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November 2006 | Stefan Sacu

Dr. Stefan SACU

Stefan Sacu

RESEARCHER OF THE MONTH, November 2006

Die Jury "Researcher of the Month" verleiht die Auszeichnung für diesen Monat Herrn Dr. Stefan Sacu aus Anlass der Publikation "Long-term efficacy of adding a sharp posterior optic edge to a three-piece silicone intraocular lens on capsule opacification: Five-year results of a randomized study. Am J Ophthalmol. 2005 Apr. 139(4):696-703." (1) In dieser 5 Jahre dauernden Langzeitstudie wurde die Effektivität scharfkantiger Linsendesigns zur praktisch vollständigen Vermeidung der hinteren Kapseltrübung als die häufigste Komplikation nach Kataraktchirurgie bewiesen. Herr Dr. Sacu und das Team der Kunstlinsenambulanz unter der Leitung von Herrn Prof. Dr. R. Menapace haben sich seit Jahren mit Komplikationen der modernen Kataraktchirurgie und den Möglichkeiten der Nachstar-Prävention durch die Verwendung und Weiterentwicklung spezieller Intraokularlinsen-Designs und Operationstechniken beschäftigt. (2-6)

Nachstar: Ursachen, klinische Bedeutung und ihre Vermeidung durch Operationstechniken
Die häufigste Spätkomplikation der modernen Kataraktchirurgie stellt die Nachstar-Entwicklung dar, auch "Cataracta secundaria" genannt. Dabei trübt sich nach einer Kataraktoperation sekundär der Kapselsack, der nach Entfernung der getrübten natürlichen Linse mittels Phakoemulsifikation die faltbare Kunstlinse (Intraokularlinse = IOL) im Auge stabilisiert. Bis zu 25 % der erwachsenen Kataraktpatienten und nahezu alle Kinder mit angeborener Katarakt entwickeln im postoperativen Verlauf eine Cataracta secundaria mit funktionell bedeutsamer Sehverschlechterung und Abnahme des Kontrastsehens. Durch den verminderten Einblick auf die periphere Netzhaut bei augenärztlichen Untersuchungen kann die frühe Entdeckung von Netzhautdefekten behindert, deren notwendige Therapie verzögert, und dadurch die Entwicklung einer Netzhautabhebung mit bleibender Sehbeeinträchtigung begünstigt werden.

Klinisch unterscheidet man beim Nachstar eine Trübung des hinteren Kapselblattes (Posterior Capsule Opacification = PCO) von einer des vorderen Kapselblattes (Anterior Capsule Opacification = ACO). Ursache für PCO ist die Migration und Proliferation von im Kapselsack verbleibenden Linsenepithelzellen, während die ACO durch die Transdifferenzierung der Linsenepithelzellen in Myofibroblasten entsteht. Da die Linsenepithelzellen sich im vorderen Kapselblatt bzw. im Kapselsackäquator befinden, hat ein Barriereeffekt gegen die Migration der Linsenepithelzellen auf das hintere Kapselblatt bei der Hemmung der PCO eine große Bedeutung. Dieser Barriereeffekt kann nur mit den scharfkantigen Kunstlinsen erreicht werden: In einer prospektiven, randomisierten, doppel-maskierten, bilateralen Studie mit einer Nachbeobachtungszeit von 5 Jahren konnten die Vorteile der PCO-hemmenden Wirkung der scharfen Optikkante im Vergleich zur runden Optikkante gezeigt werden. Es kommt jedoch bei den scharfkantigen IOLs zu einem signifikant höheren Auftreten der ACO. Durch die Entfernung der vorderen Linsenepithelzellen zeigt sich eine signifikante Abnahme der ACO.

