Dr.in Damla Olcaydu, PhD
MedUni Wien RESEARCHER OF THE MONTH, Oktober 2010
Die Jury „Researcher of the Month” verleiht die Auszeichnung für diesen Monat Frau Dr.in Damla Olcaydu aus Anlass der in dem Topjournal “Nature Genetics” im Jahre 2009 erschienenen Publikation „A common JAK2 haplotype confers susceptibility to myeloproliferative neoplasms” (IF 30,25) [1]. Diese Arbeit entstand in der Arbeitsgruppe von Dr. R. Kralovics am Research Center for Molecular Medicine (CeMM) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften unter Mitarbeit von Dr. A. Harutyunyan, Dr. R. Jäger und T. Berg in Zusammenarbeit mit B. Gisslinger, Univ. Prof.in Dr.in I. Pabinger und Univ. Prof. Dr. H. Gisslinger von der Klin. Abteilung für Hämatologie und Hämostaseologie, Univ.-Klinik für Innere Medizin I, MedUni Wien. Für diese Arbeit wurde Frau Dr. Olcaydu im Oktober 2009 mit dem Wilhelm Türk-Preis für Hämatologie ausgezeichnet. Für ihre Ergebnisse und deren Präsentation erhielt sie außerdem den ersten Preis bei der „6th International Medical Postgraduate Conference“, die im November 2009 in Hradec Králové, Tschechische Republik, stattfand.
Mechanismus der Entstehung von myeloproliferativen Syndromen mit JAK2-Mutation
Frau Dr.in Olcaydu konnte in ihrer Arbeit einen bestimmten Haplotyp des JAK2-Gens identifizieren, der mit höherer Wahrscheinlichkeit eine spezifische onkogene Mutation erwirbt und somit auch ein höheres Risiko für die Entstehung von myeloproliferativen Neoplasmen (MPN) birgt.
Die JAK2-Kinase (JAK steht für „Januskinase“) ist ein Enzym, welches die Signale von der Zellmembran zum Zellkern weiterleitet und somit eine Art Botenfunktion ausübt. Das Enzym reguliert das Zellwachstum und damit auch das Überleben der Zelle und hat dadurch eine Schlüsselrolle in der Steuerung der Produktion von Blutzellen. Frühere wissenschaftliche Arbeiten zeigten, dass in ungefähr der Hälfte aller MPN-Patienten eine Mutation im JAK2-Gen vorkommt, welche zu einer Überproduktion von Blutzellen – eines der Hauptkennzeichen von MPN – führt. Die Forschungsergebnisse von Frau Dr.in Olcaydu zeigen nun, dass die JAK2-Mutation überwiegend auf einer der zwei JAK2-Genvarianten, die in der westeuropäischen Population vorkommen, auftritt. Somit hat die Gruppe von Menschen, die diese bestimmte Genvariante trägt, ein bis zu 6-fach höheres Risiko, eine Mutation zu erwerben und an MPN zu erkranken. Weiters zeigen diese Daten erstmals, dass Genvariationen interindividuelle Unterschiede in der Anfälligkeit für Mutationen bewirken und legen daher nahe, dass Varianten von krankheitsrelevanten Genen auch bei anderen Krebserkrankungen eine entscheidende Rolle spielen könnten [2-4].
Wissenschaftliches Umfeld
Frau Dr.in Olcaydu ist in der Gruppe von Dr. R. Kralovics am Research Center for Molecular Medicine (CeMM) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und an der Klinischen Abteilung für Hämatologie und Hämostaseologie der Universitätsklinik für Innere Medizin I, Medizinische Universität Wien, als PhD Studentin im Rahmen des PhD Programmes „Molecular Signal Transduction“ tätig.
Persönliches
Frau Dr.in Olcaydu wurde 1982 in Wien geboren und maturierte 2000 in Wien mit Auszeichnung. Sie studierte Medizin (N201) an der Medizinischen Universität Wien und schloss das Studium 2008 mit der Dissertation „The genetic basis of thrombosis in essential thrombocythemia“ ab. Durchgeführt wurde die Arbeit unter der Leitung von Dr. R. Kralovics am Research Center for Molecular Medicine (CeMM) und Univ. Prof. Dr. H. Gisslinger an der Klin. Abteilung für Hämatologie und Hämostaseologie der Univ.-Klinik für Innere Medizin I, MedUni Wien. Schon während des Studiums war Frau Dr. Olcaydu wissenschaftlich am Institut für Gefäßbiologie und Thromboseforschung unter der Leitung von Univ. Prof. Dr. B. Binder und Univ. Prof. Dr. J. Breuss tätig. Seit April 2008 erforscht sie am CeMM und an der MUW die Grundlagen und Genetik der myeloproliferativen Neoplasien.
Ausgewählte Literatur
- Olcaydu D, Harutyunyan A, Jaeger R, Berg T, Gisslinger B, Pabinger I, Gisslinger H, Kralovics R (2009): A common JAK2 haplotype confers susceptibility to myeloproliferative neoplasms. - Nat.Genet.41:450-454.
- Liu K, Kralovics R, Rudzki Z, Grabowska B, Buser AS, Olcaydu D, Gisslinger H, Tiedt R, Frank P, Okon K, van der Maas APC, Skoda RC (2008): A de novo splice donor mutation in the thrombopoietin gene causes hereditary thrombocythemia in a Polish family. - Haematologica 93:706-714.
- Olcaydu D, Skoda RC, Looser R et al. (2009): The 'GGCC' haplotype of JAK2 confers susceptibility to JAK2 exon 12 mutation-positive polycythemia vera. - Leukemia 23:1924-1926.
- Prager GW, Breuss JM, Steurer S, Olcaydu D, Mihaly J, Brunner PM, Stockinger H, Binder BR (2004): Vascular endothelial growth factor receptor-2-induced initial endothelial cell migration depends on the presence of the urokinase receptor. - Circ.Res.94:1562-1570.
Kontakt
Dr.in Damla Olcaydu
Klin. Abteilung für Hämatologie und Hämostaseologie
Univ.-Klinik für Innere Medizin I
Währinger Gürtel 18-20
1090 Wien
T.: +43 (0)1 40400-4410
E-Mail: damla.olcaydu@meduniwien.ac.at
Research Center for Molecular Medicine (CeMM)
Lazarettgasse 14
1090 Wien
T.: +43 (0)1 40160-70 011
E-Mail: dolcaydu@cemm.oeaw.ac.at