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2023 Mai - Rupert Bartsch

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Assoc.-Prof. PD Dr. Rupert Bartsch

MedUni Wien RESEARCHER OF THE MONTH, Mai 2023

Die Jury „Researcher of the Month” verleiht die Auszeichnung für diesen Monat Herrn Assoc.-Prof. PD Dr. Rupert Bartsch aus Anlass der im Top-Journal „Nature Medicine“ (IF 87.241) erschienenen Arbeit „Trastuzumab deruxtecan in HER2-positive breast cancer with brain metastases: a single-arm, phase 2 trial“ [1]. Diese Phase II Studie, die die Wirksamkeit und Sicherheit von Trastuzumab Deruxtecan (T-DXd) bei Patientinnen mit Hirnmetastasen von HER2-positivem Brustkrebs untersuchte, wurde an der klinischen Abteilung für Onkologie (Leitung: Univ.-Prof. Dr. M. Preusser) durchgeführt.

Trastuzumab Deruxtecan: Hochaktive zielgerichtete Chemotherapie

Trastuzumab Deruxtecan (T-DXd) ist ein Medikament aus der Klasse der Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (ADC), das ursprünglich zur Therapie der HER2-positiven fortgeschrittenen Brustkrebserkrankung entwickelt wurde. Dieser Subtyp des Mammakarzinoms macht rund 15% aller Fälle aus und ist durch ein aggressives biologisches Verhalten gekennzeichnet. In den letzten zwanzig Jahren gelang es jedoch, durch immer neue zielgerichtete Medikamente die Prognose der betroffenen Patientinnen massiv zu verbessern. T-DXd besteht aus Trastuzumab, einem monoklonalen Antikörper gegen HER2, einem molekularen Linker und Deruxtecan, einem hochpotenten Chemotherapeutikum [2]. Durch Bindung des Antikörpers an HER2 an der Zelloberfläche wird die Chemotherapie direkt zur HER2 positiven Tumorzelle transportiert, wo sie aufgenommen und freigesetzt wird – die Tumorzelle vergiftet sich selbst. In den pivotalen Studien konnte gezeigt werden, dass T-DXd gegenüber den bisherigen Behandlungsstandards eine deutliche Verbesserung von Erkrankungskontrolle und Überlebenszeit bewirken kann [3,4].

Anhaltend besteht jedoch das Problem, dass es bei HER2-positiven metastasiertem Brustkrebs gehäuft zum Auftreten von Absiedlungen im Gehirn kommen kann. Diese Form der Metastasierung stellt eine katastrophale Komplikation der metastasierten Erkrankung dar, da sie mit einem deutlichen Anstieg von Morbidität und Mortalität assoziiert ist. Traditionell wurde vermutet, dass Gehirnmetastasen – da durch die sogenannte Blut-Hirn-Schranke geschützt – nur mittels Lokaltherapie (Resektion, Strahlentherapie) behandelt werden können. Mittlerweile konnte aber gezeigt werden, dass Tyrosinkinasehemmer, kleine Moleküle die die HER2-Signalübertragung blockieren, eine deutliche Wirkung gegen Hirnmetastasen aufweisen können [5]. Vor diesem Hintergrund wuchs das Interesse, auch andere hochpotente Substanzen wie das ADC T-DXd in Hinblick auf seine potentielle Aktivität gegen diese Art der Absiedelungen zu untersuchen und folglich die Prognose der betroffenen Patientinnen zu verbessern.

In der einarmigen Phase II Studie TUXEDO-1, die an der Klinischen Abteilung für Onkologie der Universitätsklinik für Innere Medizin I durchgeführt wurde, konnten Patientinnen mit aktiven (bislang unbehandelten oder fortschreitenden) Hirnmetastasen von HER2-positiven Brustkrebs eingeschlossen werden. Dabei zeigte sich eine Ansprechrate von mehr als 70%, die somit mit der bekannten Wirksamkeit der Substanz außerhalb des Gehirns vergleichbar erscheint. Darüber hinaus war eine lange Erkrankungskontrolle bei vergleichsweise guter Verträglichkeit zu beobachten [1].

Trastuzumab Deruxtecan stellt somit eine neue Option zur Behandlung von Hirnmetastasen einer HER2-positiven Brustkrebserkrankung dar.

Wissenschaftliches Umfeld

Rupert Bartsch begann im Jahre 2002 seine wissenschaftliche Tätigkeit in der Arbeitsgruppe für Brustkrebs an der Klinischen Abteilung für Onkologie, Innere Medizin I, wo er in einer Reihe klinischer Arbeiten Möglichkeiten zur Optimierung der zielgerichteten Behandlungsstrategien bei Patientinnen mit metastasiertem Mammakarzinom untersuchte. Dabei etablierte sich rasch die Untersuchung von prognostischen Faktoren und Behandlungsmöglichkeiten bei Patientinnen mit Hirnmetastasen als eigenständiger Schwerpunkt, auch wurde in dieser Zeit eine erste Version einer Hirnmetastasendatenbank entwickelt.

