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2023 Februar - Bernhard Scheiner

DDr. Bernhard Scheiner

MedUni Wien RESEARCHER OF THE MONTH, Februar 2023

Die Jury „Researcher of the Month” verleiht die Auszeichnung für diesen Monat Herrn DDr. Bernhard Scheiner aus Anlass der im Top-Journal „Journal of Hepatology“ (IF 30,1) erschienenen Arbeit „Prognosis of patients with hepatocellular carcinoma treated with immunotherapy – development and validation of the CRAFITY score“ (1). Diese multizentrische europäische Studie ist in Zusammenarbeit zwischen der Universitätsklinik für Innere Medizin III, Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie (Arbeitsgruppe: Ap.Prof. Priv.-Doz. Dr. Matthias Pinter, PhD) mit dem Zentrum für Medizinische Statistik, Informatik und Intelligente Systeme (CeMSIIS) der Medizinischen Universität Wien (Arbeitsgruppe: Prof. Mag. Dr. Harald Heinzl) und 13 weiteren nationalen und internationalen Zentren entstanden.

Ein einfacher Score zur Vorhersage der Immuntherapie-Effektivität bei Patient:innen mit Leberzellkarzinom

Das hepatozelluläre Karzinom (HCC) ist der häufigste primäre Lebertumor und tritt vor allem bei Patient:innen mit zugrundeliegender Lebererkrankung auf (2). Die therapeutischen Möglichkeiten bei Patient:innen in fortgeschrittenen Tumorstadien haben sich in den letzten Jahren deutlich erweitert (3, 4). In diesem Kontext wurde rezent auch in Europa ein Immuntherapie-basiertes Behandlungskonzept (Atezolizumab mit Bevacizumab) zugelassen (5, 6), welches auch den aktuellen Referenzstandard in der systemischen Erstlinientherapie des fortgeschrittenen HCC darstellt (7). Trotz der beeindruckenden Fortschritte, welche in der Behandlung des HCC in den letzten Jahren erzielt wurden, kann jedoch weiterhin nur bei etwa einem Drittel der behandelten Patient:innen ein objektives Ansprechen im Sinne einer Verkleinerung des Tumors auf die Therapie mit Atezolizumab/Bevacizumab erreicht werden (7). Daher werden - um die Therapie zu personalisieren - einfach anwendbare Biomarker benötigt, welche ein Therapieansprechen vorhersagen können.

Zur Entwicklung und Validierung unseres prognostischen Modells wurden Patient:innen mit HCC, welche eine Immuntherapie in 6 Zentren in Österreich und Deutschland erhielten in eine Trainingskohorte, sowie Patient:innen, welche in 8 Zentren in Deutschland, Italien und der Schweiz behandelt wurden, in eine Validierungskohorte eingeschlossen. Als primäre Studienendpunkte wurden einerseits das Überleben sowie andererseits das radiologische Ansprechen der Patient:innen ausgewertet.

Nach umfangreichen statistischen Analysen konnten wir zeigen, dass ein Alpha-Fetoprotein (AFP)-Wert ≥100 ng/mL sowie ein C-reaktives Protein (CRP)-Wert ≥1 mg/dL zu Therapiestart signifikant und unabhängig voneinander sowie der Leberfunktion und dem klinischen Zustand der Patient:innen mit einem schlechteren Überleben assoziiert waren. Basierend darauf wurde der CRP and AFP in IMMUNOTHERAPY (CRAFITY) Score entwickelt, wobei für einen AFP-Wert ≥100 ng/mL sowie für einen CRP-Wert ≥1 mg/dL jeweils ein Punkt vergeben wurde. Der daraus abgeleitete CRAFITY-score konnte somit 3 Ausprägungen annehmen: 0 Punkte (CRAFITY-low), 1 Punkt (CRAFITY-intermediate) und 2 Punkte (CRAFITY-high). Ein niedriger CRAFITY-score war in der Trainingskohorte nicht nur mit einem signifikant besseren Überleben, sondern auch mit einer signifikant höheren Wahrscheinlichkeit für das Erzielen eines radiologischen Ansprechens assoziiert. Diese prognostische Wertigkeit konnte in der unabhängigen Validierungskohorte bestätigt werden (1).

Zusammenfassend haben wir einen einfach anwendbaren Score entwickelt und extern validiert, welcher das Ansprechen auf eine Immuntherapie bei Patient:innen mit HCC vorhersagen kann. AFP und CRP werden routinemäßig bestimmt und sind gut etablierte prognostische Parameter bei Patient:innen mit HCC (8, 9).

Die hier prämierte Studie wurde auch mit dem Kurzvortragspreis der Österreichischen Gesellschaft für Innere Medizin (ÖGIM) und dem Falk-Preis der Österreichischen Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie (ÖGGH) ausgezeichnet und in die ‚Best of International Liver Congress 2021‘ Foliensammlung aufgenommen.

