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2021 November - Christian Nitsche

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Dr. Christian Nitsche

MedUni Wien RESEARCHER OF THE MONTH, November 2021

Die Jury „Researcher of the Month” verleiht die Auszeichnung für diesen Monat Herrn Dr. Christian Nitsche aus Anlass der im Top-Journal „Journal of the American College of Cardiology“ (IF 20.59) erschienenen Arbeit „Prevalence and Outcomes of Concomitant Aortic Stenosis and Cardiac Amyloidosis“. (1) Die multidisziplinäre und multizentrische Studie entstand im Rahmen des PhD-Studiums von Dr. Nitsche an der Klinik für Innere Medizin II, Abteilung für Kardiologie, in der Arbeitsgruppe von Univ.-Prof. Dr. J. Mascherbauer in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe von Assoc. Prof. Dr. T. Treibel/Prof. J.C. Moon (Institute of Cardiovascular Science, University College London, London, United Kingdom).

Prävalenz und Outcome von begleitender kardialer Amyloidose und höhergradiger Aortenklappenstenose

Die kalzifizierende Aortenklappenstenose (AS) – die häufigste erworbene Herzklappenerkrankung - und die kardiale Amyloidose (CA) – eine Herzspeichererkrankung basierend auf fehlgefaltetem Protein – sind beides Erkrankungen des höheren Lebensalters und treten gehäuft gemeinsam auf. (2-4) Die DPD-Knochenszintigraphie hat sich seit geraumer Zeit als Untersuchung zur nicht-invasive Diagnosestellung der kardialen Transthyretin-Amyloidose (ATTR) etabliert, (5) wohingegen die Verifizierung einer Leichtketten-Amyloidose (AL) einer Gewebsbiopsie bedarf. (3) Durch die übermäßige Ablagerung von TTR/AL kommt es zu einer deutlichen Verdickung des Myokards, ähnlich wie bei hochgradiger AS. Bedingt durch die morphologischen Ähnlichkeiten der beiden Erkrankungen bleibt das Vorliegen einer dualen Pathologie AS-CA oft unbemerkt. Zusätzlich war bis vor Kurzem unklar, ob PatientInnen mit AS-CA von einer Klappensanierung mittels transkatheter-gestütztem Aortenklappenersatz (TAVI) profitieren. Die aktuelle internationale, multizentrische Studie untersuchte nun Prävalenz, prädiktive Faktoren und prognostische Bedeutung einer begleitenden CA bei hochgradiger AS. (1)
Insgesamt wurden 407 AS-PatientInnen inkludiert, welche für eine potentielle Therapie mittels TAVI vorgestellt wurden, und systematisch auf das Vorliegen einer begleitenden CA untersucht. Dieses Screening umfasste u.a. Echokardiographie, DPD-Knochenszintigraphie und Laboranalysen. Der Therapieentscheid wurde durch das jeweilige interdisziplinäre Heart-Team ohne Kenntnis über das Vorliegen einer begleitenden CA getroffen.
Eine duale Pathologie AS-CA wurde bei 1 von 8 PatientInnen festgestellt. Ein umfassendes CA-Screening mittels DPD-Knochenszintigraphie bei allen TAVI-Patientinnen ist aus ökonomischen und logistischen Gründen unpraktikabel. Es wurde deshalb ein Punktesystem basierend auf einfachen klinischen Parametern entwickelt, welches für das Screening einer dualen Pathologie AS-CA eingesetzt werden kann. AS-PatientInnen mit als auch ohne begleitende CA profitierten gleichermaßen von einer TAVI. AS-CA PatientInnen mit konservativem Management hatten eine signifikant schlechteres 1-Jahres-Überleben verglichen mit jenen, die eine TAVI erhielten. Wir schlussfolgerten daher, dass PatientInnen mit AS-CA eine Therapie mittels TAVI nicht vorenthalten werden sollte. (1) Ob Amyloidose-spezifische Pharmakotherapien das Überleben bei AS-CA zusätzlich zum Klappenersatz verbessern, muss durch zukünftige Studien gezeigt werden.

