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2024 März - Hannes Vietzen

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Dr. Hannes Vietzen

MedUni Wien RESEARCHER OF THE MONTH, März 2024

Die Jury „Researcher of the Month” verleiht die Auszeichnung für diesen Monat Herrn Dr. Hannes Vietzen anlässlich der im Top-Journal „Blood“ (IF: 20.3) erschienenen Arbeit „HLA-E-Restricted Immune Responses are Crucial for the Control of EBV Infections and the Prevention of PTLD” [1]. Die multidisziplinäre Studie entstand am Zentrum für Virologie in der Arbeitsgruppe von o.Univ.-Prof.in Dr.in Elisabeth Puchhammer-Stöckl (Leiterin des Zentrums für Virologie) in Zusammenarbeit mit den Arbeitsgruppen von ao.Univ.-Prof. Dr. Georg Böhmig (Universitätsklinik für Innere Medizin III, Klinische Abteilung für Nephrologie und Dialyse, Leitung: Univ.-Prof. Dr. Rainer Oberbauer), Priv.-Doz. Dr. Peter Jaksch (Universitätsklinik für Thoraxchirurgie, Leitung: Univ.-Prof. Dr. Clemens Aigner, MBA) und Prof. Dr. Jan J. Cornelissen (Universitätsklinik für Hämatologie, Erasmus University Medical Center, Rotterdam).

 

Neue protektive Immunantwort gegen das Epstein-Barr-Virus identifiziert

Infektionen mit dem Epstein-Barr-Virus (EBV) gehört zu den häufigsten Virusinfektionen im Menschen. Primäre EBV Infektionen verursachen in manchen jungen Erwachsenen das „Pfeiffer'sche Drüsenfieber“, welches durch unspezifische Symptome wie Erschöpfung, Fieber, einer Entzündung des Rachens und einer Vergrößerung von Lymphknoten gekennzeichnet ist. In seltenen Fällen können schwere Komplikationen wie beispielsweise Atemwegsobstruktionen, Milzrupturen und neurologische Syndrome auftreten [2]. Auch nach der Erstinfektion sind EBV Infektionen mit einer Vielzahl unterschiedlicher Erkrankungen wie beispielsweise bestimmter EBV-assoziierten Lymphome oder einem stark erhöhten Risiko für die Multiple Sklerose assoziiert [3-5]. Bis heute existiert allerdings keine wirksame Schutzimpfung gegen das Virus.

Es war dabei bis dahin unklar, warum eine primäre EBV-Infektion nur in einer Minderheit der infizierten Personen zu einem klinisch-manifestierten Pfeiffer‘schen Drüsenfieber führt und in anderen gänzlich ohne Symptome verläuft. In der nun prämierten Studie konnte erstmals gezeigt werden, dass das Risiko eines Pfeiffer'schen Drüsenfiebers stark von einer nicht-klassischen EBV-spezifischen Immunantwort abhängt. Diese Immunantwort basiert auf dem humanen Protein HLA-E, welches ein hoch-konserviertes EBV-Peptid präsentiert und eine starke EBV-spezifische T-Killerzellantwort auslöst. Diese Zellen können die EBV Vermehrung während einer EBV Infektion effektiv unterdrücken und somit die Ausprägung von klinischen Symptomen verhindern. Menschen, in denen diese T-Killerzellantwort beispielsweise aufgrund der genetischen Veranlagung schwach ausfällt, zeigten in der Studie hingegen ein stark erhöhtes Risiko für ein Pfeiffer'sches Drüsenfieber.

Mit dieser Studie wurden neue protektive EBV-spezifische Immunantworten identifiziert, die wichtige Impulse für die zukünftige Entwicklung von EBV Impfstoffen liefern, welche nicht nur gegen das Pfeiffer'sche Drüsenfieber sondern auch gegen andere EBV-assoziierte Erkrankungen wirksam sein könnten.

Wissenschaftliches Umfeld

Dr. Hannes Vietzen forschte bereits im Rahmen seiner Masterarbeit am Zentrum für Virologie in der Arbeitsgruppe von o.Univ.-Prof.in Dr.in Elisabeth Puchhammer-Stöckl an persistierenden Virusinfektionen im Menschen und den dazugehörigen Immunantworten. Während seines Doktoratsstudiums unter der Betreuung von o.Univ.-Prof.in Dr.in Elisabeth Puchhammer-Stöckl beschäftigte er sich erstmals mit persistierenden Herpesvirus-Infektionen in Transplantationsempfänger:innen, mit dem Bestreben, protektive Immuntworten in diesem hoch-vulnerablen Patient:innenkollektiv zu identifizieren. Seine Forschungstätigkeit befasst sich seitdem hauptsächlich mit den langfristigen Folgen lebenslanger EBV Infektionen für den Menschen. Die aktuelle Studie entstand durch eine lang bestehende, enge und interdisziplinäre Zusammenarbeit von Wissenschafter:innen und Ärzt:innen am Zentrum für Virologe, der Universitätsklinik für Thoraxchirurgie (Priv.-Doz. Dr. Peter Jaksch), der Universitätsklinik für Innere Medizin III (ao.Univ.-Prof. Dr. Georg Böhmig) und dem Erasmus University Medical Center in Rotterdam, Niederlande (Prof. Dr. Jan Cornelissen).

Zur Person

Dr. Hannes Vietzen studierte Biowissenschaften sowie Molekulare Mikrobiologie, Mikrobielle Ökologie und Immunbiologie an den Universitäten Konstanz (Deutschland) und Wien. Anschließend absolviert er das Doktoratsstudium „Programme for Organfailure, -replacement and Transplantation (POET)“ der Medizinischen Universität Wien. Seit Juni 2020 ist Dr. Vietzen Post-Doc am Zentrum für Virologie. Dr. Vietzen hat im Laufe seiner Forschungstätigkeit eine Vielzahl wissenschaftlicher Preise erhalten. Neben seiner Forschungstätigkeit beteiligt sich Dr. Vietzen auch an der Lehre im Rahmen des Humanmedizinstudiums und betreut Bachelor-, Master- und Diplomarbeiten.

Ausgewählte Literatur

  1. Vietzen, H., et al., HLA-E-Restricted Immune Responses Are Crucial for the Control of EBV Infections and the Prevention of PTLD. Blood, 2022

  2. Damania, B., S.C. Kenney, and N. Raab-Traub, Epstein-Barr virus: Biology and clinical disease. Cell, 2022. 185(20): p. 3652-3670

  3. Bjornevik, K., et al., Longitudinal analysis reveals high prevalence of Epstein-Barr virus associated with multiple sclerosis. Science, 2022. 375(6578): p. 296-301.

  4. Vietzen, H., et al., Ineffective control of Epstein-Barr-virus-induced autoimmunity increases the risk for multiple sclerosis. Cell, 2023. 186(26): p. 5705-5718.e13.

  5. Farrell, P.J., Epstein–Barr Virus and Cancer. Annual Review of Pathology: Mechanisms of Disease, 2019. 14(1): p. 29-53.


Dr. Hannes Vietzen

Medizinische Universität Wien
Zentrum für Virologie
Kinderspitalgasse 15
1090 Wien

T: +43 (0)1 40160 65504
hannes.vietzen@meduniwien.ac.at