Wissenschaftliches Umfeld

Herr DDr. Bernhard Scheiner begann seine Forschungstätigkeit bereits während des Humanmedizinstudiums an der klinischen Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie in der Arbeitsgruppe von Assoc.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Thomas Reiberger, wo er auch seine Diplomarbeit sowie 2021 sein PhD-Studium abschloss. Seit Beginn seiner Facharztausbildung an der Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie ist er auch in der Arbeitsgruppe von Ap.Prof. Priv.-Doz. Dr. Matthias Pinter, PhD wissenschaftlich sehr aktiv. Seine wissenschaftlichen Schwerpunkte liegen im Bereich des hepatozellulären Karzinoms sowie bei vaskulären Lebererkrankungen und Gerinnungsproblemen bei Patient:innen mit fortgeschrittenen Lebererkrankungen. Neben der eingereichten Studie hat DDr. Scheiner rezent auch mehrere weitere Projekte im Rahmen nationaler und internationaler Kooperationen publiziert und hat rezent eine vom ‚European Joint Program for Rare Diseases‘ (Horizon 2020) gesponserte europäische Konferenz zum Thema vaskuläre Lebererkrankungen am AKH Wien organisiert und abgehalten. Im August 2022 hat Herr DDr. Scheiner ein Auslandssemester am Imperial College London in der international renommierten Arbeitsgruppe von Dr. David J. Pinato, PhD angetreten. Das Ziel dieses Forschungsaufenthaltes ist es, sein Wissen in Bezug auf die Planung und Durchführung translationaler Forschungsprojekte im Bereich des HCC vor dem Hintergrund aktueller wissenschaftlicher Spitzentechnologie zu erweitern.

Zur Person

DDr. Bernhard Scheiner wurde am 30.Juni 1989 in Wien geboren. Er studierte von 2009 bis 2015 Humanmedizin an der Medizinischen Universität Wien und war seit 2016 in das Doktoratsstudium der angewandten medizinischen Wissenschaften inskribiert, welches er im Oktober 2021 erfolgreich abschloss. Nach Abschluss seines Medizinstudiums 2015, absolvierte er seine Basisausbildung am Otto-Wagner-Spital in Wien und war in weiterer Folge als Assistenzarzt für Innere Medizin und Gastroenterologie und Hepatologie an der Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie der Universitätsklinik für Innere Medizin III (Abteilungsleiter: Hr. Univ.-Prof. Dr. Michael Trauner) tätig. Im November 2022 absolvierte Hr. DDr. Scheiner erfolgreich seine Facharztprüfung für Innere Medizin und Gastroenterologie und Hepatologie. Neben seiner Forschungstätigkeit beteiligt sich DDr. Scheiner auch an der studentischen Lehre im Rahmen des Humanmedizinstudiums und betreut Diplomarbeiten sowie an der postgraduellen Lehre im Rahmen der Mitorganisation des „Intensivkurses Innere Medizin - IKIM“ und der Abteilungsfortbildung der Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie der Medizinischen Universität Wien.

 

Ausgewählte Literatur

  1. Scheiner B, Pomej K, Kirstein MM, Hucke F, Finkelmeier F, Waidmann O, et al. Prognosis of patients with hepatocellular carcinoma treated with immunotherapy - development and validation of the CRAFITY score. J Hepatol. 2022;76(2):353-63.

  2. Scheiner B*, Balcar L*, Johanna Nussbaumer R, Weinzierl J, Paternostro R, Simbrunner B, et al. Factor VIII/protein C ratio independently predicts liver-related events but does not indicate a hypercoagulable state in ACLD. J Hepatol. 2022.

  3. Lampichler K, Semmler G, Wöran K, …, Scheiner B*, Scharitzer M*. Imaging features facilitate diagnosis of porto-sinusoidal vascular disorder. Eur Radiol. 2022 (accepted)

  4. Kirstein MM, Scheiner B, Marwede T, Wolf C, Voigtländer T, Semmler G, et al. Sequential systemic treatment in patients with hepatocellular carcinoma. Alimentary Pharmacology & Therapeutics. 2020;52(1):205-12.

  5. Scheiner B, Kirstein MM, Popp S, Hucke F, Bota S, Rohr-Udilova N, et al. Association of Platelet Count and Mean Platelet Volume with Overall Survival in Patients with Cirrhosis and Unresectable Hepatocellular Carcinoma. Liver Cancer. 2018.

  6. Semmler G, Lindorfer A, Schaefer B, …, Scheiner B. Outcome of Budd-Chiari Syndrome (BCS) Patients Treated With Direct Oral Anticoagulants (DOACs) - An Austrian Multicenter Study. Clin Gastroenterol Hepatol. 2022.

  7. Wöran K, Semmler G, Jachs M, …, Scheiner B. Clinical Course of Porto-Sinusoidal Vascular Disease Is Distinct From Idiopathic Noncirrhotic Portal Hypertension. Clin Gastroenterol Hepatol. 2020.

  8. Pinter M, Scheiner B, Peck-Radosavljevic M. Immunotherapy for advanced hepatocellular carcinoma: a focus on special subgroups. Gut. 2021;70(1):204-14.


DDr. Bernhard Scheiner

Medizinische Universität Wien
Universitätsklinik für Innere Medizin III
Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie
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