Die Interaktion zwischen Linsenkapsel und IOL in der frühen postoperativen Phase spielt bei der Migration der Linsenepithelzellen und somit bei der Entstehung der PCO auch eine wichtige Rolle. Diese Grundlage der Nachstar-Entwicklung konnte durch die Entwicklung einer standardisierten Methode zur Darstellung von Linsenkapsel und IOL nach Kataraktchirurgie mittels optischer Kohärenztomographie abgebildet werden. Je früher eine Kapselfusion entsteht, desto geringer ist die PCO-Intensität. Bei scharfkantigen Kunstlinsen ist die Kapselfusion bereits nach 2 Wochen abgeschlossen, womit ein Grund für die geringere Nachstarbildung durch scharfkantiges Linsendesign erklärt wurde. Auch die Effektivität und Dauerhaftigkeit der Nachstarhemmenden Wirkung einer scharfen Optikkante wird von der Art der Kapselfusion am Optikrand beeinflusst. Basierend auf den Kurz- und Langzeitanalysen verschiedener Linsendesigns (runde und scharfe Optikkanten) und Linsenmaterialien (PMMA, Silikon, Acrylate) wurde ein spezielles Klassifikationsschema entwickelt.

Die Arbeiten von Dr. Sacu mit dem Team der Kunstlinsenambulanz führen zu einem tieferen Verständnis der Nachstar-Entwicklung und der Möglichkeit der Nachstar-Prävention durch die Verwendung und Weiterentwicklung spezieller Intraokularlinsen-Designs und Operationstechniken. Durch die Prävention der häufigsten Spätkomplikation kann das funktionelle Sehen für Katarakt-Patienten auch Jahre nach der Operation signifikant verbessert werden.

Persönliches
Herr Dr. Stefan Sacu, Jahrgang 1975, ist seit 2000 an der Univ.-Klinik für Augenheilkunde und Optometrie an der Med. Universität Wien tätig. Er arbeitete bis 2004 in zahlreichen Forschungsgebieten der Ophthalmologie mit Projekten im Bereich der Nachstarprävention, Optimierung der Biometrie in der Kataraktchirurgie, sowie den Einfluss von Kataraktformen auf den Visus. Im Jahr 2004 wurde Dr. Sacu mit dem Theodor Körner Forschungsförderungspreis für das Projekt "Identification of intraretinal morphology of retinitis pigmentosa using ultrahigh resolution optical coherence tomography" ausgezeichnet. Mit Einführung des klinischen und wissenschaftlichen Schwerpunktes im Bereich der Netzhauterkrankungen wurde Dr. Sacu 2004 Mitglied dieser Arbeitsgruppe und hat seither Forschungsaktivitäten im Bereich von Netzhaut- und Makulaerkrankungen etabliert. Dr. Sacu ist Mitglied zahlreicher renommierter wissenschaftlicher Gesellschaften. Im Jahr 2006 hat Dr. Sacu seine Leistungen in Forschung und Lehre zur Habilitation im Fach Augenheilkunde eingereicht.

Literatur

  1. Sacu S, Menapace R, Findl O, Kiss B, Buehl W, Georgopoulos M. Long-term efficacy of adding a sharp posterior optic edge to a three-piece silicone intraocular lens on capsule opacification: five year results of a randomized study. Am J Ophthalmol. 2005 Apr; 139(4):696-703. 
  2. Sacu S, Menapace R, Findl O. Effekt of optic material and haptic design on anterior capsule opacification and capsulorrhexis contraction. Am J Ophthalmol. 2006 Mar; 141(3):488-493. 
  3. Findl O, Menapace R, Sacu S, Buehl W, Rainer G. Effect of optic material on posterior capsule opacification in intraocularlenses with sharp-edge optics: Randomized clinical trial. Ophthalmology. 2005 Jan; 112(1): 67-72. 
  4. Menapace R, Wirtitsch M, Findl O, Buehl W, Kriechbaum K, Sacu S. Effect of anterior capsule polishing on posterior capsule opacification and neodymium: YAG capsulotomy rates: three-year randomized trial. J Cataract Refract Surg. 2005 Nov; 31(11): 2067-75. 
  5. Sacu S, Findl O, Linnola RJ. Optical coherence tomography assessment of capsule closure after cataract surgery. J Cataract Refract Surg. 2005 Feb; 31(2): 330-6. 
  6. Sacu S, Findl O, Menapace R, Buehl W. Influence of optic edge design, optic material, and haptic design on capsula bend configuration. J Cataract Refract Surg. 2005 Oct;31(10): 1888-94.