Wissenschaftliches Umfeld

Dr. Nitsche begann nach Absolvierung des Studiums der Humanmedizin seine Mitarbeit in der Arbeitsgruppe von ao. Univ.-Prof.in Dr.in Julia Mascherbauer an der klinischen Abteilung für Kardiologie der Medizinischen Universität Wien (o. Univ.-Prof. Dr. Christian Hengstenberg). Klinische Forschungsschwerpunkte sind Patienten mit erworbenen strukturellen Herzklappenvitien, sowie die kardiale Magnetresonanztomographie. Mit dem anhaltenden Wachstum von minimal-invasiven kardiologischen Therapien, haben sich auch katheter-gestützte Klappeninterventionen zu einem Kernthema der Arbeitsgruppe entwickelt. Die aktuelle Arbeit entstand in Kooperation mit dem University College London und der Forschungsgruppe unter der Leitung von Prof. Dr. Moon/Assoc.-Prof. Treibel. Weitere Kooperationsprojekte rund um das Gebiet der dualen Pathologie AS-CA werden aktuell beforscht.
Die Arbeiten von Dr. Nitsche wurden bereits mehrfach in kardiologischen Top-Journalen publiziert (1, 3, 6-8) sowie auf nationalen und internationalen Fachkongressen präsentiert. Die aktuelle Arbeit wurde auf der diesjährigen Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Kardiologie mit dem Österreichischen Kardiologenpreis ausgezeichnet.

Zur Person

Dr. Christian Nitsche, Jahrgang 1992, studierte von 2011-2017 Humanmedizin an der Medizinischen Universität Wien. Er erhielt in dieser Zeit mehrfach Leistungsstipendien und absolvierte u.a. Auslandsaufenthalte an der Abteilung für Hämatologie des John Radcliffe Oxford University Hospitals, an der Abteilung für Innere Medizin des Universitätsspitals Zürich und an den Abteilungen für Psychiatrie und Pädiatrie des Universitätsklinikums Heidelberg. 2017 begann Dr. Nitsche sein Doktoratsstudium an der Abteilung für Kardiologie der Medizinischen Universität Wien (Arbeitsgruppe: Prof.in J. Mascherbauer, Abteilungsleitung: Prof. C. Hengstenberg), welches er formal im Frühjahr 2021 abschloss. Eine Promotio „sub auspiciis presidentis rei publicae“ wurde vom Senat der Medizinischen Universität Wien bewilligt und befindet sich derzeit in Begutachtung beim BMWF. Seit August 2019 befindet er sich in Ausbildung zum Facharzt für Kardiologie.

Ausgewählte Literatur

  1. Nitsche C, Scully PR, Patel KP, Kammerlander A, Koschutnik M, Dona C, et al. Prevalence and Outcomes of Concomitant Aortic Stenosis and Cardiac Amyloidosis. Journal of the American College of Cardiology. 2020.
  2. Treibel TA, Fontana M, Gilbertson JA, Castelletti S, White SK, Scully PR, et al. Occult Transthyretin Cardiac Amyloid in Severe Calcific Aortic Stenosis: Prevalence and Prognosis in Patients Undergoing Surgical Aortic Valve Replacement. Circulation Cardiovascular imaging. 2016;9(8).
  3. Nitsche C, Aschauer S, Kammerlander AA, Schneider M, Poschner T, Duca F, et al. Light-chain and transthyretin cardiac amyloidosis in severe aortic stenosis: prevalence, screening possibilities, and outcome. European journal of heart failure. 2020.
  4. Scully PR, Patel KP, Treibel TA, Thornton GD, Hughes RK, Chadalavada S, et al. Prevalence and outcome of dual aortic stenosis and cardiac amyloid pathology in patients referred for transcatheter aortic valve implantation. European heart journal. 2020.
  5. Gillmore JD, Maurer MS, Falk RH, Merlini G, Damy T, Dispenzieri A, et al. Nonbiopsy Diagnosis of Cardiac Transthyretin Amyloidosis. Circulation. 2016;133(24):2404-12.
  6. Nitsche C, Kammerlander AA, Knechtelsdorfer K, Kraiger JA, Goliasch G, Dona C, et al. Determinants of Bioprosthetic Aortic Valve Degeneration. JACC Cardiovascular imaging. 2019.
  7. Nitsche C, Kammerlander AA, Binder C, Duca F, Aschauer S, Koschutnik M, et al. Native T1 time of right ventricular insertion points by cardiac magnetic resonance: relation with invasive haemodynamics and outcome in heart failure with preserved ejection fraction. European heart journal cardiovascular Imaging. 2019.
  8. Nitsche C, Kammerlander AA, Koschutnik M, Donà C, Aschauer S, Sinnhuber L, et al. Volume Status Impacts CMR–Extracellular Volume Measurements and Outcome in AS Undergoing TAVR. JACC: Cardiovascular Imaging. 2020.

Dr. Christian Nitsche

Dr. Christian Nitsche
Medizinische Universität Wien
Universitätsklinik für Innere Medizin II
Klinische Abteilung für Kardiologie
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