Fußballturnieren. So konnte man zuletzt gemeinsam mit einer Auswahl des roten Bettenturmes (Coach: Dr. M. Hassler) die Auswahl des grünen Bettenturmes (Coach: Dr. M. Schmid) klar mit 11:0 besiegen.
Priv.-Doz. Dr. Judith Aberle
Wissenschaftliches Umfeld
Dr. Judith Aberle ist Dozentin am Klinischen Institut für Virologie und leitet eine Arbeitsgruppe, die sich mit den zellulären Abwehrmechanismen bei Virusinfektionen und nach Impfungen beschäftigt. Diese Thematik stellt einen der Forschungsschwerpunkte des Klinischen Instituts für Virologie dar, der eng mit den anderen Forschungsbereichen des Instituts, wie z.B. der molekularen Virusforschung und der Klinischen Virologie vernetzt ist.
In diesem Umfeld konnte Dr. Judith Aberle herausragende Arbeiten publizieren, die zu neuen Erkenntnissen in Bezug auf die Immunantwort auf Lebend- und Totimpfstoffe sowie auf völlig neue Arten von Impfstoffen (RNA- und DNA-Impfstoffe) führten [6-11]. Dr. Judith Aberle ist in ein hervorragendes Netzwerk von Kooperationspartnern innerhalb und außerhalb des Instituts eingebunden. Dazu zählen insbesondere Prof. Heidemarie Holzmann, Klinisches Instituts für Virologie, die Klinische Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie (Prof. Peter Ferenci, Prof. Petra Munda, Prof. Markus Peck-Radosavljevic), MUW, sowie Prof. Paul Klenerman, Universität Oxford, und Prof. Robert Thimme, Universität Freiburg.
Persönliches
Judith Aberle, geboren 1969 in Salzburg, studierte an der Universität Wien Medizin, war 1992 Gaststudent an der Universität Stellenbosch in Südafrika und promovierte 1994 zum Doktor der gesamten Heilkunde. Nach einjähriger Ausbildung im Fach Innere Medizin wurde sie 1995 wissenschaftliche Mitarbeiterin des Instituts für Virologie der Universität Wien. Sie habilitierte sich 2005 für das Fach Virologie. Seit 2006 ist sie Fachärztin für Virologie und leitet das Labor für zelluläre Virusimmunologie. Doz. Aberle hat ca. 30 wissenschaftliche Arbeiten, davon 15 in Top-Journalen, publiziert. Sie ist seit 1998 mit Prof. Dr. Stephan Aberle verheiratet, der selbst Virologe ist, und hat zwei Kinder.
Ausgewählte Literatur
- Reiberger T, Aberle JH, Kundi M, Kohrgruber N, Rieger A, Gangl A, Holzmann H, Peck-Radosavljevic M. IP-10 correlates with hepatitis C viral load, hepatic inflammation and fibrosis and predicts hepatitis C virus relapse or non-response in HIV-HCV coinfection. Antiviral Therapy 2008; 13:969-976.The first 2 authors contributed equally to this work
- Reiberger T, Rasoul-Rockenschaub S, Rieger A, Ferenci P, Gangl A, Peck-Radosavljevic M. Efficacy of interferon in immunocompromised HCV patients after liver transplantation or with HIV co-infection. Eur J Clin Invest 2008;38:421-9.
- Angermayr B, Luca A, Konig F, Bertolini G, Ploner M, Gridelli B, Ulbrich G, Reiberger T, Bosch J, Peck-Radosavljevic M. Aetiology of cirrhosis of the liver has an impact on survival predicted by the Model of End-stage Liver Disease score. European Journal of Clinical Investigation 2009;39:65-71.
- Sieghart W, Fellner S, Reiberger T, Ulbrich G, Ferlitsch A, Wacheck V, Peck-Radosavljevic M. Differential role of circulating endothelial progenitor cells in cirrhotic patients with or without hepatocellular carcinoma Digestive and Liver disease; 2009;(4) accepted
- Reiberger T, Angermayr Schwabl P, Rohr-Udilova N, Mitterhauser M, Gangl A, Peck-Radosavljevic M. Sorafenib attenuates the portal hypertensive syndrome in partial portal vein ligated rats. Journal of Hepatology 2009; (6) accepted
- Aberle JH, Perstinger G, Weseslindtner L, Sinzinger U, Gurguta C, Steindl-Munda P, Kundi M, Popow-Kraupp T, Ferenci P and Holzmann H. CD4+ T cell responses in patients with chronic hepatitis C undergoing peginterferon/ribavirin therapy correlate with faster, but not sustained, viral clearance. J Infect Dis 2007; 195:1315-1319.
- Aberle JH, Formann E, Steindl-Munda P, Weseslindtner L, Gurguta C, Perstinger G, Grilnberger E, Laferl, H Dienes HP, Popow-Kraupp T, Ferenci P and Holzmann H. Prospective study of viral clearance and CD4+ T cell response in acute hepatitis C primary infection and reinfection. Clin Virol 2006; 36:24-31.
- Mandl CW, Aberle JH, Aberle SW, Holzmann H, Allison SL, and Heinz FX. In vitro-synthesized infectious RNA as an attenuated live vaccine in a flavivirus model. Nature Medicine 1998; 4(12):1438-1440.
- Aberle JH, Aberle SW, Allison SL, Stiasny K, Ecker M, Mandl, CW Berger R, Heinz FX. A DNA immunization model study with constructs expressing the tick-borne encephalitis virus envelope protein E in different physical forms. J Immunol 1999;163:6756-6761.
- Kofler RM, Aberle JH, Aberle SW, Allison SL, Heinz FX, and Mandl CW. Mimicking live flavivirus immunization with a noninfectious RNA vaccine. PNAS 2004; 101:1951-1956.
- Aberle JH, Aberle SW, Kofler RM, Mandl CW. Humoral and cellular immune response to RNA immunization with flavivirus replicons derived from tick-borne encephalitis virus. J Virol 2005; 79:15107-15113.
Kontakt
Dr. Thomas Reiberger
Universitätsklinik für Innere Medizin III
Währinger Gürtel 18-20
1090 Wien
T.: +43 (0)1 40400-6589
thomas.reiberger@meduniwien.ac.at
Priv.-Doz. Dr. Judith Aberle
Klinisches Institut für Virologie
Kinderspitalgasse 15
1090 Wien
Telefon: +43 (0)1 40490 79555
judith.aberle@meduniwien.ac.at