Nach Facharztausbildung und Habilitation zum Thema „Therapieansätze beim fortgeschrittenen HER2-positiven Mammakarzinom“ diente Rupert Bartsch als Direktor des wissenschaftlichen Programms für metastasierten Brustkrebs sowie als Co-Direktor des Programms für ZNS-Metastasen an der klinischen Abteilung für Onkologie. Des Weiteren war er in die Entwicklung und Durchführung von Phase II und III Studien bei frühem Brustkrebs im Rahmen der Austrian Breast and Colorectal Cancer Study Group (ABCSG) eingebunden. Zurück in Wien nach einem Auslandsaufenthalt bei der German Breast Group übernahm Rupert Bartsch zuletzt die Leitung der internistischen Brustambulanz, wo sein wissenschaftlicher Schwerpunkt auch weiterhin auf der Entwicklung innovativer klinischer Studienkonzepte in komplexen Erkrankungssituationen liegt.

Zur Person

Rupert Bartsch wurde am 24.07.1975 in Wien geboren. Er studierte von 1993 bis 2000 Humanmedizin an der Universität Wien, und war ab 2002 als Assistenzarzt an der klinischen Abteilung für Onkologie an der Universitätsklinik für Innere Medizin I tätig. Nach Abschluss der Facharztausbildung 2008 arbeitete er 2009/2010 als Koordinator des Brustgesundheitszentrums am KH der Elisabethinen Linz und war 2017/2018 als wissenschaftlicher Leiter der German Breast Group in Neu Isenburg, Deutschland. Rupert Bartsch ist Oberarzt an der klinischen Abteilung für Onkologie der Universitätsklinik für Innere Medizin I, wo er die internistische Brustambulanz leitet. Neben seiner Forschungstätigkeit im Bereich des Mammakarzinoms beteiligt sich Rupert Bartsch auch an der Lehre im Rahmen des Humanmedizinstudiums und betreut PhD- und Diplomarbeiten.

Ausgewählte Literatur

  1. Bartsch R, Berghoff AS, Furtner J, Marhold M, Bergen ES, Roider-Schur S, Starzer AM, Forstner H, Rottenmanner B, Dieckmann K, Bago-Horvath Z, Haslacher H, Widhalm G, Ilhan-Mutlu A, Minichsdorfer C, Fuereder T, Szekeres T, Oehler L, Gruenberger B, Singer CF, Weltermann A, Puhr R, Preusser M. Trastuzumab deruxtecan in HER2-positive breast cancer with brain metastases: a single-arm, phase 2 trial. Nature Med 2022;28:1840-1847.

  2. Drago JZ, Modi S, Chandarlapaty S. Unlocking the potential of antibody–drug conjugates for cancer therapy. Nature Reviews Clinical Oncology 2021;18: 327–344.

  3. Hurvitz SA, Hegg R, Chung WP, Im SA, Jacot W, Ganju V, Chiu JWY, Xu B, Hamilton E, Madhusudan S, Iwata H, Altintas S, Henning JW, Curigliano G, Perez-Garcia JM, Kim SB, Petry V, Huang CS, Li W, Frenel JS, Antolin S, Yeo W, Bianchini G, Loi S, Tsurutani J, Egorov A, Liu Y, Cathcart J, Ashfaque S, Cortés J. Trastuzumab deruxtecan versus trastuzumab emtansine in patients with HER2-positive metastatic breast cancer: updated results from DESTINY-Breast03, a randomised, open-label, phase 3 trial. Lancet 2023;401:105-117.

  4. Krop I, Park YH, Kim SB, Borges G, Aksoy S, Gregori JG, Roylance R, Lim E, Yerushalmi R, Zagouri F, Duhoux FP, Fehm T, Takano T, Egorov A, Wu I, Cathcart J, Chu C, André F. Trastuzumab deruxtecan vs physician’s choice in patients with HER2+ unresectable and/or metastatic breast cancer previously treated with trastuzumab emtansine: Primary results of the randomized phase 3 study DESTINY‑Breast02. Abst. GS2-01; presented at the 2022 San Antonio Breast Cancer Symposium, Dec. 6th-10th, 2022; San Antonio, TX, USA.

  5. Murthy RK, Loi S, Okines A, Paplomata E, Hamilton E, Hurvitz SA, Lin NU, Borges V, Abramson V, Anders C, Bedard PL, Oliveira M, Jakobsen E, Bachelot T, Shachar SS, Müller V, Braga S, Duhoux FP, Greil R, Cameron D, Carey LA, Curigliano G, Gelmon K, Hortobagyi G, Krop I, Loibl S, Pegram M, Slamon D, Palanca-Wessels MC, Walker L, Feng W, Winer EP. Tucatinib, Trastuzumab, and Capecitabine for HER2-Positive Metastatic Breast Cancer. N Engl J Med 2020;382:597-609.


Assoc.-Prof. PD Dr. Rupert Bartsch

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